„Ich will mich trennen, schaffe es aber nicht.“ – Kommen dir diese Gedanken bekannt vor? Steckst du vielleicht gerade selbst in einer Beziehung, von der du eigentlich tief in dir drin weißt, dass sie nicht mehr funktioniert? Und trotzdem schaffst du es nicht, die Sache zu beenden? Das ist nur menschlich. Denn so ein Schlussstrich ist nie leicht – erst recht nicht, wenn da vielleicht sogar noch Gefühle im Spiel sind. Und trotzdem ist es wichtig, dass du ehrlich zu dir selbst bist. Denn am Ende hilft es niemandem, wenn du in einer Beziehung bleibst, in der du nicht mehr glücklich bist. Wenn du gerade also vielleicht auch mit dir haderst und überlegst „Trennen oder bleiben?“, kommen hier ein paar Tipps, wie du am besten damit umgehst.
Warum habe ich Angst, mich zu trennen?
„Ich will mich trennen, schaffe es aber nicht.“ – Dieser Gedanke kann zermürbend sein. Denn wenn man doch eigentlich weiß, dass eine Beziehung keine Zukunft mehr hat, warum sträubt man sich dann so davor, das auch laut auszusprechen? Also zuallererst mal: Du bist damit nicht alleine. Und es ist völlig normal, Angst vor einer Trennung zu haben. Denn da wartet ja nicht nur das unangenehme Break-up-Gespräch auf einen, sondern ein ganzer Rattenschwanz an Ungewissheiten.
Es kann also gut sein, dass du dich in einigen der folgenden Punkte wiederfindest. Denn feststeht: Warum Menschen Angst davor haben, eine Beziehung zu beenden, kann etliche Gründe haben ...
- Angst vor dem Alleinsein und Einsamkeit: Dieser Punkt steht bei vielen sicher ganz oben. Denn so eine Trennung bedeutet immer auch, dass man plötzlich wieder „alleine“ dasteht und sich den Dingen des Lebens ohne Partner*in stellen muss. Das kann verdammt angsteinflößend sein – und ist sicherlich auch der Grund, warum viele sich so eine Trennung noch einmal überlegen.
- Schuldgefühle dem Partner oder der Partnerin gegenüber: Der Gedanke, einem geliebten Menschen Schmerz zuzufügen, kann lähmend wirken. Da spielt vor allem auch das eigene Selbstbild als fürsorglicher Mensch mit rein, das sicher die meisten von sich haben. Denn wie soll diese Vorstellung auch damit zusammenpassen, jemanden zu verlassen, der einen vielleicht noch liebt. Dieser innere Konflikt hindert viele Leute dann gerne mal an einer Trennung.
- Abhängigkeiten: Die Angst vor finanziellen Einbußen, der Verlust des gemeinsamen Lebensstandards oder sogar existenzielle Sorgen halten ebenfalls viele Leute in Beziehungen, in denen sie eigentlich gar nicht mehr glücklich sind.
- Gemeinsame Kinder: Alle Eltern wünschen sich für ihre Kinder sicher ein intaktes, harmonisches Familienleben. Logisch, dass da Schuldgefühle hochkommen, wenn man ihnen das durch eine Trennung irgendwie nehmen würde. Also entscheiden sich viele Menschen, zum Wohl der Kinder zusammenzubleiben.
- Angst vor Veränderung: Menschen sind Gewohnheitstiere und so eine Trennung bedeutet immer auch, dass sich der Alltag und die Routinen ändern – eigentlich alles sogar. Klar, dass das Angst macht ...
- Hoffnung auf Besserung: „Vielleicht ist das nur eine Phase.“, „Es wird sicher wieder besser!“, „Wir hatten ja auch so viele schöne Momente.“ – Auch dieser Gedanke hält viele Menschen in (vielleicht sogar problematischen) Beziehungen. Und schnell wird jede kleine positive Veränderung als Zeichen genommen zu bleiben.
- Geringes Selbstwertgefühl: „Ich werde für immer alleine bleiben!“, „Mich nimmt doch sonst niemand mehr.“ – Wenn das eigene Selbstbild angeknackst ist, ist es natürlich einfacher, den sicheren Weg zu wählen und in einer Beziehung zu bleiben – auch wenn die einen schon lange nicht mehr ausfüllt.
Wann merkt man, dass man sich trennen muss?
Wir wollen uns an dieser Stelle natürlich gar nicht anmaßen, dir irgendwie „vorzuschreiben“, dass du dich trennen solltest. Denn ob deine Beziehung zu Ende ist, musst natürlich immer noch du alleine entscheiden. Egal, wie viele Gründe dafür oder dagegen sprechen. Und trotzdem gibt es bestimmte (oft ganz leise) Anzeichen, die dir vielleicht zuflüstern, dass ein Schlussstrich der einzig richtige Weg ist. Das kann schon damit anfangen, dass du bemerkst, dass dein Herz nicht mehr höher schlägt, wenn dein Partner oder deine Partnerin zur Tür hereinkommt. Klar, Gefühle verändern sich natürlich, aber wenn du stattdessen vielleicht sogar eine seltsame Erleichterung an den Abenden verspürst, die du alleine verbringst, ist das ein deutliches Zeichen.
Das gilt auch für die Art eurer Kommunikation. Enden Gespräche vielleicht regelmäßig in den gleichen festgefahrenen Konflikten? Hast du das Gefühl, nur noch gegen eine Wand zu sprechen? Oder bist du ständig gereizt? Dann stimmt etwas nicht. Manchmal ist es aber auch gar nicht unbedingt der laute Streit, sondern die bedrückende Gleichgültigkeit, die am deutlichsten zeigt, dass die emotionale Verbindung zwischen euch nachhaltig angeknackst ist.
Doch der vielleicht stärkste Hinweis, dass etwas nicht mehr richtig läuft, ist wohl das Gefühl von Erleichterung, wenn du an eine Zukunft OHNE deinen Partner oder deine Partnerin denkst. Oder andersrum das mulmige Gefühl, wenn du dir vorstellst, mit dieser Person den Rest deines Lebens verbringen zu müssen. Denn am Ende sollte eine Beziehung doch immer eine Bereicherung und keine Belastung sein. Und wenn du das nicht mehr spürst, ist das vielleicht der Punkt, an dem du dich trennen musst.
Wie du es schaffst, dich zu trennen – 5 praktische Tipps
Doch selbst wenn du gedanklich so weit bist, dich zu trennen, ploppt da ja vielleicht trotzdem noch der Gedanke auf: „Ich will mich trennen, schaffe es aber nicht.“ Und genau dafür haben wir dir hier einmal fünf Tipps zusammengestellt, mit denen du deinen Entschluss vielleicht leichter durchziehst:
#1 Schaffe Klarheit in deinen Gedanken
Bevor du das Gespräch führst und die Trennung wirklich offiziell angehst, solltest du dir über deine eigenen Gefühle und Gründe im Klaren sein. Nimm dir also einen ruhigen Moment und schreibe auf, warum du die Trennung für notwendig hältst. Diese Klarheit hilft dir nämlich nicht nur beim Trennungsgespräch selbst, sondern stärkt auch deinen Entschluss, wenn Zweifel aufkommen.
Frage dich ehrlich: Welche Bedürfnisse werden in dieser Beziehung nicht erfüllt? Warum bin ich unglücklich? Was wünsche ich mir für meine Zukunft und vor allem auch für eine Partnerschaft, was aktuell nicht gegeben ist? Diese Selbstreflexion gibt dir das nötige Fundament für den nächsten Schritt.
Bei diesem ersten Step ist Journaling übrigens auch eine ideale Möglichkeit, um dich selbst zu reflektieren und deine Gedanken zu sortieren. Ein ideales Tagebuch findest du zum Beispiel hier.
#2 Plane das Gespräch bewusst
Du bleibst dabei und bist nun fest entschlossen, die Trennung durchzuziehen? Dann geht es an die Umsetzung. Hier ist natürlich wichtig, dass du die Sache respektvoll angehst und offen kommunizierst, wie es in dir aussieht. Wähle für das Trennungsgespräch am besten einen neutralen, privaten Ort und einen Zeitpunkt, an dem ihr beide nicht unter Zeitdruck steht. Heißt: Bei deinem Gegenüber sollte vielleicht nicht unbedingt das Job-Interview seines Lebens (oder ähnliches) anstehen. Wichtig ist außerdem, dass du dir vorher ein wenig überlegst, was du sagen möchtest – ohne aber natürlich ein starres Skript in deinem Kopf zu erstellen.
Formuliere deine Gründe bei dem Gespräch dann am besten mit „Ich“-Botschaften, anstatt mit Vorwürfen um dich zu ballern. Ein „Ich fühle mich in dieser Beziehung nicht mehr erfüllt.“ klingt schließlich schon ganz anders als „Du machst mich unglücklich.“ Und ein respektvolles Gespräch macht den Prozess letztlich für beide Seiten etwas leichter.
#3 Bleibe bei deiner Entscheidung
Der schwierigste Teil kommt aber oft erst nach dem Aussprechen der Trennung. Denn du weißt schließlich nicht, wie dein Partner oder deine Partnerin reagieren wird – oder wie sehr die Person vielleicht auch versuchen wird, dich umzustimmen. Hier heißt es dann: Sei mitfühlend, aber halte an deiner Entscheidung fest, wenn du sie wirklich durchdacht hast. Lass dich nicht zu einer „Bedenkzeit“ überreden, wenn du innerlich bereits abgeschlossen hast. Denn eine klare, endgültige Trennung ist langfristig weniger schmerzhaft als ein ständiges Hin und Her, das falsche Hoffnungen weckt.
#4 Organisiere die praktischen Aspekte
Es klingt bei so einem emotionalen Thema wie einer Trennung fast schon unsensibel, doch auch organisatorische Dinge wollen geklärt werden. Mache dir also einen konkreten Plan, was Sachen wie die Wohnsituation, finanzielle Angelegenheiten und gemeinsame Besitztümer angeht. Setze dir dabei realistische Zeitrahmen und halte diese im besten Fall schriftlich fest, um Missverständnisse zu vermeiden. Bei komplexeren Situationen, etwa bei gemeinsamen Kindern oder Immobilien, kann auch professionelle Unterstützung durch Mediator*innen oder Anwält*innen hilfreich sein. Je klarer die praktischen Aspekte geregelt sind, desto einfacher wird der emotionale Übergang.
#5 Sorge für dich selbst nach der Trennung
Dieser Punkt darf nicht außer Acht gelassen werden. Denn auch wenn die Trennung vielleicht von dir ausgegangen ist, brauchst auch du Zeit für Heilung. Du hast dir die Sache schließlich bestimmt auch anders vorgestellt. Bedeutet: Mach das, was sich jetzt für dich richtig anfühlt. Umgib dich mit Menschen, die dich unterstützen, aber plane auch bewusst Zeit für dich allein ein. Was tut dir jetzt richtig gut? Oft können auch neue Routinen oder Hobbys helfen, durch so eine Zeit zu kommen und dich in deinem neuen Leben richtig einzurichten.
Und ganz wichtig: Sei lieb und geduldig mit dir selbst. Denn ja, Trauer, Zweifel oder vielleicht auch einfach nur die Erleichterung darüber, endlich „frei“ zu sein und eine Entscheidung getroffen zu haben, sind ganz normale Reaktionen, die Zeit brauchen. Und wenn du merkst, dass du mit diesen Emotionen alleine nicht klarkommst, kann dir professionelle Unterstützung vielleicht auch dabei helfen, um deine Gefühle zu verarbeiten und gestärkt aus diesem Trennungsprozess hervorzugehen.