Ist man gerade frisch verliebt, kann man sich kaum vorstellen, dass einem der Partner peinlich sein könnte. Nach einer Trennung sieht das rückblickend jedoch anders aus, wie eine aktuelle Studie von LoveScout24 belegt: 41 Prozent aller Befragten gaben an, dass sie sich für mindestens einen ihrer Ex-Partner schämen. Bei Frauen ist die Zahl noch höher – woran liegt das?
In der repräsentativen Studie wurden zusammen mit dem Marktforschungsinstitut Ipsos rund 1.000 Deutsche zu ihren Gedanken über ihre Ex-Partnern befragt. Nur 59 Prozent der Befragten hegen keine Schamgefühle gegenüber ihren Verflossenen. Den restlichen 41 Prozent fiel mindestens ein peinlicher Partner ein. Den wenigsten ging es dabei jedoch um Attraktivität oder Kleidungsstil, sondern um Charaktereigenschaften – ganz besonders bei den Frauen:
Frage: Hand aufs Herz: Waren Sie schon einmal mit einem Partner zusammen, der Ihnen im Nachhinein peinlich ist?
Gesamt | Frauen | Männer | |
Ehrlich gesagt ja – es lag vor allem an seinem / ihrem Äußeren | 13% | 13% | 13% |
Ehrlich gesagt ja – es lag vor allem an seinen / ihren Eigenschaften | 28% | 32% | 24% |
Nein, ich bin / war zufrieden mit allen Partnern, mit denen ich zusammen war | 59% | 55% | 63% |
Wir können auch peinliche Menschen lieben
Es ist erleichternd zu erfahren, dass sich die wenigsten um Äußerlichkeiten sorgen. In der Studie sind Männer und Frauen in dieser Beziehung gleichauf. An unangenehmen Charaktereigenschaften stören sich jedoch mehr Frauen. Nun könnte man sich fragen, warum sich jemand überhaupt einen Partner aussucht, der ihm peinlich ist. Dr. Katharina Ohana, Psychologin und Beziehungsexpertin bei LoveScout24 kann das erklären:
Wir können einen Menschen lieben, auch wenn er uns in manchen Aspekten peinlich ist. Das Beste dagegen: Humor! Wer die Peinlichkeit nicht weglachen kann, sollte mit seinem Partner reden und ihn bitten, die entsprechenden Verhaltensweisen abzustellen.
Dr. Katharina Ohana, Psychologin und Beziehungsexpertin
Besonders vor anderen Leuten gehen viele Paare humorvoll mit den peinlichen Eigenschaften des Partners um. Doch ab wann gehen diese Neckereien zu weit?
Warum ticken Männer da anders?
Wie ist jedoch die Diskrepanz zwischen Männern und Frauen in der Studie zu erklären? Verhalten sich Männer häufiger peinlich in Beziehungen? Aus psychologischer Sicht gibt es dafür einen anderen Erklärungsansatz:
Das Gefühl der Peinlichkeit stellt sich bei Frauen häufiger in Bezug auf die inneren Eigenschaften ihrer Partner ein. Für Frauen sind die nämlich wichtiger als für Männer, doch sieht man sie nicht auf den ersten Blick. Sie kommen erst nach und nach zum Vorschein – und dann steckt man oft schon in der peinlichen Beziehung und muss damit umgehen.
Dr. Katharina Ohana, Psychologin und Beziehungsexpertin
Da Männer laut der Psychologin bei der Partnerwahl stärker aufs Äußere fixiert seien, komme es erst gar nicht zu einer peinlichen Partnerschaft, da man diese auf den ersten Blick erkennen könne.
Unsere Erfahrungen bestätigen die Studie
Auch wenn Männer vielleicht mehr aufs Äußere achten als Frauen, lassen auch wir uns manchmal auf peinliche Typen ein, die wir attraktiv finden. Das hat zumindest eine kleine Umfrage in der desired-Redaktion ergeben. Dabei waren es meist keine Ex-Partner, die meinen Kolleginnen peinlich waren, sondern kurze Affären:
„Ich habe mal einen Typen unverbindlich gedatet, der mir von Anfang an auf die Nerven ging mit seinen Klugscheißersprüchen und seiner herablassenden Art, den ich aber leider trotzdem echt sexy fand. Bis er anfing, mir zu erzählen, dass er am Wochenende noch drei Dates hat. Und mir nach den Dates erzählte, wie der Sex war. Warum genau fand ich ihn nochmal heiß?“
Manchmal passen sogar weder Aussehen, noch Interessen und die Umstände führen schließlich zu einer peinlichen Beziehung:
„Dass ich mit dem mal was hatte, ist mir peinlich, weil ich im Endeffekt nur aus Langeweile, Sehnsucht nach einer Beziehung und mangelnder Auswahl mit ihm zusammen war. Ich fand ihn nicht sonderlich attraktiv und mir war von Anfang an klar, dass unsere Welten so gar nicht zusammenpassen. Selbst meine Mutter fragt sich, was ich von dem eigentlich wollte.“
Auch ein großer Altersunterschied kann im Nachhinein Schamgefühle auslösen:
„Ein Typ, mit dem ich mal was hatte, war sieben Jahre jünger als ich und sah auch noch recht jung aus. Bis heute darf ich mir Sprüche zu dieser peinlichen Affäre anhören.“
Übrigens hat die Studie auch ergeben, dass Schamgefühle gegenüber dem Ex mit dem Alter geringer werden. Ganz verschwinden sie jedoch nie, da wir immer nach Anerkennung in unserem Umfeld streben und ein peinlicher Partner dafür kontraproduktiv ist. Fällt dir sofort ein Ex-Partner ein, für den du dich jetzt schämst?
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