Der Coitus Interruptus (bzw. Koitus Interruptus) zeichnet sich dadurch aus, dass der Mann den Penis vor der Ejakulation aus der Scheide zieht und außerhalb der Vagina zum Orgasmus kommt. Ist das wirklich Verhütung? Wir nehmen den Coitus Interruptus ins Visier und klären, ob die Methode wirklich so sinnvoll ist, um eine Schwangerschaft zu verhindern.
Coitus Interruptus heißt aufgrund der lateinischen Wortbedeutung ungefähr soviel wie „unterbrochener Geschlechtsverkehr“. Umgangssprachlich wird der Coitus Interruptus auch als „Rückzieher“ oder recht platt als „Aufpassen“ bezeichnet. Letztlich bedeutet Coitus Interruptus nichts anderes, als dass der Mann beim Sex kurz vor dem Orgasmus den Penis aus der Vagina seiner Sexpartnerin zieht (also einen „Rückzieher“ macht) und außerhalb der Scheide ejakuliert. So soll beim Coitus Interruptus „aufgepasst“ und sicher gestellt werden, dass die Frau nicht schwanger wird. Doch kann das funktionieren? Ist das wirklich eine sichere Verhütungsmethode?
Ist der Coitus Interruptus eine Verhütungsmethode?
Der Coitus Interruptus wurde zumindest schon auf Basis des Pearl-Index mit anderen Verhütungsmethoden verglichen. Der Pearl-Index gibt an, wie sicher eine Verhütungsmethode ist, indem ermittelt wird, wie viele von 100 Frauen innerhalb eines Jahres trotz Anwendung der Methode schwanger geworden sind. Dabei schneidet der Coitus Interruptus in allen Studien denkbar schlecht ab: die Index-Angaben reichen je nach Studien von 4 oder 8 bis sogar 27. Zum Vergleich: Der Pearl-Index der Pille liegt zwischen 0,2 und 1.
Der Coitus Interruptus ist aus verschiedenen Gründen so unsicher: Zum einen können auch vor der Ejakulation bereits Spermien aus dem Penis austreten, vor allem im Präejakulat, auch als Lusttropfen oder Glückstropfen bekannt. Dieser kann bereits beim Vorspiel ohne Schutz in die Vagina der Frau gelangen.
Zum anderen erfordert der Coitus Interruptus eine gute Kommunikation des Paares (und beim Sex will ja nicht unbedingt jede*r reden) sowie Willensstärke und eine enorme Körperbeherrschung auf Seiten des Mannes – beides ist gerade in dieser Situation oft nicht gegeben. Wertet man den Coitus Interruptus also als Verhütungsmethode, sollte man festhalten und warnen, dass er extrem unsicher ist und sich eigentlich nicht für Paare eignet, die eine Schwangerschaft vermeiden wollen. In Sachen „ernsthafte“ Schwangerschaftsverhütung kann beim Coitus Interruptus also allenfalls von „besser als gar nichts“ gesprochen werden. So richtig überzeugend klingt das jedoch zu Recht nicht.
„Vorher rausziehen“ ist also keine überzeugende Verhütungsmethode. Im Video zeigen wir dir 5 Alternativen, die auch ganz ohne Hormone auskommen:
Coitus Interruptus: Wenig Spaß und kein Schutz vor Krankheiten?
Der sehr hohe Pearl-Index, also die Rate der Frauen, die bei dieser „Verhütungsmethode“ schwanger werden trotz Aufpassen, ist aber nur ein Nachteil des Coitus Interruptus. Ein weiterer wichtiger Nachteil ist, dass kein Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten gewährleistet ist, wie ihn vor allem ein Kondom bieten kann. Eine Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien bis hin zu HIV bzw. Aids kann so nicht verhindert werden. Deshalb sollte man(n) gerade beim Verkehr mit fremden Personen dringend (!) zusätzlich ein Kondom überziehen. Außerdem vermindert der Coitus Interruptus für sehr viele Paare stark den Spaß beim Sex, da man ja die ganze Zeit aktiv auf den Moment wartet, in dem man den Sex abbrechen muss.
Außerdem müssen Paare darauf achten, welche Sexstellungen für den Coitus Interruptus in Frage kommen, denn es muss für den Mann möglich sein, den Penis schnell aus der Scheide zu ziehen, wenn er merkt, dass er kommt. Geeignete Stellungen für den Coitus Interruptus wären theoretisch etwa die Missionarsstellung oder die Doggy-Stellung. Du siehst: Bei dieser Art der „Verhütung“ lauern viele Gefahren. Wer sich von Kondomen oder der Pille in einen religiösen Konflikt gebracht sieht, dem sei gesagt, dass die katholische Kirche auch den Coitus Interruptus verurteilt, während er beispielsweise im Islam gebilligt wird.
Hat der Coitus Interruptus Vorteile?
Der einzige Vorteil, wenn man ihn so bezeichnen will, ist das aufregende Gefühl der ständigen Gefahr, wobei das natürlich für einen Orgasmus auch nicht die schönste Bezeichnung und Assoziation ist. Obwohl die meisten Paare den Coitus Interruptus eher als lustmindernd empfinden, gibt es im Gegenzug auch Paare, die ihn als besonders prickelnd empfinden. Manchen macht es Spaß, wenn außerhalb der Vagina ejakuliert wird, zum Beispiel auf den Körper der Frau. Für den (ohnehin eher mangelhaften) Aspekt der Empfängnisverhütung ist es dabei allerdings wichtig, dass auch nicht in der Nähe der Vagina ejakuliert wird. Ein weiterer Vorteil des Coitus Interruptus ist, dass keinerlei Hilfsmittel benötigt werden und er immer und überall „verfügbar” ist. Außerdem ist der Coitus Interruptus kostenlos – die potenziell folgende Schwangerschaft dann aber nicht mehr. Also mal ehrlich: So richtige Vorteile bietet er nicht.
Zusammenfassend muss über den Coitus Interruptus gesagt werden, dass er eigentlich nicht als ernstzunehmende Verhütungsmethode betrachtet werden kann. Wer also (noch) keinen Kinderwunsch verspürt, dem ist dringend vom Coitus Interruptus zur Schwangerschaftsverhütung abzuraten!
Der Coitus Interruptus nochmal im Überblick:
- Beim Coitus Interruptus zieht der Mann den Penis vor dem Orgasmus heraus und ejakuliert außerhalb der Scheide.
- Für den Coitus Interruptus muss auf eine geeignete Sexstellung geachtet werden, damit dies schnell genug geschehen kann.
- Als Verhütungsmethode ist der Coitus Interruptus sehr unsicher: Der Pearl-Index liegt bei bis zu 27!
- Auch vor dem Orgasmus können bereits Spermien aus dem Penis austreten.
- Der Coitus Interruptus bietet keinen Schutz vor Infektionskrankheiten!
Falls du ernsthaft verhüten möchtest, ist der Coitus Interruptus keine Option. Auch für ein One-Night-Stand ist der Coitus Interruptus ungeeignet, da er keinerlei Schutz vor Geschlechtskrankheiten bietet. Kondome, die Anti-Baby-Pille bzw. andere hormonelle Verhütungsmittel oder mechanische Varianten haben da eher ihre Daseinsberechtigung und sollten zum Einsatz kommen, solltest du keinen Babywunsch verspüren und mit deinem Partner eh darauf hinarbeiten.
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