Der erste Eindruck ist beim Kennenlernen entscheidend. Doch kommt es dabei wirklich nur aufs Äußerliche an? Vor einem Date machen sich wohl die meisten von uns Gedanken darüber, was sie anziehen und wie sie auf ihren Gegenüber wirken. Interessant dabei: Unsere Selbstwahrnehmung kann den Verlauf des Dates stark beeinflussen. Mit Paarberaterin und Elitepartner-Forschungsleiterin Lisa Fischbach haben wir darüber gesprochen, was Attraktivität wirklich ausmacht und wie sich die sogenannte Body Anxiety auf unser Datingverhalten auswirkt.
Dies ist eine gekürzte Form des Interviews. Das vollständige Interview kannst du dir in unserer aktuellen Podcast-Folge anhören.
desired: Wie wichtig ist das Aussehen beim Dating wirklich?
Lisa Fischbach: Das Aussehen spielt beim Dating eine wichtige Rolle. Dadurch, dass wir unser Gegenüber attraktiv finden, entsteht überhaupt erst Anziehung. Beim Online-Dating zum Beispiel ist das Aussehen auf Bildern oft erstmal die einzige Informationsquelle. Dadurch entscheiden wir in Sekundenschnelle, ob wir jemanden attraktiv finden oder nicht. Das passiert fast schon reflexartig. Es ist ganz schwierig, sich jemanden „schön zu gucken“ oder gegen den ersten Eindruck anzugehen. Erst wenn dieses Gefühl von Anziehung und Sympathie entsteht, haben wir meist auch Lust, eine Person näher kennenzulernen.
Wie subjektiv ist unser Empfinden von Attraktivität dabei? Würde eine Person, die nach gängigen Schönheitsmerkmalen als weniger gutaussehend gilt zum Beispiel eher nach ähnlich attraktiven Menschen suchen?
Aus der psychologischen Forschung gibt es Hinweise dafür, dass wir uns Partner*innen suchen, die ähnlich attraktiv sind. Es gibt tatsächlich sowas wie „objektive Schönheit“. Dieses Bild hat sich über Jahrhunderte entwickelt und ist ganz stark von gesellschaftlichen Standards geprägt. Es gibt aber auch die subjektiv wahrgenommene Schönheit. Ich kann Merkmale bei jemandem attraktiv und anziehend finden, die jemand anderes wiederum ganz anders bewerten würde.
Häufig ist man sich selbst gegenüber am kritischsten. Vor einem Date denkt man vielleicht, die Haare sitzen nicht richtig, man fühlt sich zu dick oder ist mit dem Outfit nicht zufrieden. Kann diese negative Selbstwahrnehmung die eigene Attraktivität beeinflussen?
Ja, ganz maßgeblich. Wie wir uns selbst wahrnehmen hat einen ganz großen Einfluss auf unser Selbstbewusstsein und damit auch auf unsere Ausstrahlung. Wir strahlen aus, ob wir uns in unserem Körper wohlfühlen und mit uns selbst im Reinen sind oder ob wir uns gerade unwohl fühlen.
Aktuell hat Elitepartner auch eine große Dating-Studie veröffentlicht und unter anderem zum Thema Body Anxiety geforscht. Was genau ist das und welche Erkenntnisse habt ihr daraus gezogen?
Unter Body Anxiety versteht man die Angst, dass der eigene Körper von anderen negativ bewertet wird. Grund dafür ist auch, dass wir selbst ein negatives Körperbild haben. Diese Angst kann so stark ausgeprägt sein, dass man sich deshalb zurückzieht. Sie beeinflusst dann, wie man in Kontakt zu Menschen tritt. Wir haben in der Studie 2.400 Singles darüber befragt, wie wohl sie sich in ihrem Körper fühlen und wie das ihre Dates beeinflusst. Die Ergebnisse waren sehr spannend. Vor allem die Millennials sind extrem unsicher in Bezug auf ihren Körper. Jeder Zweite macht sich vor einem Date Gedanken darüber, ob er oder sie den Erwartungen des Gegenübers gerecht wird. Es geht also sehr viel darum, anderen zu gefallen. Jeder Dritte zweifelt zudem an sich selbst, wenn das Date besonders gut aussieht. Ein attraktives Gegenüber löst oft Unsicherheit, Komplexe und Ängste aus. Ein Viertel der Singles hat sogar angegeben, Dates abgesagt zu haben, weil sie sich im eigenen Körper nicht wohlgefühlt haben. Ich finde, das ist ein unglaublich hoher Wert. Das traurige ist, dass diese Ängste auch dadurch aufkommen, dass jede 10. Frau und jeder 6. Mann bei Dates bereits kritische Kommentare zum eigenen Äußeren abbekommen hat. Das macht natürlich etwas mit einem und verstärkt Ängste, die man vielleicht ohnehin schon hatte.
Beim Online-Dating ist es oft so, dass die Profilbilder und Realität teils weit auseinandergehen. Nicht nur in Bezug auf das Aussehen, sondern auch auf die Ausstrahlung. Wie kommt es, dass da oft so eine starke Diskrepanz ist?
Es kann natürlich sein, dass jemand bei den Bildern etwas geschummelt hat, Filter nutzt oder einfach ältere Fotos drin hat, die nicht mehr der Realität entsprechen. Oft wird auch bei Angaben wie der Größe gelogen. Wenn wir die Person dann beim Date sehen, ist das natürlich irritierend. Der erste Eindruck online hat ein sehr positives Gefühl ausgelöst und dieses positive Gefühl kann dann nicht beibehalten werden. Man ist dann vielleicht eher enttäuscht. Wenn wir jemanden vielleicht nur auf einem Foto sehen und der größte Eindruck durchs Schreiben entsteht, dann entwerfen wir uns natürlich unterbewusst unser eigenes Bild von der Person. Da springt dann beim Schreiben vielleicht schon ein kleiner Funke über, wenn die Person besonders lustig oder intelligent ist. Wir schaffen uns eine Projektion. Das Bild, was dabei entsteht, ist häufig ein Ideal. Die Gefahr ist dann hoch, dass die Person bei einem Treffen diesem Ideal gar nicht entsprechen kann. Das ist besonders, wenn man lange schreibt eine Gefahr. Beim Treffen kommt außerdem ein ganz wichtiger Punkt dazu: Die Biochemie. Wir nehmen zum ersten Mal Mimik, Gestik, Lachen und Stimme war. Das sind extreme Einflussfaktoren für die Attraktivität.
Dies ist eine gekürzte Form des Interviews. Das vollständige Interview kannst du dir in unserer aktuellen Podcast-Folge anhören.
Bildquelle: Elitepartner