All I want for Christmas is Glühwein. Ganz im Ernst – ich kann Weihnachten echt nichts abgewinnen. Das ist mir irgendwie alles zu romantisch, zu viel und zu übertrieben. Am aller schlimmsten finde ich aber, dass in der Weihnachtszeit immer die Singles als Opfer dargestellt werden und man überall nur noch von Survival-Tipps für die Feiertage liest. Denn ganz ehrlich? Die viel größeren Probleme haben definitiv die Paare.
Warum ich an Weihnachten lieber Single bin
Weihnachten bedeutet für mich mindestens drei entspannte Tage bei meiner Familie, an denen ich das Haus nur zum Rauchen für frische Luft verlasse. Bei uns gibt es an den Feiertagen nämlich kein straffes Programm und keine Einladungen irgendwo anders, worüber mein innerer Grinch nicht glücklicher sein könnte. Spätestens, seitdem wir vor zwei Jahren beschlossen haben, uns nichts mehr zu schenken, ist er wirklich wunschlos glücklich – denn das bedeutet, dass ich mir keinen einzigen Gedanken über Geschenke machen und beim Packen nur an meine Jogginghose denken muss. Besser geht's doch gar nicht. Unser entspanntes Weihnachten ist für mich so sehr zur Tradition geworden, dass ich es mir gar nicht mehr anders vorstellen könnte und beim Gedanken daran, eine zweite Person in meine Planungen einzubeziehen, direkt Ausschlag bekomme.
Couple-Shaming statt Single-Shaming
Okay, nein – shamen möchte ich hier niemanden. Ich bin in der Weihnachtszeit einfach nur besonders froh über meinen Single-Status und darüber, dem ganzen Stress zu entgehen. Und zwar aus dem einfachen Grund, dass ich einfach null Bock hätte mir Gedanken darüber zu machen, wo und wann ich mit wem die Feiertage verbringe. Und schon gar nicht darauf, mich auf zwei (oder sogar noch mehr) Familien aufteilen zu müssen und von Termin zu Termin zu hetzen, um alle unter einen Hut zu bekommen. Mal ganz abgesehen von der Geschenkdiskussion, weil ich ganz bestimmt nicht wieder damit anfangen werde, irgendwem etwas zu schenken.
Statistisch gesehen ist Weihnachten übrigens auch ziemlich schlecht für Beziehungen, wusstet ihr das? In dieser Zeit trennen sich die meisten Paare – nicht nur aufgrund der Stresssituation, sondern auch, weil viele Menschen zum Jahresende noch einmal gründlich darüber nachdenken, was sie eigentlich wollen. (Oh oh, jetzt habe ich direkt wieder die mahnenden Worte meine Schwester im Ohr, der ich letztens erst erzählt habe, dass heutzutage jede zweite Ehe geschieden wird). Aber hey, mal abgesehen von all dem Pessimismus bedeutet das doch in erster Linie, dass die Wahrscheinlichkeit, glücklich ins neue Jahr zu starten, als Single umso größer ist.
Weihnachten geht auch ohne Single-Shaming
Deshalb finde ich es auch so bescheuert, dass das Thema Single-Shaming (was übrigens das ganze Jahr über total Banane ist) in der Weihnachtszeit noch weiter aufgeblasen wird. Die Weihnachtstage sind doch auch nur Tage wie alle anderen. Warum sollte es jetzt also plötzlich ein noch größeres Problem sein, Single zu sein? Das Ganze ist für mich so absurd, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, dass es bei einigen Familien tatsächlich in dieser extremen, von den Medien und von Weihnachtsfilmen gepushten Art und Weise vorkommt.
Vielleicht ist es wirklich totaler Quatsch, vielleicht bin ich aber auch einfach nur naiv, weil ich es selbst nicht kenne. In meiner Familie gibt es nämlich kein Single-Shaming – was einerseits ganz sicher daran liegt, dass ich ein riesiges Glück mit ihr habe und andererseits an unserer offenen Kommunikation. Alle wissen, dass ich auf Dating-Apps nicht (oder zumindest nicht in erster Linie) nach einer Beziehung suche. Außer vielleicht meine Großeltern, aber denen müsste ich erstmal erklären, was eine Dating-App ist. Und genau deshalb fragt auch niemand nach und stellt meinen Beziehungsstatus infrage. Was ganz nebenbei besser für alle ist, weil ich sonst ganz sicher Streit anfangen würde. Denn Single-Shaming mag ich definitiv noch weniger als Weihnachten.
Lasst euch bitte nichts einreden!
Die Erwartungshaltung, dass jede*r besser früher als später einen passenden Deckel findet, um ihn an Weihnachten mit nach Hause zu bringen, ist keine festgeschriebene Regel, sondern ganz allein ein Konstrukt unserer Gesellschaft. Und genau deshalb müssen wir uns von diesem Gedanken dringend freimachen und aufhören, unser eigenes oder das Singleleben anderer Personen zu kritisieren – an Weihnachten und auch an allen anderen Tagen. Aber ganz egal, ob Single oder vergeben: Ich finde, wir sollten uns an den Feiertagen generell weniger Stress machen und einfach die Zeit mit unseren Lieblingsmenschen genießen. Denn nur darum geht es doch, oder nicht?
Alle bisher veröffentlichten dates & desires-Kolumen findet ihr hier im Überblick:
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