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Kommentar

Animiert dieser Sexroboter zu Vergewaltigungen?

Sexroboter Vergewaltigung

Die Tage von schlichten aufblasbaren Sexpuppen sind gezählt. Schon längst gibt es realistische Sexroboter, die auf die Berührungen des Nutzers reagieren können. Ein ganz bestimmter sorgt derzeit für Empörung: Die sogenannte „Frigid Farrah“ wehrt sich gegen sexuelle Annäherungsversuche und soll laut Kritikern eine Vergewaltigung simulieren. Oder könnte diese Erfindung sogar sexuelle Übergriffe verhindern? Ich halte die Aufregung für überzogen.

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Ein Sexroboter, der nicht immer Lust auf Sex hat

Als ich das erste Mal über von der fragwürdigen Sexpuppe erfahren habe, musste ich auch erst einmal schlucken: Eine realistisch wirkende Frauennachbildung, die sich bei Berührungen im Intimbereich lautstark wehrt – geht's noch? Doch bevor ich mir ein vorschnelles Urteil bilden wollte, habe ich den Sexroboter genauer unter die Lupe genommen.

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Hinter diesem ausgeklügelten Sextoy steckt der amerikanische Hersteller TrueCompanion. Wie der Name (auf Deutsch: „treue Begleiterin“) nahelegt, sollen die Puppen mehr sein, als bloße Sexobjekte. So seltsam es sich anhören mag, soll ihr Aushängeschild RoxxxyGold das Verhalten eines Menschen möglichst realistisch nachahmen. Ermöglicht wird dies durch verschiedene Persönlichkeitsprogramme mit Titeln wie „Wild Wendy“ and „S & M Susan“ und eben auch „Frigid Farrah“. Je nach Einstellung reagiert Roxxxy unterschiedlich auf Berührungen, kann müde sein oder richtig Lust auf Sex haben. In der frigiden Einstellung macht Roxxxy im Gegensatz zu anderen Persönlichkeiten dem Nutzer deutlich, dass sie nicht berührt werden will. Wird der Roboter dann also vergewaltigt, wenn diese Widerworte ignoriert werden?

So sieht Frigid Farrah in Aktion aus

Was sich zunächst wie ein spezielles Sextoy für Männer mit Vergewaltigungsfantasien anhört, soll vielmehr dazu dienen, eine reale Beziehung zum Roboter aufzubauen – zumindest aus Sicht des TrueCompanion-Gründers Douglas Hines. In diesem Video demonstriert er dem skeptischen Interviewer (der nebenbei angemerkt ein gutes John Snow-Double abgeben würde), wie sich Roxxxy im Frigid Farrah-Modus verhält. Auf ihr „Stop it!“ hin entschuldigt sich Hines und weicht zurück. Hier wird also nicht wie befürchtet eine Vergewaltigung simuliert. Doch überzeuge dich selbst:

Kritik: Vergewaltigungen als legitime Sexfantasie

Trotz der Betonung des Herstellers, dass die Roboter mehr als bloße Sexobjekte sein sollen und mit einem stolzen Preis von umgerechnet fast 8.500 Euro pro Exemplar wohl eher einen Nischenmarkt bedienen, sorgt Roxxxy weltweit für Empörung. Bei vielen Artikeln bekommt man den Eindruck, dass es sich dabei um eine Art Vergewaltigungspuppe handelt. Die New York Times-Journalistin und Aktivistin Laura Bates geht in einem Artikel beispielsweise davon aus, dass Frigid Farrah Männer zu sexuellen Übergriffen animiert. Durch ihre realistische Darstellung und ihre abwehrende Haltung mache sie Vergewaltigungen zu einem legitimen sexuellen Erlebnis.

Der Sexroboter soll Männer erziehen

Der Hersteller hat mittlerweile auf die Empörungswelle reagiert und auf seiner Homepage einen offenen Brief der Geschäftsleitung gepostet. In diesem wird explizit auf Laura Bates Kritik eingegangen und ihr sogar zugestimmt:

Wir stimmen absolut mit Laura Bates überein (...), dass eine Vergewaltigung kein Akt sexueller Leidenschaft ist.
Geschäftsleitung von TrueCompanion

So weit, so gut. Doch die Stellungnahme geht noch weiter. Roxxxy sei nicht dafür programmiert worden, eine Vergewaltigung zu simulieren. Dies sei eher von anderen so interpretiert worden. Im Frigid Farrah-Modus äußere sie eben auch mal ihre Meinung und gebe Widerworte, wie eine reale Person. Wenn sie zum Beispiel allzu plötzlich geküsst wird, gibt sie zu verstehen, dass ihr dies zu schnell geht. Im Übrigen sei ein Vergewaltigungsmodus auch nicht etwas, dass sich die Kunden von TrueCompanion wünschen würden. Diese suchten eher nach einer Begleiterin oder Partnerin, zu der sie eine Beziehung aufbauen können. Scheinbar wurde die Funktion also gehörig missverstanden, denn sie soll Männer sogar korrektes Verhalten beibringen:

Frigid Farrah kann Menschen helfen zu verstehen, wie man mit einem Partner intim werden kann.
Geschäftsleitung TrueCompanion
Nina Everwin

Der Sexroboter wird überbewertet

Es mag vielleicht so wirken, als würde ich die Sexroboter von TrueCompanion total abfeiern. Dabei finde ich diese Art von Sextoy durchaus befremdlich und kann auch nicht so recht den Reiz daran erkennen. Das liegt aber weniger an der Frigid Farrah-Option, sondern daran, dass ich Menschen nicht nachvollziehen kann, die eine persönliche Bindung zu einer Puppe aufbauen wollen. Ich finde es allerdings eben nur befremdlich und nicht moralisch verwerflich.

Denn nachdem ich mir Roxxxy in Aktion angesehen habe, halte ich die Einschätzungen in vielen anderen Magazinen für überzogen. Ich habe den Eindruck, dass sich viele überhaupt nicht genauer mit der Funktionalität des Sexroboters befasst haben. Ich dachte zunächst, dass sich Roxxxy bei Annäherungsversuchen mit aller Gewalt wehren würde. Stattdessen sagt sie in einer sonoren Stimme „Stop it!“. Die Vergewaltigungsszenarien sind also scheinbar nur in den Köpfen einiger Journalisten entstanden. Als ich diese lächerlich aussehende Puppe im Video sah, musste ich doch eher schmunzeln: Hier wurde ein etwas seltsames Sextoy reichlich überschätzt und der Vergewaltigungsaspekt unnötig aufgebauscht. 

Nina Everwin

Bildquelle: Getty Images/graphit77

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