Woran merke ich, dass ich mich für den Richtigen entschieden habe? Eine Frage, die im Netz und auch in meinem sozialen Umfeld immer wieder gestellt wird. Ich beobachte immer öfter Menschen, die auf der Suche nach einer Antwort eine Art Checkliste durchgehen, um den Beweis zu haben, sich nicht zu vorschnell auf jemanden festgelegt zu haben. Denn in einer Beziehung festzustecken und sich dabei vielleicht andere Chancen entgehen zu lassen scheint für viele die größte Angst zu sein. Mit einem traurigen Ergebnis: Auf der Suche nach etwas Besserem verlernt meine Generation die Liebe.
Die große Angst, etwas zu verpassen
Es ist ein unangenehmes Gefühl, zu denken, man würde etwas verpassen. Das war schon zu Schulzeiten so, als alle auf die angesagte Party gehen durften, während man selbst zu Hause bleiben musste. Und während diese Angst früher eben nur bei Partys oder dem Abschließen eines Zweijahresvertrags fürs Handy bestand, weitet sie sich mittlerweile bei vielen auch immer mehr auf Beziehungen aus. Das sehe ich auch in meinem Freundes- und Bekanntenkreis. Ich bin seit über acht Jahren mit meinem Freund zusammen und zähle damit zu den absoluten Ausnahmen.
„Man weiß einfach, dass es irgendwo noch jemanden gibt, der besser zu einem passt, der das eigene Leben sinnvoller ergänzt.“
Tatsächlich wird diese These auch von der Wissenschaft untermauert. Eine Studie der University of Texas fand heraus, dass es zur menschlichen Natur gehöre, ständig sein Umfeld auf der Suche nach einem besseren Partner zu analysieren. In Zeiten von Tinder und anderen Dating-Apps bedeutet das allerdings eine deutlich größere Auswahl, als noch vor ein paar Jahren. Die Folge: Kaum einer legt sich noch gerne fest – könnte hinter der nächsten Ecke doch schon ein Upgrade warten. Wer mit dieser Einstellung allerdings eine Beziehung eingeht, der wird niemals das finden, was er sucht.
Beziehung mit Ablaufdatum
Denn früher oder später lässt dieser Gedanke jede Beziehung scheitern. Es funktioniert schlichtweg nicht, die Liebe bei sich und einem anderen Menschen zu finden, wenn die aktuelle Beziehung von mindestens einer Person nur als Übergangslösung mit Ablaufdatum angesehen wird. Viele meiner Freundinnen sind dafür der beste Beweis: Obwohl sie in Beziehungen stecken, die sie eigentlich glücklich machen, zweifeln sie permanent und flirten fremd. Da ist es doch schon fast abzusehen, dass der Zeitpunkt kommt, da die Beziehung nur noch als Belastung angesehen wird.
Wenn man diesen Teufelskreis durchbrechen will, gibt es eigentlich nur eine Lösung: Statt ständig Ausschau nach einem noch optimierteren Partner zu halten, sollte die Beziehung wieder im Vordergrund stehen. Denn genau um die geht es doch. Wenn ich konstant vermute, eigentlich etwas Besseres bekommen zu können, heißt das im Umkehrschluss, dass meine Bedürfnisse bisher nicht ausreichend erfüllt werden. Um die Chance zu haben, das zu ändern, muss ich mir also im Klaren werden, was ich will, mit meinem Partner darüber sprechen und an meiner Einstellung arbeiten.
Eine Beziehung bedeutet Arbeit
Leider scheint dafür heute aber kaum noch einer bereit zu sein. Doch eine erfüllende Beziehung zu führen geht nun mal nicht, ohne etwas dafür zu tun. Niemand kann permanent glücklich sein – nicht mit sich selbst und auch nicht innerhalb einer Beziehung. Das sollte aber nicht der Grund sein, direkt die Partnerwahl infrage zu stellen. Denn eine Beziehung ist kein starres Abhaken einer Checkliste. Vielmehr ist es ein ständiges und gemeinsames Arbeiten. Die glücklichen Zeiten (die natürlich überwiegen sollten) und die Liebe in ihren vielen Facetten sind quasi der Gewinn für die kleinen Opfer, die man ab und zu bringen muss in einer Partnerschaft. Diese Erfahrung zu verpassen, ist das, was einem eigentlich Angst machen sollte.
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