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Wissenschaftlich bestätigt

Keine Lust auf Sex: Wie „Man Children“ die weibliche Libido killen

manchildren
© Unsplash/Kinga Howard

Dass Frauen keine Lust auf Sex haben, kann phasenweise völlig normal sein und unterschiedliche Gründe haben. Erstmals ist eine Studie allerdings zu der Erkenntnis gekommen, dass der weibliche Sexualtrieb neben Hormonen oder Stress auch durch etwas anderes (sehr naheliegendes) beeinflusst werden kann: Den eigenen Partner. Welche Sorte Mann dabei ganz besonders auf die Sex-Bremse drückt.

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So erkennst du sogenannte Man Children

Würdest du sagen, dass dein Partner, Freund oder Mann dir ausreichend beim Kochen, Einkaufen, Wäschewaschen oder der Kinderbetreuung hilft? Wenn nein, was macht das mit dir? Ohne Wissenschaftlerinnen zu sein, würden wir mal vermuten, nicht viel Positives. Vor allem nicht mit deiner Libido.

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Das Phänomen, dass sich Männer im Haushalt gerne mal zurücklehnen und der Partnerin das weite Feld überlassen, hat einen Namen: Man Children. Die holprige deutsche Übersetzung wäre Männer-Kinder oder Babys. Die Bezeichnung beschreibt Männer, die „theoretisch“ Erwachsen sind, sich aber wie Kinder verhalten. Das fängt bei der Unfähigkeit an, Aufgaben im Haushalt nicht nur zu übernehmen, sondern erst mal zu erkennen und lässt sich auch auf die emotionale Unreife übertragen. Ein Kind, um das man (Frau) sich kümmern muss, statt eines Partners auf Augenhöhe klingt jetzt nicht unbedingt sexy, oder?

Frauen haben aus diesem Grund keine Lust auf Sex

Auch die Wissenschaft ist auf das Phänomen aufmerksam geworden und hat eine Studie durchgeführt, die den Zusammenhang zwischen unreifen und emotional unfähigen Männern und der sinkenden Libido ihrer Partnerinnen untersucht. „Endlich“ könnte man fast sagen, wurde nicht die Frau selbst als Ursache für ihre sexuelle Unlust ausgemacht, sondern ihr Partner. Denn bahnbrechend ist die Erkenntnis, zu der die Studie gekommen ist, erst mal nicht, bedeutet aber gleichzeitig, dass die Wissenschaft Geschlechterungerechtigkeiten mehr und mehr berücksichtigt.

Die Studie, die im Archive of Sexual Behaviour Journal veröffentlicht wurde, besagt: „Geschlechterungleichheiten bei der Hausarbeit lassen auf ein geringeres sexuelles Verlangen bei Frauen schließen, die mit Männern zusammenarbeiten“. Im Klartext bedeutet das, dass unselbstständige Männer das sexuelle Verlangen ihrer Partnerinnen killen.

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So belastend kann Unselbstständigkeit sein

Für die Studie, die sich auf heterosexuelle Paare mit Kindern konzentriert, wurden mehr als 1000 Frauen, also Mütter, befragt. Die Ausübung eines großen Anteils der Hausarbeit ist deswegen mit weniger Verlangen verbunden, weil die Arbeitsteilung zum einen als ungerecht empfunden wurde. Aber auch, weil der Partner als abhängig eingestuft wurde. Vor allem das Gefühl der „wahrgenommenen Partnerabhängigkeit“, wie die Forscher*innen es nennen, war für die befragten Frauen eine enorme Belastung.

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Es beschreibt das Gefühl, sich um den eigentlich erwachsenen Partner zu kümmern, der sich wie ein Kind benimmt. Was fehlt, ist nicht nur der Sex, sondern auch die Augenhöhe, auf der sich die befragten Frauen mit ihren Männern nicht (mehr) befinden. In einer Mitteilung zur Studie erklärt es die Co-Autroin Harris folgendermaßen: „Wir erwarten nicht, dass Kinder diese Pflichten erwidern oder ihren Wert verstehen, weil sie sind Kinder. Wenn jedoch ein Partner die Haushaltsarbeit nicht erwidert oder wertschätzt, verstößt diese Beziehung zu einem Partner gegen die Normen der Gegenseitigkeit.“ Bedeutet, dass die angesprochene Augenhöhe und Gleichwertigkeit in einer Partnerschaft fehlt.

Frustration Haushalt (?)

Die Studienautor*innen geben aber auch zu bedenken: „Unsere Studie hat nicht gezeigt, dass das Ausmaß der Hausarbeit an sich mit geringerem Verlangen verbunden ist; stattdessen fanden wir einen starken negativen Zusammenhang zwischen dem sexuellen Verlangen von Frauen und einem hohen Anteil an Hausarbeit im Vergleich zu männlichen Partnern.“ Und auch an der Arbeit im Haushalt sei per se nichts Negatives, viel mehr sehen gewisse Strukturen in der Gesellschaft dafür verantwortlich, „dass Phänomene, die mit Frauen und Weiblichkeit verbunden sind, als minderwertig dargestellt werden.“

Über ein ähnliches Thema haben wir in der Vergangenheit in unserem desired-Podcast gesprochen: Mental Load. Es beschreibt die unsichtbare Arbeit, die Frauen tagtäglich übernehmen, um den Alltag der Familie zu wuppen. Wie aus diesem Teufelskreis ausgebrochen werden kann und was sich dringend in der Gesellschaft ändern muss, hat uns Mental Load-Expertin Laura Fröhlich erzählt.

Gesellschaft: Wie umgehen mit Man Children?

Den Autoren zufolge wurde diese heteronormative Dynamik bis zu ihrer Forschung noch nie zuvor in Bezug auf die sexuelle Befriedigung oder das sexuelle Verlangen von Frauen in Beziehungen untersucht. Emily Harris sagt, das liegt daran, dass es „ein paar unausgesprochene Annahmen“ über das sexuelle Verlangen von Frauen gibt. „Eine davon ist, dass ein geringes [sexuelles] Verlangen durch individuelle Faktoren wie Hormone und Stress oder allgemeine Beziehungsfaktoren wie Konflikte und Unzufriedenheit verursacht wird“, so die Wissenschaftlerin gegenüber Vice. „Was diese Annahmen außer Acht lassen, ist der breitere Kontext der Geschlechterungleichheit.“

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Doch wie lässt sich mit dem Phänomen Man Children, dessen Eigenschaften nicht nur für die Libido ihrer Partnerinnen, sondern auch den gesamtgesellschaftlichen Kontext und Geschlechterungerechtigkeiten schlecht sind, brechen? Kommunikation ist auch hier das A und O. Vielleicht hilft es in eurer Beziehung, wenn ihr einmal aufschreibt, wer sich eigentlich um was im Haushalt kümmert? Das Sichtbarmachen von Aufgaben ist ein erster Schritt, auch gleichzeitig Ungerechtigkeiten aufzuzeigen. Einen weiteren großen Schritt vorwärts kann die Beziehung außerdem machen, wenn über sexuelle Wünsche oder eben Frustration gesprochen wird.

In diesem Fall hilft das Wissen, das wir durch die Studie erlangen, vielleicht ein Stück weit mit, – denn allein sind Frauen, die von unselbstständigen Man Children abgeturnt sind, ganz offensichtlich nicht. Und nein, sie sind auch nicht selber schuld, wenn sie keine Lust auf Sex haben. Die behutsame Kommunikation und das Aufbrechen eingestaubter Geschlechterklischees sind zwar nicht von heute auf morgen erledigt, sondern bedürfen viel Arbeit. Aber es ist eine, die sich lohnt!

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