Du lernst jemanden kennen. Du verliebst dich. Die andere Person auch. Ihr könnt über alles reden. Ihr könnt alles zusammen machen. Du bist glücklich – sehr glücklich. Dir geht es gut ... eigentlich. Doch dann ist da plötzlich so eine Stimme in deinem Kopf, die manchmal lauter und manchmal leiser ist, dir aber immer das Gleiche sagt: „Das kann nicht sein. Hier stimmt doch etwas nicht. Wie ist das möglich?“
I can't be the chosen one
Wenn es Menschen in deinem Leben gab, mit denen die Beziehung eine einzige Achterbahnfahrt durch die Hölle war und die dir am Ende des Tages nicht gutgetan haben, kann es sein, dass einige Dinge in dir ein regelrechtes Schleudertrauma erlitten haben – zum Beispiel dein Selbstvertrauen. Wenn du nun jemanden kennenlernst, der dich gut behandelt, der dich respektiert und akzeptiert, der dir zeigt, dass er dich in seinem Leben haben möchte, sind das plötzlich Dinge, die du so nicht kennst und mit denen du deswegen nicht umgehen kannst. Es ist eigentlich wie Autofahren. Wie sollst du es können, ohne es gelernt zu haben? Wie sollst du eine gesunde Beziehung führen, ohne es gelernt zu haben?
Klingt traurig? Joa, ist es auch. Aber eigentlich auch schön. Denn endlich ist jemand da, der dir guttut. Der all das ist, was jemand anderes nicht war. Und vielleicht hast du es endlich geschafft, dich fallen zu lassen. Gefühle zu entwickeln, deine Schutzmauer Stück für Stück abzureißen. Doch während all das passiert und all die Green Flags direkt vor deiner Nase herumschwenken, wirst du auf einmal farbenblind? Wow, einen schlechteren Zeitpunkt könnte es wohl nicht geben. Und damit herzlich willkommen in der Welt der Selbstsabotage.
Wo ist hier bitte der Aus-Knopf?
Es gibt zwei Arten von Dating-Menschen. Typ 1: „Jemanden kennenzulernen macht richtig viel Spaß und ist voll aufregend.“ Typ 2: „Scheiße, ich hab Angst und jetzt muss ich mich öffnen.“ Wenn ihr Typ 1 seid: Herzlichen Glückwunsch, you're blessed. Wenn ihr meine Verbündeten-Typ-2-Krieger*innen seid: Herzlichen Glückwunsch, you're fuck**. Okay, so schlimm muss es letztendlich nicht sein – aber es kann echt ganz schön belastend sein, sich sein eigenes Glück immer wieder selbst kaputt zu denken und sich zu fühlen, als hätte man es nicht verdient. Und deshalb ist es wichtig, diese Stimmen in eurem Kopf loszuwerden und ihnen keinen Raum zu geben – auch wenn das natürlich leichter gesagt als getan. Wenn ihr also glaubt, dass ihr euer Glück nicht verdient habt, macht euch immer wieder bewusst, dass das erstens nicht stimmt und dass es vor allem einen Grund gibt, warum ihr diese Gedanken habt. Das macht die Sache zwar erst mal nicht besser und an dieser Stelle hoffen wir alle einmal bitte ganz doll, dass Karma sich diejenigen holt, die für euren Zustand verantwortlich sind (muhahaha), aaaaaber: Wenn ihr den Ursprung eurer Empfindungen kennt, könnt ihr daran arbeiten, diese Dinge hinter euch zu lassen und euer Selbstbewusstsein und -vertrauen wieder aufzubauen.
Im besten Fall natürlich mit eurem (Dating)-Partner. Spätestens hier merkt ihr, ob er der Richtige ist – hey, das ist doch immerhin auch etwas Positives. Okay, vielleicht nicht auf dem Level der Typ-1-Menschen, die nachts sorglos ihren Schönheitsschlaf genießen, aber immerhin etwas. Warum ich euch diese Geschichte und diese weisen Ratschläge heute gebe? Weil ich mich gerade in dieser Phase befinde und es vielleicht einfach selbst noch mal hören musste ...
Du bist, wer du bist!
Was ich eigentlich nur sagen möchte: Eure Vergangenheit ist nun mal ein Teil von euch, den ihr nicht mehr ändern könnt! Das ist auch okay, das solltet ihr akzeptieren. Wenn sie euch zu einem Menschen mit Bindungsängsten, Traumata und Co. gemacht hat, ist das etwas, womit ihr in der Gegenwart dealen müsst. Und ja, das kann manchmal verdammt schei** und schwierig sein. ABER: Wenn ihr jemanden gefunden habt, der euch so will und so akzeptiert, wie ihr seid, ist das das schönste Geschenk, das ihr bekommen könnt. Akzeptiert dieses Glück, versteht, dass ihr all das verdient habt und redet! Redet, redet und redet noch mal miteinander. Und weil das jetzt alles so unfassbar deep war, gibt es einen seichten Abschluss. Mein Appell an euch an diesem Freitag: Schickt euren Herzensmenschen (und hey, das kann auch eure Mama oder euer bester Freund sein) eine kleine, liebe Nachricht!
Hier findet ihr noch mal alle bisherigen Kolumnen im Überblick:
Bildquelle: Unsplash / Etienne Girardet