Rosarote Brille, Schmetterlinge im Bauch und das Gefühl, als würde die Zeit kurz stehenbleiben. Kennst du das? Ist da aktuell vielleicht sogar eine Person, bei der du genau das empfindest? Oder machen sich schon irgendwelche Zweifel breit? Denn oft klopfen ja genau in dem Moment, in dem eigentlich doch alles so schön erscheint, zweifelnde Stimmen im Kopf an. Bin ich wirklich verliebt? Oder täuscht mich mein Gefühl? Was hinter diesen Zweifeln ganz oft stecken kann, hat uns ein Paartherapeut im Interview verraten.
Eigentlich ist doch alles wunderschön. Da ist vor kurzem diese eine besondere Person in dein Leben spaziert, die deine kleine Welt noch etwas bunter macht. Denn irgendwie fühlt sich mit ihr alles so leicht an. Die Gespräche fließen, der Humor passt und scheinbar fügt sich alles zusammen. Und doch gibt es Momente, in denen sich zweifelnde Gedanken in deinem Kopf einschleichen. In denen du dich fragst, ob du deinen Gefühlen trauen kannst. Bin ich wirklich verliebt? Oder sehe ich die Person vielleicht zu sehr durch die rosarote Brille und genieße einfach nur diesen Rausch des Verliebtseins?
Verliebt oder nicht? Die zwei Stimmen in dir
Und schon wird aus anfänglicher Euphorie ganz schnell eine Ungewissheit und das Aber in deinem Kopf vielleicht immer größer. Doch genau da wären wir auch schon beim Thema. Denn hast du dich mal gefragt, was dir dieses Aber vielleicht sagen will? Was dahinterstecken könnte?
Eric Hegmann, Paartherapeut und Autor (sein neues Buch „Erzähl mir mehr!“ ist vor kurzem erschienen) hat im Interview mit uns für Klarheit gesorgt: „Wenn du dich das fragst und in dich hineinhörst, wirst du vermutlich einen Teil finden, der sagt: ‚Aber ja, ich bin verliebt, er oder sie ist super. Wir haben viele Gemeinsamkeiten, ich fühle mich wohl und begehrt und glücklich mit dieser Person. Da könnte ich mir mehr vorstellen …‘ Und dann wird sich vermutlich ein ‚Ja, aber …‘ Anteil melden, der Zweifel hat: ‚Das sind nur die Hormone, die rosa Brille, die sexuelle Anziehungskraft … Schau noch einmal hin, da passt so vieles nicht: die früheren Beziehungen, die Hobbys, das Verschlossene …‘ Was da passiert ist, dass dieser ‚Ja, aber …‘ Anteil dich vor Verletzungen und schlechten Erfahrungen schützen möchte und damit den Anteil, der sich voller Freude auf etwas Neues einlassen möchte, zurückhält.“
Kommt dir das bekannt vor? Dann dürftest du den „inneren Konflikt“ und die aufwühlende „Zerrissenheit, die sich irgendwie gar nicht mehr so nach dem schönen Verliebtsein anfühlt“, sicher nachempfinden können.
Du fragst dich, ob du wirklich das richtige Match für dich gefunden hast? Vielleicht beantwortet unser Video diese Frage:
Was wollen dir die Zweifel sagen?
„Dahinter steckt der Wunsch, eine mögliche Trennungs- oder Verlusterfahrung zu vermeiden. Je nach deiner Biografie wird diese vielleicht so groß sein, dass dein ‚Ja, aber …‘, oder dein Beschützeranteil, wie ich ihn lieber nenne, weil das viel mehr seine sinnvolle Aufgabe würdigt, dir die Möglichkeit verbietet, zu experimentieren“, erklärt uns der Experte, der übrigens auch in der ARD-Serie „Die Paartherapie“ zu sehen ist, weiter im Interview. „Oft hat der einen guten Grund: vielleicht ist dein Kontakt ebenfalls unsicher und das verstärkt deine Vorsicht. Vielleicht hat er in seiner Biografie Erfahrungen gesammelt, die bei dir Vorsicht auslösen.“ Und klar, der Wunsch nach Sicherheit spielt da häufig sicherlich auch noch mit rein.
Eine Garantie gibt es in der Liebe nie
Nur gibt es eben genau diese Sicherheit in der Liebe nicht. Das macht auch Eric Hegmann mehr als deutlich. Und „alleine der Wunsch oder die Hoffnung, es gebe eine Checkliste, nach der du vorgehen kannst, um dann dir selbst erlauben zu können, ‚All In‘ zu gehen“, sei zwar menschlich, aber wenig realistisch, wenn nicht sogar naiv. Der Paartherapeut rät daher, dass du dich zuallererst mit „diesen beiden Anteilen“ in dir beschäftigen musst. Frag dich also, ob du deinen Wunsch nach Verbindung nicht irgendwie mit deinem Wunsch nach Sicherheit zusammenbringen und ein „Abkommen der beiden Bedürfnisse aushandeln“ kannst, wie Hegmann es nennt.
„Vielleicht lässt du dich auf kleine Experimente ein: ‚Wie geht es mir und uns, wenn wir gemeinsam etwas ganz Neues erleben, was wir beide nicht kennen? Was passiert da mit unserer Verbindung? Wie geht es mir und uns, wenn wir uns für zwei Tage ganz aufeinander einlassen bei einem gemeinsamen Wochenendtrip?‘ Das Schöne an dem Gedanken von Experimenten ist: Du kannst nicht scheitern, sondern nur lernen.“ Und das ist doch eine schöne Message, oder? Denn natürlich wäre es toll, wenn es in der Liebe eine hundertprozentige Sicherheit gäbe. Aber so läuft das Leben nun mal nicht. Doch gerade deswegen darfst du die Zweifel in deinem Kopf manchmal nicht zu laut werden lassen, weil du dabei ganz schnell das Leben verpassen kannst – und schlimmer noch: die wunderbare Person, die da vielleicht gerade schon vor dir sitzt.
Also stell dir die Frage, was du daraus machen willst. Und nun zitieren wir abschließend noch einmal den Experten: „Mutig zulassen und das Experiment wagen? Oder vorsichtig sein, sich zurückhalten und nichts riskieren – aber auch nichts gewinnen.“