Ja, ich habe es wieder getan – ich habe gedatet. Zurück bleibe ich mit der Frage: Was war das denn bitte? Denn dass ich schon beim zweiten Treffen über die Familienplanung nachdenken muss, hätte ich im Leben nicht erwartet. Während des gesamten Dates fragte ich mich also: „Wo ist hier bitte die versteckte Kamera?“
Wie viel ist eigentlich zu viel?
Fangen wir vorne an. Der Typ hat mich im Dezember auf Instagram angeschrieben (willkommen im Jahr 2023), wir sind ins Gespräch gekommen und haben uns echt gut verstanden. Also wollten wir uns mal persönlich kennenlernen. Als ich nach den Feiertagen wieder in Berlin war, kam es dann zu einem Treffen und er wirkte echt total lässig und cool (Well, so kann man sich irren). Es ging beim ersten Date um die typischen Dinge wie Familie, Beruf, Ziele im Leben und vergangene Beziehungen. Es gab zwar schon so ein, zwei Punkte, in denen wir verschiedene Vorstellungen oder zu denen wir andere Einstellungen hatten, aber im Großen und Ganzen haben wir uns gut verstanden und wollten uns noch mal wiedersehen. Wer jetzt denkt: „Ach, das klingt doch alles super“ ... wartet mal ab.
So, es kam also zum zweiten Treffen. Wir wollten essen gehen und danach einfach mal schauen, wo es uns noch so hin verschlägt (am Ende war ich einfach nur noch froh, zu Hause zu sein – ALLEINE). Nachdem ich dann erst mal knapp 20 Minuten auf den guten Herren warten musste (da hatte ich ja echt schon den Kaffee auf und wäre am liebsten wieder nach Hause gefahren), ging es eigentlich direkt los. Wir hatten das Restaurant gefühlt noch nicht mal betreten, da überschüttete er mich schon mit Komplimenten. Ich meine, ja klar, wer hört nicht gerne schöne Dinge über sich selbst, aber wenn es zu viel wird, kann ich es halt irgendwann echt nicht mehr ernst nehmen. Aber nun gut, wäre das das einzige Problem geblieben, hätte ich mich damit vielleicht noch arrangieren können. Aber das war ja erst der Anfang – Fortsetzung folgt.
Wenn beim zweiten Date schon die Familienplanung besprochen wird ...
Schon während des Essens habe ich gemerkt: Das hier ist einfach nichts für mich, der TYP ist einfach nichts für mich. Wenn ich date, geht bei mir nichts schnell, schnell, schnell. Ich brauche Zeit, um jemanden kennenzulernen, geschweige denn, mich zu öffnen. Bei meinem Gegenüber sah das allerdings ganz anders aus (was natürlich auch vollkommen okay ist, aber dann einfach nicht passt). Nachdem er mich beim ersten Kennenlernen schon fragte, wie viele Kinder ich denn später mal haben möchte, ging es damit beim Essen also weiter. Er hätte sich jetzt Gedanken gemacht und er könne sich so vier mit mir vorstellen und er wüsste auch schon genau, wie sie aussehen würden – (ich so: Wtf, was redet er da). Aus Sprachlosigkeit habe ich aber einfach nur gelacht. Okayyyyyy, ein fremder Typ denkt also schon über unsere Familie nach ... please send help.
Weiter ging es mit dem Spiel „Neue Uhrzeit, selbe Frage“: Gefühlt alle 30 Minuten fragte er mich, was ich eigentlich von ihm halte und was ich über UNS denke. Nachdem ich ihm jedes Mal aufs Neue erklärte, dass ich über UNS gar nichts denke, weil ich ihn ja noch nicht mal richtig kenne, kam immer wieder dieselbe Antwort: „Okay, dann beantworte ich die Frage einfach“ und wieder ging ein Feuerwerk der Komplimente los. Irgendwann hab ich ihn einfach nur noch gefragt, ob er das eigentlich alles wirklich so meinen würde, weil ich es echt nicht mehr ernst nehmen konnte. Hat ihn aber null gejuckt. :D Nach dem Essen hat er mich dann noch nach Hause gefahren und wir haben noch ein paar Minuten im Auto gequatscht. Guess what? „Und, was denkst du jetzt so über mich?“ Booooooy, hör doch bitte auf, alle 5 Minuten nach Bestätigung zu suchen. Na ja, wie dem auch sei. Es ging dann noch damit weiter, dass er mir sagte, wie sehr er mich will (Ja, wortwörtlich so. Also, dass ich da nicht in prustendes Gelächter verfallen bin, ist wirklich eine starke Leistung und auch jetzt beim Tippen muss ich schon wieder so lachen bei der Erinnerung, weil er es halt einfach zu 100 Prozent ernst meinte). Ich sag euch ehrlich: Ich hatte richtig Schiss, dass der mir gleich einen Ring an den Finger stecken will hahahaha.
Was mich aber vollends gekillt hat, war folgende Aussage: „Ich möchte mir mit dir etwas aufbauen.“ Ja, ich mir auch mit dir ... und zwar eine Mauer zwischen uns beiden. Zum Abschied hat er mich geküsst und drei Mal dürft ihr raten, welche Frage danach kam? WIE FANDEST DU DEN KUSS JETZT SO? OMG, ernsthaft, wo ist hier die versteckte Kamera????
Etwas Zurückhaltung, bitte!
Ach ja, er wollte mich übrigens am nächsten Tag auch noch direkt wiedersehen. Na ja, Ende vom Lied: Ich habe ihm gesagt, dass es von meiner Seite aus einfach nicht zwischen uns passt und wir beide zu verschieden ticken. Damit war die Sache dann auch gegessen. Deswegen noch mal ein kleiner Reminder: Ghostet niemanden, das ist einfach scheiße! Sagt einfach immer offen und ehrlich, was ihr denkt, und dann ist gut. Ach und alle zukünftigen Männer, die mich vielleicht daten: Zeigt mir gerne, dass ihr mich gut findet, aber plant bitte nicht nach vier Stunden unsere Familie mit Haus und Hund. Da bin ich nämlich schneller weg, als ihr „Was denkst du über uns?“ sagen könnt.
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Bildquelle: Unsplash / Wesley Tingey