Jeder Mensch, der Teil der LGBT-Community ist, weiß wie schwer es ist, seine Identität verstecken zu müssen. Umso schöner ist es, wenn man sich endlich als der Mensch zeigen kann, der man ist. Trotzdem gibt es einige Sachen, die mir vor meinem Outing nicht bewusst waren. Daher möchte ich nun die Dinge teilen, die ich gerne vor meinem Outing gewusst hätte.
Es kann gefährlich werden, in manche Länder zu reisen
Natürlich ist den meisten klar, dass einige Länder nicht gerade LGBT-freundlich sind. Jedoch stellen einige bei einem gemeinsamen Pärchenurlaub fest, dass es selbst innerhalb Europas nicht möglich ist, entspannt händchenhaltend am Strand herumzulaufen. Einen Wochenendausflug an die polnische Ostsee oder den billigen Urlaub am Schwarzen Meer muss man laut dem Gay Travel Index nochmal überdenken.
Du musst keinem Stereotyp entsprechen
Nur weil du dich geoutet hast, musst du nicht zwangsläufig einem Stereotyp entsprechen. Wenn du dich jedoch so wohler fühlst, ist das auch vollkommen in Ordnung! Jeder Mensch hat das Recht, so zu sein wie er sein möchte. Das ist, auch wenn Medien manchmal ein anderes Bild vermitteln, in der LGBT-Szene so.
Das Outing ist keine einmalige Sache
In Filmen und Serien kommt der eine große Moment, in dem sich der LGBT-Charakter vor allen outet. Zuerst vor der ganzen Familie, und dann vor den Freunden. Wie so oft im TV, entspricht das aber nicht ganz der Wirklichkeit. Man wird auch lange nach dem “großen Outing” immer wieder Menschen begegnen, denen man diesen Teil seiner Identität offenbaren möchte. Zwar ist es nicht schön, jedes Mal aufs neue seine Sexualität offen legen zu müssen, aber es wird mit der Zeit ein wenig einfacher.
Man wird ein Experte im Aufklären
Im Aufklärungsunterricht wird oft ein und dasselbe behandelt. Es geht hauptsächlich um den Geschlechtsverkehr zwischen Frau und Mann. Bei Unwissenden treten oft intime Fragen auf: „Wie funktioniert eigentlich Lesbensex?“ „Ist das nicht dieses Scissoring?“, oder „Schwule haben nur Analsex!“ hören die meisten Queers in solchen Situationen. So lernt man schnell, mit peinlichen Fragen umzugehen. Natürlich müssen die Fragen nicht beantwortet werden, wenn sie dir unangenehm sind oder die Person nicht respektvoll mit dem Thema umgeht.
Unerwünschte Sprüche oder Beleidigungen müssen nicht geduldet werden
Man läuft händchenhaltend durch die Straße, schaut den Partner oder die Partnerin verliebt an und ist überglücklich. Wenige Sekunden später merkt man, wie Menschen einen anstarren. Sie schauen zuerst auf die Hand, dann voller Ekel ins Gesicht. Jedes queere Paar muss sich täglich solchen Situationen aussetzen. Leider bleibt es in vielen Situationen nicht nur bei den Blicken. Auch heutzutage muss man sich als queere Person Aussagen wie „Solche Lesben wie euch wollte ich schon immer mal vögeln“ oder „Homosexuelle wie euch sollte man alle vergasen“ anhören. Wenn diese Aussagen beleidigend sind, sollte man die Person definitiv anzeigen.
Es ist wichtig, sich andere Freunde aus der Community zu suchen
So sehr man seine heterosexuellen Freunde liebt, es gibt einige Dinge, die sie nicht verstehen können. Daher ist es wichtig, sich Gleichgesinnte zu suchen. So kann man seine Sorgen und Ängste austauschen. Online gibt es viele Facebook-Gruppen, die dafür hilfreich sein können. Offline gibt es zahlreiche Einrichtungen und Projekte, die queere Menschen besuchen können und einen in Notsituationen auffangen.
Eltern brauchen Zeit, um die Situation zu akzeptieren
Das Outing vor den Eltern fällt den meisten besonders schwer. Trotzdem erhofft man sich, dass die Eltern positiv reagieren. Leider ist das allzu oft nicht der Fall. Der Grund dafür muss aber nicht eine homophobe Einstellung sein. Eltern kommen aus einer anderen Generation und werden oft nicht mit dem Gedanken konfrontiert, dass ihr Kind nicht der Heteronormative entsprechen könnte. In solchen Situationen brauchen Eltern ein wenig Zeit, um zu akzeptieren, dass das Kind eine andere Richtung einschlagen wird.
Das Label Sexualität kann sich ändern
Manche Menschen entdecken erst später im Leben, dass sie sich zum anderen Geschlecht hingezogen fühlen. Das bedeutet aber nicht, dass sie in den vorherigen Partnerschaften unglücklich waren. Das Label der eigenen Sexualität kann sich mit der Zeit ändern. Man sollte es jedoch auch akzeptieren, wenn Menschen sich ihrer Sexualität sicher sind.
Politik und Aktivismus haben einen anderen Stellenwert
Menschen, die nicht heterosexuell sind, müssen immer noch für ihre Rechte kämpfen. Wenn man zu der LGBT-Szene gehört, ist man direkt davon betroffen. Themen wie die Konversionstherapien oder die allgegenwärtige Diskriminierung sind auch hierzulande noch ein Thema. Man kann es sich als queere Person nicht leisten, unpolitisch zu sein.
Man muss sich mit der Homophobie der Menschen auseinandersetzen
Auf der Arbeit, im Bekanntenkreis, online oder auch auf der Straße: Fast täglich müssen sich queere Menschen Homophobie jeglicher Art anhören. Besonders in der Familie können solche Kommentare sehr verletzend sein. Wer dich nicht so akzeptiert wie du bist, muss auch nicht in deinem Leben sein.
Du bleibst nicht allein
Dating in der LGBT-Community ist manchmal wirklich nicht einfach. Die Auswahl ist sehr begrenzt und manchmal weiß man selbst noch nicht so recht, zu wem man sich hingezogen fühlt. Auch wenn du dich gerade sehr einsam fühlst, du wirst sicher nicht dein Leben lang alleine bleiben. Die richtige Person ist irgendwo dort draußen.
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