Nicht zu wissen was man will, gehört für viele zu den größten No-Gos beim Dating. Denn wer möchte schon eine Person treffen, die sich nicht festlegt, sich heute meldet, aber übermorgen plötzlich nicht mehr und einen früher oder später fallenlässt? Richtig: niemand. Aber genau das muss es in meinen Augen gar nicht bedeuten, wenn man kein klares Ziel vor Augen hat. Deshalb möchte ich euch hier und jetzt gestehen, dass ich keine Ahnung habe, was ich will. Und dass ich das mehr als okay finde.
Dates, Dreier oder doch Liebe?
Das einzige, worauf ich mich festlege, ist die Tatsache, dass ich mich nicht festlegen möchte – zumindest nicht darauf, was ich will. Manchmal habe ich Lust auf Dates und darauf, neue Menschen kennenzulernen und manchmal will ich einfach nur allein sein. Manchmal möchte ich im Club rumknutschen und manchmal ungestört die Nacht durchtanzen. Manchmal träume ich davon, den ganzen Sonntag mit jemandem im Bett zu verbringen und manchmal von einem Dreier. Manchmal habe ich richtig Bock, mich zu verlieben und weniger nachzudenken. Manchmal steigere ich mich zu sehr in Dinge hinein. Manchmal genieße ich das Drama. Und manchmal finde ich es furchtbar.
Genau deshalb habe ich keine Lust, schon vor einem ersten Date zu sagen, ob ich nur was Lockeres möchte oder doch eine Langzeitbeziehung anstrebe. Denn das Ausschlaggebende ist doch am Ende die Person, die mir gegenübersteht, und die Frage, was ich mir mit ihr vorstellen kann, oder nicht? Ich gehöre eher zum Team „Mitnehmen, was mir vor die Füße fällt“, als dass ich gezielt nach etwas suche. Egal, ob es dabei um gute Gespräche, Sex oder die große Liebe geht. Und wisst ihr was? Ich liebe es, ziellos durch die Gegend zu laufen – mal mit und mal ohne Gesellschaft –, mich auch mal in Dinge zu verrennen, den Kopf zu verlieren und die Richtung zu ändern. Nur um am Ende wieder bei mir selbst anzukommen.
Nichts ist klar – aber alles möglich
Keine Frage: Diese Einstellung hängt vor allem damit zusammen, dass ich alleine sehr glücklich bin und mich komplett fühle. Und vermutlich auch damit, dass ich mir mein Leben nicht so ausmale, wie es viele andere Menschen tun. Angefangen mit dem Konzept der Monogamie, an das ich beim besten Willen nicht glaube. Aktuell kann ich mir einfach nicht vorstellen, mit einer einzigen Person mein ganzes Leben zu verbringen, geschweige denn zu heiraten und Kinder zu bekommen. Stattdessen finde ich es toll, dass immer mehr Menschen sich für offene Beziehungen oder Ehen entscheiden, habe aber gleichzeitig keine Ahnung, ob ich damit umgehen könnte, meinen Partner – zumindest sexuell – zu teilen.
Das einzige, was ich jetzt in diesem Moment weiß, ist, was ich nicht will: Ich will keine Beziehung eingehen, die mich nicht glücklich macht, ich will meine Bedürfnisse nicht hintenanstellen und keinen Partner, der mich einengt. Und das finde ich viel wichtiger als zu wissen, wie ich mir mein Leben in fünf, zehn oder zwanzig Jahren vorstelle. Nicht zu wissen, was ich will, bedeutet für mich in erster Linie, dass mir tausend Möglichkeiten zu Füßen liegen. Vielleicht treffe ich irgendwann jemanden, mit dem sich Monogamie doch nicht so schlecht anfühlt und heirate diesen Menschen sogar. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht lösche ich in drei Monaten alle Dating-Apps von meinem Handy. Vielleicht ziehe ich eines Tages wieder zurück aufs Dorf und baue ein Haus. Vielleicht tanze ich aber auch in zehn Jahren noch um 6 Uhr morgens in irgendwelchen dunklen Clubs. Oder ich ende als Cat-Lady, obwohl ich Katzen eigentlich gar nicht mag. Es kann alles passieren – und diesen Gedanken liebe ich.
Das Leben lässt sich eh nicht planen
Ich glaube, wir müssen gar nicht von Anfang an wissen, in welche Richtung es für uns geht und sollten uns vor allem keinen Druck machen. Solange wir niemanden verletzen, anderen gegenüber ehrlich sind und ihnen nichts vorspielen, ist das mehr als in Ordnung. Ich für meinen Teil vertraue darauf, dass ich irgendwann schon weiß, was ich will. Spätestens eben dann, wenn ich es vor meinen Augen sehe und merke, dass es mich noch glücklicher macht als ich ohnehin schon bin. Und bis dahin genieße ich einfach all die schönen Dinge, die sich auf dem Weg ergeben.
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