Bisexuell, heterosexuell oder asexuell ... mittlerweile gibt es viele verschiedene Liebes- und Lebensweisen. Dabei sind einige mittlerweile weit verbreiteter, oder sagen wir bekannter, als andere. Die Asexualität zum Beispiel löst bei vielen noch ein Fragezeichen aus. Deswegen erklären wir dir hier, was genau hinter dieser sexuellen Orientierung steckt.
Was bedeutet Asexualität?
Asexualität ist eine Form der sexuellen Orientierung, bei der man sich von keinem Geschlecht emotional angezogen fühlt und auch keinen Wunsch hat, mit jemandem sexuell intim zu werden. Dabei gilt der Grundsatz: Asexuell ist, wer sich als asexuell identifiziert. Ob man sich selbst als asexuell bezeichnet und auch offen dazu steht, hängt dabei natürlich stark vom eigenen Empfinden, der Persönlichkeit und dem Wissensstand über Asexualität ab. Tatsächlich gibt es kaum statistische Erhebungen darüber, wie viele Asexuelle es eigentlich gibt. Für viele Nicht-Asexuelle ist das Konzept nur schwer greifbar und sie bringen es deshalb mit anderen Begrifflichkeiten durcheinander. So entstehen Vorurteile über Asexuelle, die nicht stimmen. Häufig wird Asexualität fälschlicherweise als Krankheit im Sinne einer sexuellen Funktionsstörung verstanden. Die Frage nach einer Ursache oder einem Symptom für Asexualität, die oft gestellt wird, ist deshalb schon von Grund auf falsch.
Auch das fehlende Verlangen nach sexueller Interaktion wird oft missverstanden, denn entgegen der gängigen Meinung kennen die meisten Asexuellen Erotik und den Wunsch nach Nähe und Liebe. Intimität drücken sie nur nicht durch Geschlechtsverkehr aus. Nach Kuscheln und Küssen können sie sich durchaus sehnen.
Unterscheidung zum Zölibat
Auch wenn Menschen, die enthaltsam leben, sich gegen sexuelle Aktivitäten und Beziehungen entschieden haben, sind sie nicht zwangsläufig asexuell. Wer das Leben im Zölibat, also die sexuelle Abstinenz wählt, hat dafür oft religiöse oder moralische Gründe. Asexuell zu sein, ist dagegen keine Entscheidung. Asexuelle haben sich nicht ausgesucht asexuell zu sein, sondern sie sind es einfach.
Verschiedene Typen von Asexualität
Die Klassifikation der Asexualität in verschiedene Typen wurde ursprünglich auf der Seite der größten asexuellen Gemeinschaft AVEN (Asexual Visibility and Education Network = Netzwerk für Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit über Asexualität) veröffentlicht. Mittlerweile gilt das Modell als veraltet, da es zwischen den definierten Klassen noch viele weitere Abstufungen gibt. AVEN selbst ist von dieser vereinfachten Darstellung ebenfalls abgewichen und erklärt auf ihrer Seite, dass sie vom strikten Schubladendenken nichts halten und immer empfehlen würden, Leute und ihre Vorlieben einfach unvoreingenommen kennenzulernen. Jeder Mensch ist schließlich anders.
Gibt es Asexualität in Beziehungen?
Asexuelle haben mit vielen Vorurteilen zu kämpfen, vor allem auch, da sie in der Gesellschaft nur wenig Sichtbarkeit haben. Es hält sich zum Beispiel hartnäckig der Glaube, dass Asexuelle beziehungsunfähig wären. Tatsächlich können Asexuelle ein sehr weites Spektrum an Beziehungen führen. Viele führen Freundschaften, andere auch romantische Liebesbeziehungen, wieder andere irgendetwas dazwischen.
Können sich Asexuelle verlieben?
Ja, Asexuelle können sich verlieben oder sogar heiraten. Dabei kann der Partner oder die Partnerin sowohl sexuell, als auch asexuell sein. Da die Intimität mit dem Gegenüber nicht sexuell ausgelebt wird, müssen oft andere Wege oder Kompromisse gefunden werden. Offene Beziehungsmodelle können hier eine Möglichkeit sein.
Können Asexuelle auch gleichzeitig homo-, hetero- oder bisexuell sein?
Viele Asexuelle haben sozusagen einen „Romantiktrieb“ und limitieren ihr (nicht sexuelles) Interesse auf ein oder mehrere Geschlechter. Sie können auch polygame Beziehungen führen. Wer asexuell ist, kann also auch homo-, hetero oder bisexuell sein.
Doch was steckt eigentlich hinter all den verschiedenen Liebesformen?
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