Vor allem im Süden Deutschlands ist dieser Hochzeitsbrauch auch heute noch sehr beliebt: Die Brautentführung, auch Brautverziehen oder Brautstehlen genannt. Dabei wird die Braut so lange an einem Ort abseits der Feier versteckt, bis der Bräutigam sie wiederfindet. Was steckt hinter dieser Tradition und ist dieser vermeintliche Spaß wirklich immer angebracht?
Ursprung der Brautentführung
Betrachtet man die angebliche Entstehung des Brauchs, kommt er einem gleich gar nicht mehr so romantisch vor: So soll es laut Erzählungen im Mittelalter nicht ungewöhnlich gewesen sein, dass Adel und Klerus in der Hochzeitsnacht ein Anrecht auf die Braut hatten und sich dieses auch nahmen, indem sie die frischgebackene Ehefrau nach der Trauung zu sich holten. Weniger unpassend scheint hingegen die Brautentführung als Symbol für die Trennung der Braut von ihrem Elternhaus: So war es früher üblich, dass junge Frauen erst nach der Hochzeit von zu Hause auszogen. Heute ist die Brautentführung vor allem noch in Bayern und Österreich beliebt, wird aber auch in anderen Regionen vollzogen, wenn das Brautpaar Spaß daran hat.
So läuft eine Brautentführung ab
Während das Brautstraußwerfen oder der Schleiertanz vom Brautpaar geplant werden, wird der alte Hochzeitsbrauch der Brautentführung in der Regel von Freunden des Brautpaares, speziell den Trauzeugen, organisiert. Sie können dabei sehr kreativ sein und sich originelle Hinweise und Orte einfallen lassen.
- Während der Bräutigam abgelenkt wird, „entführen“ Freunde oder Familienmitglieder des Paares die Braut. In Bayern war es früher Tradition, dass die Entführung der Braut im Zuge eines Tanzes stattfand.
- Die Braut wird nun an einen Ort nicht allzu weit der Hochzeitsgesellschaft gebracht: Im Idealfall ist dies eine Kneipe oder eine Bar.
- Braut und Begleiter können sich nun einige Getränke genehmigen, Spiele spielen, Lieder singen, von Kneipe zu Kneipe ziehen und sogar ihre Rechnungen offen lassen, falls diese später vom Bräutigam als Auslöse zu begleichen sind.
- Der Bräutigam wird derweil per WhatsApp-Nachricht samt „Entführungsfoto“ oder per Erpresserbrief über die Entführung seiner Liebsten informiert.
- Begleitet von Teilen der Hochzeitsgesellschaft oder nur vom Trauzeugen muss er sich nun auf die Suche seiner Frau begeben. Seine Begleiter sind eingeweiht und geben Hinweise und Tipps, die zum Finden der Braut führen sollen.
- Hat der Ehemann seine Frau gefunden, muss er sie in der Regel noch auslösen: Dies geschieht durch das Begleichen der offenen Kneipenrechnungen, das Singen eines Liedes oder eine sonstige Tat.
- Nun wird das Brautpaar wieder vereint zur Feier gebracht.
Brautentführung: Nicht jedermanns Sache
Es gibt einige verrückte Hochzeitsbräuche, die immer weniger Anklang bei Brautpaaren finden. Dazu gehört auch die Brautentführung. Denn diese ist zeitaufwändig und entreißt das Paar oft für eine oder zwei Stunden direkt aus der eigenen Feier. Das kann für manche den gesamten Abend ruinieren, während die zurückbleibenden Gäste Gefahr laufen, sich zu langweilen. Zudem kann sie unnötigen Stress verursachen, den das Paar höchstwahrscheinlich die Wochen vor der Hochzeit genug hatte.
Für Trauzeugen und Freunde gilt deshalb: Sprecht vorher mit Braut und Bräutigam, um Unzufriedenheit zu vermeiden. Außerdem sollte der genaue Ablauf der Feier bekannt sein, damit die Entführung nicht während wichtiger geplanter Programmpunkte stattfindet, sondern beispielsweise direkt nach dem Essen. Sonst kann aus dem gutgemeinten Spaß schnell eine ruinierte Feier werden.
Als Trauzeugen seid ihr auf der sicheren Seite, wenn ihr euch Spiele überlegt, die weniger umstritten sind und vielleicht besser zum Brautpaar passen, wenn die Entführung nicht das Richtige ist:
Ich persönlich finde den Hochzeitsbrauch der Brautentführung als sehr veraltet und sehe ihn eher als Zeitverschwendung und als unnötig an. Einige Überraschungen am großen Tag des Paares gehören natürlich dazu, jedoch müssen diese ja nicht so groß ausfallen. Wie ist deine Meinung dazu? Findest du, die Brautentführung gehört als Spaß einfach zu einer Hochzeit oder kannst du, wie ich, gerne darauf verzichten? Lass es mich in den Kommentaren wissen.
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