Voyeurismus beschreibt eine Form der Sexualität, bei welcher sich eine Person Befriedigung durch das Beobachten intimer Momente anderer Personen verschafft. Dies geschieht in der Regel ohne deren Wissen und ist daher ein Eingriff in die Privatsphäre.
Was bedeutet Voyeurismus?
Der Begriff Voyeurismus stammt aus dem Französischen: Das Verb „voir“ bedeutet „sehen“. Ein Mensch, der Voyeurismus ausübt, wird als Voyeur, im Volksmund auch Spanner, bezeichnet. Er findet Lust am heimlichen Beobachten von für ihn erotischen Objekten oder sexuellen Handlungen zwischen meist Fremden. Damit nimmt er nicht aktiv am Geschehen teil, sondern hält sich passiv im Hintergrund. Das Beobachten verschafft Voyeuren Erregung; Befriedigung erfahren sie dabei häufig durch Masturbation. Wissen das observierte Paar und der Voyeur voneinander, bezeichnet man dies als Candaulismus, wie es beispielsweise beim Dogging der Fall ist. Eine erweiterte Form des Voyeuristen ist der Gaffer – also jemand, der nach Unfällen oder anderen unglücklichen Ereignissen die Szenerie schaulustig beobachtet.
Wie äußert sich Voyeurismus im Alltag?
Die meisten Voyeure sind Männer, die Frauen oder Paare beobachten. Doch nicht jeder Mensch, der gerne anderen zusieht, ist automatisch ein Voyeur. Erst, wenn dies über lange Zeit die einzige oder bevorzugte Möglichkeit ist, den Zustand sexueller Erregung zu erlangen, spricht man von Voyeurismus.
Dennoch haben viele Menschen zumindest eine voyeuristische Ader: den Nachbarn durchs Fenster beobachten, nackte Frauen am FKK-Strand genussvoll anzuschauen oder andere beim Sex zu belauschen zählt ebenfalls in diese Kategorie. Voyeurismus gehört also fest zu unserem Alltag. Zudem wird das lustvolle Beobachten in Stripclubs, Peepshows oder in Swingerclubs angeboten. Die breite Masse hingegen kann eine bestimmte Form der Befriedigung durch das Anschauen von voyeuristischen TV-Shows wie „Big Brother“ oder „Ich bin ein Star – holt mich hier raus!“ erfahren. Die Grenzen zwischen gesellschaftlich akzeptierten Voyeurismus und dem, was fragwürdig ist, sind jedoch meist noch klar erkennbar: Erotische Fotos, Filme und Fernsehsendungen anzuschauen ist in Ordnung, wenn es jedoch um das Beobachten von unwissenden Privatpersonen geht, ist dies in der Regel ein Tabu.
Was erregt einen Voyeur?
Was er beobachtet
Voyeurismus ist nicht zu vergleichen mit dem Ansehen von Pornos. Die Absicht des Voyeurs ist es, reale und ungestellte Handlungen zu sehen. Dies kann den intimen sexuellen Akt zwischen zwei Menschen betreffen, manchmal reicht es jedoch auch aus, wenn sich jemand auszieht oder erotisch bewegt. Die meisten Voyeure törnt es nicht an, wenn die observierte Person bewusst für sie agiert: Es muss heimlich geschehen. Meist ist es besonders reizvoll, Brüste oder Geschlechtsteile der Beobachteten zu sehen.
Was sind seine Absichten?
Das, was den Voyeur erregt, ist hauptsächlich der Reiz des Tabubruchs. Das Risiko, erwischt zu werden, besteht fast immer und kann zusätzliche Erregung verschaffen. Manchmal ist auch der Gedanke daran, dass sich das Opfer entdeckt und beschämt fühlen könnte, äußerst befriedigend. Voyeure wollen jedoch meist nicht wirklich Sex mit der beobachteten Person haben oder mit ihr in direkten Kontakt treten, sie stellen es sich höchstens in ihrer Fantasie vor. In der Regel bleiben sie stets passiv und anonym.
Orte & Hilfsmittel des Voyeurs
Voyeure finden sich an allen möglichen öffentlichen Plätzen. FKK-Strände, Umkleidekabinen, öffentliche Toiletten oder auch Saunen sind besonders beliebte Orte. Da man sich dort nicht unbeobachtet selbstbefriedigen kann, holen sich Voyeure hier meist nur Anregungen, um sich das Geschehene später in Erinnerung zu rufen. Haupthilfsmittel hierfür ist heute die Kamera im Smartphone. Können sie Menschen aus einer geschützten Lage heraus beobachten, kommen häufig auch Kameras mit Teleobjektiven, Fernrohre, Drohnen oder auch heimlich vorinstallierte Webcams zum Einsatz.
Welche Ursachen hat Voyeurismus?
Etwa die Hälfte der Menschen mit dieser Vorliebe bemerkt sie bereits in jungen Teenagerjahren. Es ist schwer zu sagen, wie viele Voyeure es gibt, da sie sich natürlich nicht offen zu erkennen geben. Die Beweggründe können vielfältig sein: Manche finden im Beobachten eine Art Ersatzbefriedigung bzw. einen Ausgleich für den Mangel an eigenem Sexualleben. Andere wiederum haben Angst vor der eigenen Sexualität und dem Intimwerden mit einem Partner. Das passive Zuschauen bietet ihnen Sicherheit und dennoch Befriedigung. Diesem geht häufig eine gestörte sexuelle Entwicklung voran: Der Voyeur fixiert sich auf eine frühe Stufe in der Sexualität, dem bloßen Anschauen, und übersteigt diese nicht.
Wann muss man Voyeurismus behandeln?
Die Vorliebe für Voyeurismus kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Bei der leicht ausgeprägten Form hat der Voyeur meist zusätzlich private sexuelle Kontakte und findet seine Befriedigung nicht nur im Zusehen. Es gibt jedoch auch krankhafte Formen, bei denen das Beobachten zu einer Art Zwang geworden ist und der Betroffene stark unter diesem Druck leidet. Verletzt er zudem offensichtlich die Rechte anderer und hat sein Verhalten kaum oder gar nicht mehr unter Kontrolle, kann eine Verhaltenstherapie bei einem Psychologen Erfolg bringen. Es gibt zudem Fälle, in denen der Voyeur zusätzlich exhibitionistisches Verhalten zeigt. Auch hier ist eine Psychotherapie erforderlich.
Ist Voyeurismus strafbar?
Voyeurismus allein ist keine Straftat, außer das Opfer bemerkt, dass es beobachtet wird und fühlt sich davon belästigt. Denn dies gilt als Eingriff in die Privatsphäre. Heikler wird es, wenn zusätzlich Fotos oder Videos von der beobachteten Person gemacht wurden:
§ 201a: „Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen“
Demnach muss der Voyeur mit bis zu zwei Jahren Gefängnis oder einer Geldstrafe rechnen. Wer Aufnahmen seiner Opfer online oder privat teilt, muss mit einem Jahr Freiheitsstrafe oder einer Geldstrafe rechnen.
Voyeurismus gehört zu den Paraphilien, welche sexuelle Neigungen abseits der Norm darstellen. Einige davon zeigen wir dir hier:
Bildquelle: Unsplash/Monika Kozub