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YourToyParty:

Sextoy-Partys sind wichtig für unsere Gesellschaft

Interview

Toypartys haben in unserer Gesellschaft immer noch ein Schmuddelimage. Hinter den Veranstaltungen, die oft als reine Verkaufsberatung oder spaßige Events an Junggesellinnenabschieden oder Geburtstagen wahrgenommen werden, steckt aber noch viel mehr. Wir haben mit Dan Apus Monoceros, Gründer von YourToyParty, gesprochen, und ihn gefragt, was ein Berater eigentlich können muss und warum Sextoy-Partys so wichtig für unsere Gesellschaft sind.

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Dan ist seit vier Jahren als Berater tätig.

Dan, welche Fehler machen die meisten eigentlich, wenn sie anfangen, Sextoys in ihr Sexleben einzubringen?

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Viele kaufen erst mal billige Produkte, weil sie ja gar nicht wissen, womit sie überhaupt anfangen sollen. Ihnen fehlt das Grundwissen und auch ein Berater, der ihnen sagt, welche Produkte zu ihnen passen könnten. Viele Sextoys werden im Internet falsch verkauft, weil die Verkäufer häufig keine Ahnung haben. Die sehen zum Beispiel nur ein Halsband, erkennen aber nicht, dass das eine Fixiermanschette ist, die einen anderen Nutzen hat.

Wie können Paare oder Singles ihr Sexleben mit Toys bereichern?

Sextoys können zwar den Sex besser machen, sie ersetzen aber nie die Beziehung mit einem anderen Menschen. Sie können auch die Rettung für eine langweilige Beziehung sein. Nicht für ewig, aber oftmals bringen sie frischen Wind rein. Aber eine Beziehung ist so viel mehr als Sex, deswegen funktioniert so etwas nicht auf Dauer.

Was können die negativen Effekte von Sextoys sein?

Negative Aspekte an Sextoys gibt es eigentlich kaum, sofern man qualitative und sichere Produkte nutzt und diese gezielt und richtig verwendet. Dabei helfen wir von YourToyParty unseren Kunden und Kundinnen natürlich. Was wir von unseren Kunden aber manchmal hören ist, dass der Sex mit einem neuen, unerfahrenen Partner etwas langweilig erscheint. Dieser hat meist noch nicht die richtigen Stellen gefunden oder ihm fehlt noch die passende Art und Weise, wie man es richtig möchte. Redet man mit dem Partner offen darüber und verrät ihm den ein oder anderen Trick, so kann diese Erfahrung zum Vorteil werden. Mit unseren Seminaren unterstützen wir die Teilnehmer, darüber zu reden und wir bekommen hier sehr positives Feedback.

Wie bist du auf die Idee gekommen, YourToyParty zu gründen?

Die Idee kam vor vier Jahren, als mein jetziger Mann und ich uns nach ersten Experimenten für höherwertige Sextoys interessiert haben. Wir lebten aber in einer Gegend, in der es nicht gerade viel außer Orion und Beate Uhse gab. Wir waren also auf der Suche nach Nischenanbietern, die qualitative Sachen liefern. Damals war das noch schwer zu finden. Deshalb habe ich angefangen, eigene Toys herzustellen. Das war eigentlich ein Hobby nebenher. Das wurde von unseren Freunden gut angenommen, deshalb habe ich die Idee dann weiterentwickelt. Und jetzt bieten wir bei YourToyParty nicht nur Sextoys, sondern auch Toypartys an.

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Was unterscheidet euch von anderen Sextoyparty-Anbietern?

Unser Anteil von Frauen und Männern als Beratern ist fast ausgeglichen. In vielen anderen Firmen gibt es keine männlichen Berater. Außerdem haben wir unterschiedliche Lieferanten, viele Hersteller aus Deutschland und bieten Einzelfertigungen an.

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Ihr habt euch lange auf Männer als Zielgruppe fokussiert. Wie lief die erste Toyparty, die du bei Frauen veranstaltet hast?

Meine ersten Toypartys bei Frauen waren eine Katastrophe. Ich hatte die nachgefragten Dessous in bestimmten Größen nicht vorrätig. Daran habe ich nicht gedacht. Aber jetzt weiß ich schon, was die Frauen sich bei so einer Veranstaltung vorstellen. Ich habe von vielen Kundinnen außerdem von Partys gehört, bei denen die Beraterin die Dildos hingeknallt, die Zeit auf 45 Minuten gestellt hat und das war's. Das wollen wir nicht. Bei uns ufern die Partys in der Länge manchmal etwas aus, aber dafür kommen die Leute auch immer wieder auf uns zu. Wir haben auch gemerkt, dass es besser ist, nicht so viele Produkte mitzubringen. Wir fragen den Gastgeber deshalb vorher, was er sich so vorstellt: Soll es kinky werden? Ist es ein Junggesellinnenabschied? Sind es Hetero-Paare oder homosexuelle Paare? Das muss man alles berücksichtigen, weil für jeden andere Sextoys passen können.

Welche Eigenschaften müssen die Berater mitbringen?

Jeder unserer Berater braucht Empathie und Offenheit. Auch Offenheit dem Job gegenüber ist wichtig. Ich habe zum Beispiel Beraterinnen, die haben Eltern, die das nicht so gut finden. Wenn dir der Job peinlich ist, schränkst du damit aber deine Tätigkeit ein. Da muss man eine gute Balance finden. Außerdem sind alle unsere Berater erfahren. Das heißt nicht, dass sie die Erfahrung selbst gemacht haben müssen. Wichtig ist aber, dass sie offen darüber reden können. Wir erfahren von unseren Kunden so viele neue Dinge. Was den einen sexuell befriedigt, stimuliert den anderen gar nicht. Man darf deshalb nie als Berater von sich auf andere schließen. Das ist eine Kunst, die wir beherrschen müssen. Außerdem braucht man ein gewisses Fingerspitzengefühl, um Themen anzusprechen, bei denen die Gesellschaft noch etwas verklemmt ist.

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Sextoys im Geschäft ausprobieren: Macht das eigentlich jemand?

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Werden von Männern explizit Frauen oder von Frauen Männer als Berater angefragt?

Also Männer wurden schon häufiger angefragt. Häufig denken Frauen, dass sie ihren Mann gefallen wollen und deshalb suchen sie explizit die andere Perspektive. Aber kein Kunde hat bei uns Anspruch auf ein bestimmtes Geschlecht oder eine bestimmte Person bei der Beratung. Wir suchen das beste Fitting.

Warum sind Sextoypartys deiner Meinung nach so wichtig? Lernen wir nicht sowieso alles über das Internet und können dort auch alles bestellen?

Wir müssen uns mal die Gesellschaft anschauen: Unsere Eltern bringen uns ein paar Sachen bei. Zum Beispiel, wie wir laufen oder essen sollen. In der Schule lernst du lesen und schreiben, bisschen etwas zur Anatomie des Menschen und wenn es hochkommt, wie die Babys zustande kommen. Du hast vielleicht noch eine Aidshilfe, die dir sagt, wie du ein Kondom verwenden solltest. Aber wo lernst du, wie du dir eigentlich deinen Spaß besorgst? Wer erzählt dir etwas über Lecktücher? Wenn du wirklich safe sein willst, solltest du das verwenden, aber das kennt keiner.

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Was siehst du in diesem Zusammenhang als eure Unternehmensaufgabe an?

Wir bekommen immer nur so viel mit, wie die Gesellschaft es uns zu vermitteln versucht, und das ist relativ wenig. Wir haben sogar Gegenbewegungen, besorgte Eltern, die versuchen, die normale Aufklärung in den Schulen zu verbieten und das ist für mich eine komplett falsche Entwicklung. Unsere Aufgabe ist deshalb auch, die Gesellschaft offen, aufgeklärt und liberal zu machen. Nicht nur für sexuelle Themen, sondern auch Themen, die daran gebunden sind, wie sexuelle Orientierung oder leichte Ansätze für Fetische, Drag- und Transbewegungen zum Beispiel.

Was ist dein perfektes Sexspielzeug?

Welche Rolle spielt Alkohol bei Toypartys, vielleicht auch um etwas lockerer zu werden?

Ein bisschen Alkohol hebt die Stimmung und die Leute tauen auf. Gerade wenn es um sehr intime Themen geht, brauchen viele doch ein Gläschen um wirklich locker zu werden. Dabei darf es aber nie zu viel werden. Illegale Drogen kommen aber nicht in Frage.

Gibt es Themen, die ihr auf euren Toypartys nicht besprecht?

Alles, was illegal ist. Es gibt Themenbereiche, die kann man mal privat besprechen. Denn wir arbeiten diskret und persönliche Themen sind bei uns gut aufgehoben. Wir haben aber keine juristische Schweigepflicht, auf die wir uns berufen könnten, wie dies beispielsweise ein Arzt hätte. Ich möchte dies an einem Beispiel verdeutlichen. Nehmen wir die Fantasie von Tiersex. Die Praktik mit Tieren ist illegal und gesetzlich verboten. Würden wir solch ein Verbrechen mitbekommen, müssten wir es zur Anzeige bringen, um uns nicht selber strafbar zu machen. Es gibt aber Anbieter, die Dildos* in der Form von Tiergenitalien herstellen. Das ist zwar extrem, aber nicht illegal und wir könnten entsprechende Toys zur Ersatzbefriedigung anbieten.

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Was war deine wildeste Erfahrung während einer Toyparty?

Es gibt Events, bei denen sich jemand plötzlich auszieht. Dann müssen wir eingreifen und die Leute etwas bremsen. Manchmal müssen wir aber auch daran erinnern, dass das keine reine Verkaufsveranstaltung ist, sondern eine Beratung, damit die Leute später besseren Sex haben. Wir bringen unseren Beratern am Anfang bei, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wo die Gruppe sich gerade befindet, wo sie hin will. Das soll ein lustiger, lockerer, offener Rahmen sein, aber professionell und seriös bleiben.

Welches Sextoy wird immer ausgehfreundlicher?

Toyparties
Designerin Marina Hoermanseder hat den Harness sogar ausgehfreundlich gemacht.

Auf jeden Fall ein Harness. Der ist zum Szeneprodukt geworden und wird in Berlin in Clubs wie dem Berghain oder dem Kitkat getragen. Wir entwickeln für Frauen auch gerade einen Harness aus Leder, mit viel Federschmuck. Erotisches Aussehen wird für viele Menschen immer wichtiger.

Was fange ich denn mit einem Harness an?

Sex lebt auch von Kraft und etwas Gewalt. Ganz häufig wird dann an den Haaren gezogen, in die Schulter gegriffen und das tut dann weh. Wenn dein Partner aber einen Harness trägt, hältst du dich daran fest und machst es dadurch angenehmer. Das gibt dir ein ganz anderes Spielerlebnis und hat natürlich auch etwas mit Dominanz zu tun.

Was kostet ein Harness?

Das kommt auf die Ausführung an. Ein Highend-Produkt liegt bei 240 Euro, einen Standard-Harness mit guter Qualität bekommt man aber auch für 160 Euro. Bei Billiganbietern liegt ein Harness bei 50 bis 60 Euro. Mein Mann und ich haben uns einen mit Swarovksi-Steinen anfertigen lassen, der lag zum Beispiel bei 360 Euro.

Danke für das Interview, Dan!

Bildquelle: iStock/kzenon, iStock/JackF, iStock/PhotoGraphyKM