Sex vor der Ehe ist heutzutage eigentlich nichts mehr, das in der Kritik steht. Schließlich hat sich die Beziehung zwischen Mann und Frau längst emanzipiert und der Liebesakt ist nicht mehr zwingend an ein Eheleben geknüpft. Trotzdem gibt es auch in modernen Zeiten noch genug Menschen, die sich bewusst dafür entscheiden, sich aufzusparen und ihr erstes Mal mit ihrem Liebsten nach der Heirat zu vollziehen. Bleibt die Frage: Ist die Keuschheit einfach nur prüde oder doch irgendwie sinnvoll?
„Ja, ich will... Sex!“ Gerade bei sehr religiös geprägten Menschen ist es nach wie vor Gang und Gäbe, das erste Mal als verheiratete Person zu erleben. Sich aufsparen, auf den Richtigen warten, das war in vergangen Jahrhunderten selbstverständlich. Heute, zwischen Tinder, One Night Stands und dem verbreiteten Gefühlstrend der Beziehungsunfähigkeit als perfekte Ausrede für eine feste Bindung, wirkt das Konzept dagegen erschreckend veraltet. Warum finden dann trotzdem einige Leute Gefallen daran, als Jungfrau in die Ehe zu gehen?
Kein Sex vor der Ehe: Gründe, die dafür sprechen
Versuchen wir einmal nachzuvollziehen, warum sich einige Leute bewusst dafür entscheiden, keinen Sex vor der Ehe haben zu wollen.
- Gerade für (streng) gläubige Menschen, vor allem Christen und Muslime, ist die Ehe ein heiliger Bund, zu dem es eben gehört, dass man ihn unberührt eingeht. Und zwar für die Person, mit der man auf ewig zusammenbleiben will. Er in der Hochzeitsnacht wird die Jungfräulichkeit (gemeinsam) verloren.
- Manche finden es auch einfach schön, diesen ganz besonderen Moment mit dem Richtigen zu erleben und ihre Jungfräulichkeit an niemanden zu verlieren, zu dem sie irgendwann keinerlei Verbindung mehr haben. Das Paar will erst an der Kommunikation in ihrer Beziehung arbeiten, bevor es miteinander ins Bett steigt. Hier geht es also vor allem um eine romantische Überzeugung.
- Für wieder andere ist die Vorstellung vielleicht nicht schön, dass eine Frau vor der Ehe viele wechselnde Sexualpartner hat. So entscheiden viele einfach aus freien Stücken und eigenem Willen, dass sie vor dem Heiraten lieber enthaltsam bleiben und erst Sex in der Ehe haben wollen.
Sex vor der Ehe in der Bibel und die Auffassung im Islam
Ist Sex vor der Ehe eigentlich laut der Bibel* verboten? Im alten und neuen Testament gibt es einige Aussagen, die darauf schließen lassen, dass Sex vor der Ehe eine Sünde ist. Für das sexuelle Leben außerhalb der Ehe wird das Wort „Hurerei“ verwendet; Gott erwarte, dass sich Menschen, die ihm dienen, dieser enthalten (1 Thessalonicher 4,3). Die Bibel kennt auch das Konzept der Ehe und benennt es an einigen Stellen: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen (heiraten), und sie werden sein ein Fleisch (Sex)“ (1 Mose 2, 24) oder „Ich sage aber den Unverheirateten und den Witwen: Es ist gut für sie, wenn sie bleiben wie ich. Wenn sie sich aber nicht enthalten können, so sollen sie heiraten, denn es ist besser, zu heiraten, als vor Verlangen zu brennen“ (1 Kor 7,8-9).
Denn das ist, was Gott will, . . . dass ihr euch der Hurerei enthaltet.
Diese Aussagen machen deutlichen, dass Sex vor der Ehe im Christentum, zumindest nach diesen fundamentalistischen Ansichten, verboten ist.
Wie sieht es im Islam aus? Tatsächlich gibt der Koran* ähnliche Vorgaben wie die Bibel. Sex ist auch hier offiziell nur innerhalb der Ehe erlaubt. Bei den Schiiten gibt es daher sogar das Konzept der Kurzzeitehe: Eine Eheschließung, die nur wenige Minuten anhalten kann.
Wir sehen: Beim Thema Sex vor der Ehe scheinen sich die beiden Religionen einig zu sein.
Sex vor der Ehe: Machen oder sein lassen?
Ob man sich nun an die Vorgaben der religiösen Schriften halten sollte, steht zur Diskussion. Eine richtige Antwort, ob Sex vor der Hochzeit verkehrt ist oder ob das Konzept der vorehelichen Jungfräulichkeit völlig veraltet ist, gibt es nicht. Möglicherweise kann man zum Kompromiss kommen, dass beides seine moderne Daseinsberechtigung hat. Seine sexuellen Bedürfnisse frei befriedigen zu dürfen oder bewusst dagegen zu rebellieren, um einen einzigartigen Moment mit dem Ehemann in spe zelebrieren zu können. Fakt ist, Sexualität ist etwas ganz normales und jeder sollte selbst entscheiden dürfen, wann er sein erstes Mal haben möchte. Egal, ob man katholisch oder evangelisch ist oder nicht an Gott glaubt: Solange man die Entscheidung enthalsam zu bleiben selbstbestimmt treffen kann, ist an ihr auch nichts veraltet.
Wann wirst Du heiraten? Mach unseren Test und finde es heraus!
Sex vor der Ehe: Wie stehst Du zu diesem Thema? Sparst Du Dich für Deinen künftigen Gatten auf oder kommt diese Enthaltsamkeit für Dich gar nicht infrage? Ist es Dir wichtig, dass Dein Freund jungfräulich in die Ehe kommt, oder ist es Dir egal? Wir sind auf Deine Meinung gespannt!
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