Vom ersten Date über das erste Mal Sex bis hin zu Hochzeit und Kindern: Eine Beziehung durchläuft viele Meilensteine, darunter auch das Zusammenziehen. Ein großer Schritt, wenn man bisher höchstens mal beieinander übernachtet hat. Vielleicht wart ihr schon etliche Male im Urlaub, kennt euch besonders gut und verbringt viel Zeit miteinander – aber wenn dann die Frage nach dem Zusammenziehen im Raum steht, dann fragt man sich schnell: Ja oder nein?
Zusammenziehen: Der erste große Schritt
Irgendwann dauert eine Beziehung so lange, dass wir keine Übernachtungsbeziehung mehr wollen. Dann gibt es eigentlich nur den Schritt des Zusammenziehens. Plötzlich ändert sich alles, denn man wird das gleiche Bett (jede Nacht) teilen, die andere Person noch viel öfter um sich herum haben, gemeinsam Abendessen und kann sich nicht mehr so leicht aus dem Weg gehen. Deshalb solltet ihr euch vor dem Zusammenziehen über ein paar wichtige Dinge einig sein, schließlich soll euer Zusammenleben möglichst harmonisch ablaufen.
Das sind die wichtigsten Fragen vor dem Zusammenziehen
- Ziehen wir in eine neue Wohnung oder zieht einer beim anderen ein?
- Teilen wir uns Miete und Nebenkosten gleichermaßen oder einer mehr (weil er/sie mehr verdient)?
- Kauft ihr neue Möbel oder nimmt jeder einfach seine alten Sachen mit?
- Wer wird welche Aufgaben übernehmen? (Kochen, Abwaschen, Wäsche aufhängen, ...)
- Wie viel Platz braucht ihr beide und welche Rückzugsmöglichkeiten habt ihr?
- Legt ihr eine Haushaltskasse oder ein gemeinsames Konto an?
Wenn ihr all das geklärt habt, dann liegt der Grundstein für das Zusammenziehen schon mal, doch abgesehen von all diesen „bürokratischen“ und sachbezogenen Fragen gibt es auch noch die emotionale Ebene. Denn euer Herz muss mit entscheiden!
Zu einer Beziehung, egal ob ihr zusammenwohnt oder nicht, gehört auch Streit. Doch ob ihr es glaubt oder nicht, Streiten will gelernt sein. Wie ihr eure Konflikte am besten löst, erfährst du im Video.
Was hindert euch noch am gemeinsamen Zuhause?
Fehlendes Vertrauen
Bevor ihr euch für eine gemeinsame Wohnung entscheidet, müsst ihr beide auch emotional dafür bereit sein. Ein Zuhause für euch beide geht mit viel Verantwortung einher und es geht nicht mehr nur um euch alleine. Plötzlich wacht ihr morgens nebeneinander auf, seht euch mit zerzausten Haaren, ungeschminkt oder auch mal ungeduscht, teilt ein Bad zusammen und erkennt die Macken der anderen Person noch mehr. Dazu gehört eine Menge Vertrauen, denn auch besonders intime Momente werdet ihr zusammen erleben. Ob es ein großer Streit ist oder die Tatsache, dass ihr euch miteinander ein Bad teilt – wer zusammenzieht, verliert auch ein Stück an Privatsphäre. Deshalb müsst ihr euch sicher sein, dass die andere Person auch eure Grenzen akzeptiert und Verständnis zeigt. Das gilt natürlich auch umgekehrt!
Sucht man überhaupt was Ernsthaftes?
Eine Beziehung bedeutet eigentlich in den meisten Fällen schon, dass man sich ein gemeinsames Leben vorstellen kann. Doch wenn beide noch in unterschiedlichen Wohnungen leben, dann fällt eine (eventuelle) Trennung viel leichter. Schließlich muss man dann nicht ausziehen, ein neues Zuhause suchen und noch mehr Streit über sich ergehen lassen. Wer getrennt lebt, der kann Konflikten leichter entfliehen und trägt weniger Verantwortung.
Und genau da wird es schwierig. Mehr Verantwortung möchte man nur dann tragen, wenn man wirklich auf gemeinsame Ziele hinarbeitet, die ihr aber als Paar für euch definiert: Wollt ihr ein Haus, Kinder und vielleicht auch Heiraten? Eine gemeinsame Wohnung ist eine Art „Verpflichtung“ und eure Liebe muss so stark sein, dass ihr diese eingehen wollt. Sind eure Gefühle nicht so stark, dass ihr diesen großen Schritt gehen wollt, dann solltet ihr das Zusammenziehen hinterfragen.
Ihr seid erst kurz zusammen
Wenn ihr erst kurz in dieser Beziehung seid, dann ist es möglich, dass es vielleicht zu schnell geht – zumindest für eine Person von euch. Nach so kurzer Zeit kennt man sich noch nicht so gut, ist sich vielleicht noch nicht mal richtig sicher, ob diese Beziehung halten kann. Nach so kurzer Zeit muss man sich wirklich sicher sein und man muss bereit sein, sich so schnell einander zu nähern. Das braucht in vielen Fällen seine Zeit und nur wenige wollen diesen Schritt gehen. Es gibt da zwar Ausnahmen, aber die bestätigen ja bekanntlich nur die Regel.
Ihr bestimmt den Zeitpunkt
Mein Freund und ich sind schon nach vier Monaten zusammengezogen. Ich war 18, er 21. Ich habe zur Untermiete gewohnt und er wollte zu Hause ausziehen. Also: Ab in eine 1-Zimmer-Wohnung. Wenn man sich noch nicht gut kennt und sich dann so wenig Platz teilt, wird es schwierig. Der eine will es so, der andere so. Der eine kocht nicht, der andere noch viel weniger. Der eine hängt die Wäsche nach System auf, der andere nicht. Es gab viel Streit und ich dachte damals nicht, dass das lange hält. Doch dann hinterfragt man sich: Können wir uns nicht anpassen? Wenn man erkennt, dass jeder seine Schwächen hat, kann man leichter Kompromisse schließen. Damals habe ich gesagt, ich würde nie wieder so früh zusammenziehen – heute sind wir fast 9 Jahre zusammen und verheiratet. Den Zeitpunkt zum Zusammenziehen bestimmt ihr. Ihr müsst jedoch nur verstehen, dass Kompromissbereitschaft dafür unabdingbar ist. Wenn ihr euch anpasst (nicht verändert, aber anpasst), dann kann auch das frühe Zusammenziehen funktionieren!
Das macht das Zusammenziehen so besonders
Wer glaubt, es gibt viele Gründe, NICHT zusammenzuziehen, der sollte sich erstmal die Gründe anschauen, die DAFÜR sprechen. Denn eine Beziehung, in der es schon ein gemeinsames Zuhause gibt, hat sehr viele Vorteile.
Es stärkt die Liebe
Seid ihr erst einmal zusammengezogen, seid ihr noch viel mehr eine Einheit als zuvor. Ihr lebt zusammen und teilt noch mehr Momente miteinander als vorher. Ihr lernt euch noch besser kennen, passt euch an und lernt, die andere Person noch mehr zu schätzen. Wer ein Zuhause teilt, der gesteht gewissermaßen seine Liebe, denn zu einer gemeinsamen Wohnung gehört auch eine Menge Überwindung. Und für wen würden eher über einen Schatten springen als für jemanden, den wir lieben?
Weitere Schritte können folgen
Nachdem ihr diesen großen Meilenstein des Zusammenziehens erlebt habt, ist die Wahrscheinlichkeit gar nicht mal so gering, dass ihr auch weitere „Abenteuer“ zusammen erlebt. Ihr habt eine Vertrauensbasis, seid glücklich und lernt, auch in Ausnahmesituationen zusammenzuarbeiten. Nach dem Umzug spürt ihr in den meisten Fällen eine große Erleichterung, wenn ihr merkt, wie gut ihr zusammen funktioniert. Und so steigt die Bereitschaft auf weitere Erlebnisse: Kinder, Heiraten und Co. sind plötzlich viel weniger voneinander entfernt, zumindest, wenn ihr euch bei diesen Punkten einig seid.
Ihr werdet ein Team
Natürlich müsst ihr euch erstmal finden, wenn ihr zusammengezogen seid. Von nichts kommt schließlich nichts. Aber wenn ihr dann herausgefunden habt, wie ihr euren Alltag organisiert und euch einander auch mal ein paar Dinge abnehmt, dann arbeitet ihr immer besser zusammen. Der eine ruft den Handwerker für die Waschmaschine an, der andere kocht. Einer saugt die Wohnung, der andere putzt das Bad. Ihr beide liegt abends auf der Couch und schaut Fernsehen und am Wochenende trefft ihr euch gemeinsam mit Freunden. Wohnt ihr zusammen, dann meistert ihr den Alltag zusammen viel besser.
Ihr lernt zu teilen
Es klingt komisch, aber in einer Beziehung geht es ums Teilen. Nicht nur um das Teilen gemeinsamer Erlebnisse wie Urlaube und Co. Wenn ihr ein gemeinsames Zuhause habt, dann teilt ihr ein Bett, teilt eure Gefühle, und auch eure Verpflichtungen. Ihr teilt nicht nur Essen, Kleiderschrank, Fernseher und Couch – ihr teilt auch gute und schlechte Erfahrungen. Dazu gehören Erfolge im Job, aber auch mal eine Kündigung. Dazu gehören Schicksalsschläge, aber auch lustige Momente. In einem gemeinsamen Zuhause teilt ihr beinahe alles miteinander!
Du siehst also, dass der Umzug in euer erstes gemeinsames Zuhause ein riesiger Schritt ist. Ihr müsst diesen gemeinsamen Weg gehen wollen und dann habt ihr einen riesigen Meilenstein gemeinsam bewältigt. Es kann Kraft kosten, sich so verbindlich für eine andere Person zu entscheiden und nicht immer ist das Zusammenziehen genau das Richtige für euch. Aber wenn ihr merkt, dass es gut funktioniert, dann bedeutet dieser Schritt für euch etwas ganz Großes: Liebe und Verantwortung in einer Partnerschaft!
Bildquelle: Getty Images/Soren Svendsen