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Paraphilien: Diese sexuellen Störungen gibt es

Paraphilien

Paraphilie ist ein Überbegriff für verschiedene sexuelle Störungen. Dazu gehören beispielsweise verschiedene Fetische, Sadomasochismus oder Voyeurismus. Sie werden von nicht Betroffenen als abnorm wahrgenommen und stellen mitunter auch eine Verletzung bestimmter Gesetze dar, vor allem bei dem Ausleben von Pädophilie oder Nekrophilie.

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Definition: Was sind Paraphilien?

Das Wort Paraphilien setzt sich aus zwei griechischen Begriffen zusammen: pará für „neben“ bzw. „entlang“ und philía für „Freundschaft“ oder „Liebe“. Frei übersetzt bedeutet das „Vorliebe für etwas entlang des Normalen“, genauer: sexuelle Neigungen abweichend von der Norm. Paraphilien bezeichnen also unübliche und ungewöhnliche Sexualpräferenzen. Die Vorlieben beziehen sich dabei auf einen oder mehrere der folgenden Punkte:

  • Unbelebte Objekte (Gegenstände, Leichen)
  • Gefühle der Unterdrückung und Schmerz (bei sich selbst oder bei anderen)
  • Hilflose und/oder nicht entscheidungsvermögende Lebewesen (Kinder, Tiere, schlafende Menschen)
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Diagnose einer Paraphilie

Sexuelle Störungen äußern sich immer in bestimmten Fantasien und können, müssen aber nicht, auf die Handlungsebene übertragen werden. Das heißt, dass ein Großteil der Paraphilen seinen Vorlieben nur heimlich nachgeht und daher verborgen bleibt. Doch nicht jeder, der ungewöhnliche oder in den Augen mancher, unangemessene Neigungen hat, ist automatisch paraphil:

Eine Paraphilie liegt vor, wenn sexuelle Erregung nur oder fast ausschließlich durch die jeweiligen Objekte oder Handlungen möglich ist. Dieser Zustand muss zudem mindestens sechs Monate andauern.

Die Diagnose erfolgt auf Grundlage bestimmter psychiatrischer Klassifikationssysteme, die jedoch heute teilweise umstritten sind. Eine Paraphilie äußert sich meist zum ersten Mal in der Kindheit oder Jugend und manifestiert sich im Erwachsenenalter. Sie besteht fast immer dauerhaft und verschwindet nicht einfach wieder. Die meisten Paraphilen sind Männer.

Unterschied zur Perversion

Paraphilien werden von der Gesellschaft meist als bizarr und nicht normal empfunden. Das Verhalten der Betroffenen gilt als krankhaft und wird in der Umgangssprache oft als „pervers“ bezeichnet. „Perversion“ ist eine veraltete Bezeichnung für medizinisch gesehen krankhaftes Verhalten, heute wird der Begriff nur noch zur Stigmatisierung von Menschen mit speziellen sexuellen Vorlieben gebraucht, meist aufgrund von mangelndem Wissen. Die Frage, was als „normal“ gilt und was nicht, ist jedoch stets abhängig vom jeweiligen Kulturkreis.

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Mögliche Ursachen für Paraphilien

Es gibt verschiedene Theorien, woraus eine Paraphilie resultieren könnte. Die meisten von ihnen sind noch nicht vollständig ausgereift und werden weiter erforscht:

Zusammenhang zu Persönlichkeitsstörungen

Einige Psycholog*innen vermuten einen Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsstörungen und Sexualstörungen. Demnach geht eine bestehende Störung der Persönlichkeit in manchen Fällen mit einer Störung der Sexualpräferenz einher bzw. erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine solche entwickeln könnte. Es kommt somit aus der Sicht einiger Experten auf die Persönlichkeitsstruktur an.

Konditionierung und Beobachtung

Eine weitere Theorie sieht in der Konditionierung eine mögliche Ursache für das Entstehen von Paraphilien. Dies soll vor allem beim Fetischismus zutreffen. Hier kann zu Beginn ein bestimmtes Kleidungsstück für die Person stehen, die es einst trug und für die sexuelle Erregung empfunden wurde. Ebendieses Kleidungsstück kann später ganz allein die Erregung auslösen, ohne dass sein/e Träger*in anwesend ist. Befriedigt sich der Betroffene nun anhand dieses Objekts und erlebt einen Orgasmus, wird dieser unbewusst als positive Folge abgespeichert.

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Einflüsse im Kindesalter

Ein Ansatz für die Ursache von Paraphilien beschäftigt sich mit bestimmten Erfahrungen um das achte Lebensjahr. Man nimmt an, dass die sexuelle Entwicklung hier entscheidend geprägt werden kann und dass psychische und soziale Einflüsse in diesem Zeitraum nachhaltend wirken können.

Selbstetikettierung

Wird einem Betroffenen bewusst, dass seine sexuellen Vorlieben von den meisten Menschen als krankhaft empfunden werden, kann eine Paraphilie stärker in Erscheinung treten. Er distanziert sich in diesem Fall von dem, was als „normal“ empfunden wird. Zudem meidet er herkömmliche sexuelle Kontakte, aus Angst, seine Vorlieben nicht ausleben zu können und auf Unverständnis zu stoßen. Als Folge beschränkt der Paraphile sich auf die Möglichkeiten, die es ihm erlauben, seine Vorlieben ausüben zu können.

Formen der Paraphilien

Es gibt viele verschiedene Formen der Paraphilien, die sich harmlos bis kriminell äußern können. Manche können auch in Kombination auftreten (z. B. Fetischismus, Masochismus und Transvestismus): hier spricht man dann von einer multiplen Störung der Sexualpräferenz.

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Die häufigsten Formen der Paraphilien

Diese Liste zeigt die bekanntesten in den Diagnosesystemen aufgeführten Paraphilien:

Paraphilie

Präferenz

Fetisch

leblose Gegenstände (z. B. Kleidung, Schuhe)

Fetischistischer Transvestismus

sexuelle Erregung durch das Tragen von Kleidung des anderen Geschlechts (abzugrenzen vom Transvestitismus, da hier die sexuelle Befriedigung beim Kleiden nicht im Vordergrund steht)

Exhibitionismus

sich selbst vor anderen entblößen, seine Genitalien zeigen, sich vor anderen befriedigen

Pädophilie

Kinder bis zur Frühpubertät

Sadomasochismus
(Sadismus, Masochismus)

Lustempfinden durch die körperliche und seelische Erniedrigung anderer, bzw. die sexuelle Erregung durch das Erniedrigtwerden

Voyeurismus

unbemerktes Beobachten von intimen Handlungen oder Momenten anderer Personen

Seltene Formen der Paraphilien

Neben den häufigen gibt es auch einige sehr seltene und sonstige Störungen der Sexualpräferenz. Aufgrund ihrer Seltenheit gibt es nicht für jede eine Bezeichnung.

Paraphilie

Präferenz

Acromotophilie

sexuelle Erregung durch amputierte Menschen

Autonepiophilie

Windeln und sexuelle Handlungen mit Windeln

Feeding

das Füttern und übergewichtige Menschen

Frotteurismus

Reiben an anderen Personen (meist unbemerkt in der Öffentlichkeit)

Koprophilie

Kot und sexuelle Handlungen mit Kot

Nekrophilie

Leichen oder Leichenteile

Objektophilie

unbelebte Objekte aller Art

Plushophilie

Plüschtiere oder Plüschtierkostüme

Somnophilie

schlafende Menschen

Urophilie

Urin und sexuelle Handlungen mit Urin

Vampirismus

Blut, Beißen und Aussaugen

Zoophilie

sexuelle Handlungen mit Tieren (früher Sodomie genannt)

Therapie von Paraphilien

Ist eine Therapie zwingend erforderlich?

Paraphilien benötigen nicht zwangsläufig einer Therapie. Seit 2013 werden sie auf Grundlage der fünften Auflage des Handbuchs „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“ (Deutsch: „Diagnostischer und statistischer Leitfaden psychischer Störungen“) in der Sexualmedizin nicht mehr zwingend als Krankheit betrachtet, außer, die Paraphilie wird zur Belastung für den Betroffenen oder seine Umwelt. Die meisten Paraphilien sind Ich-Synton, was bedeutet, dass sie als zur eigenen Persönlichkeit gehörend empfunden werden (somit unterscheiden sie sich von vielen psychischen Störungen). Viele Betroffene empfinden sich daher selbst nicht als krank oder gestört und sehen die Paraphile als Teil ihres Lebens.

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Wann eine Therapie gewünscht ist

Manchmal gerät die spezielle sexuelle Vorliebe in der Gestaltung des Alltags für die Betroffenen in den Vordergrund. Die Versuche, die Paraphilie zu befriedigen, können schwerwiegende Folgen mit sich bringen:

  • Ablehnung durch andere
  • Soziale Abgrenzung
  • Jobverlust
  • Finanzielle Probleme
  • Begehen von Straftaten
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Ebendiese Punkte sind meist der hauptsächliche Grund für einen Therapiewunsch, nicht die Existenz der sexuellen Vorlieben selbst. In einigen Fällen kann eine Therapie jedoch auch gerichtlich angeordnet werden, insbesondere bei pädophilen oder nekrophilen Straftätern. Nur ein kleiner Anteil der Paraphilen vergreift sich tatsächlich an anderen Menschen, die meisten übertragen ihre sexuellen Vorlieben nicht auf die Verhaltensebene.

Ziele der Therapie

Die Therapie eines Paraphilen kann seine Neigungen nicht „heilen“ oder ähnliches. Man kann jedoch mithilfe eines Psycho- oder Sexualtherapeuten lernen, das aus der Paraphilie resultierende Verhalten zu kontrollieren. Ziele der Therapie können unter anderem sein:

  • Nicht unübliches Sexualverhalten erlernen und in der Lage zu gewöhnlichen Sexualkontakten und Beziehungen sein (ohne jedoch seine sexuellen Präferenzen vollständig zu verleugnen)
  • Selbstsicherer werden
  • Dissexualität, also Handlungen sexueller Übergriffe auf andere, vermeiden
  • Umgang mit sexuellen Impulsen
  • Rückfälle vermeiden

In Deutschland bietet das Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden“ für Menschen, die sich zu Kindern oder Jugendlichen (Hebephilie) hingezogen fühlen, eine ebensolche Therapie unter Schweigepflicht an. Auch unter der Notfall-Hotline 0941/941-1088 können sich Pädophile anonym Hilfe suchen.

Bildquelle: iStock/romkaz

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