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Laut Paartherapeut

Trotz Lockdown: Dieser Trick bringt neuen Schwung in deine Beziehung

Verliebtes Paar

Die Pandemie und der dadurch bedingte Lockdown verlangen uns viel ab. Nicht nur, dass wir unsere Freunde nicht mehr wie gewohnt sehen können, Partys gestrichen und Restaurants geschlossen sind, auch das Liebesleben als Paar kann massiv unter dieser Situation leiden. Wir haben mit Paar- und Sexualtherapeut Umut Özdemir darüber gesprochen, wie Paare in eben dieser herausfordernden Zeit wieder Schwung in ihre Beziehung bringen können. Und er hat einen besonderen Tipp.

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Seit März 2020 hält das Corona-Virus unser Leben auf Trapp. Dinge, die für uns immer selbstverständlich waren, sind plötzlich verboten. Der Kontakt zu Kollegen und Freunden ist weitestgehend heruntergefahren, die meiste Zeit sitzen wir im Home-Office. Heißt auch: Wir verbringen 24/7 alleine mit unserem Partner, Arbeits- und Privatleben können nicht mehr voneinander getrennt werden.

Paare verlieren sich

Genau das führt dazu, dass viele Paare vergessen, sich trotzdem weiterhin als Paar wahrzunehmen, sich gezielt Zeit füreinander zu nehmen, Abenteuer miteinander zu erleben. Und dadurch bleibt auch das Sexleben oft auf der Strecke. Doch wie kann man diesem Teufelskreis entkommen? Ist es überhaupt möglich, seiner Beziehung während des Lockdowns wieder neuen Schwung zu verleihen? Ja, sagt Diplom-Psychologe Umut Özdemir, der mehr als sechs Jahre am Institut für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Charité Berlin Einzel- und Paartherapien geführt hat UND mittlerweile auch auf TikTok (67k Follower) Aufklärungsarbeit leistet.

Diplom-Psychologe Umut Özdemir begleitet Paare, die in einer Krise stecken

desired: Woran liegt es Ihrer Meinung, dass viele Paare während des Lockdowns in eine Beziehungskrise geraten?

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Umut Özdemir: Diese Situation, in der wir uns befinden, ist für alle neu. Unsere Generation kannte so etwas ja bislang nicht. Plötzlich werden Dinge verboten, die immer selbstverständlich waren, Geschäfte und Restaurants schließen. Als die Pandemie anfing gab es viele Interviews, in denen gesagt wurde, dass wir uns 2021 auf einen Babyboom einstellen müssen. Jetzt sehen wir: Der bleibt aus. Paare leben ihre Sexualität aktuell weniger aus. Was für viele überraschend ist, ist für mich nur logisch. Natürlich sind wir alle zuhause und hätten theoretisch viel Zeit für intime Momente. ABER wir befinden uns in einer unsicheren Situation, viele Menschen haben große Sorgen, vor allem finanziell. Sie wissen nicht, wie es mit ihrem Job weitergeht oder gehen nervlich auf dem Zahnfleisch. Und genau diese Ängste führen zu Krisen.

Welche Paare sind besonders gefährdet? Frisch Verliebte oder doch eher die Langzeitbeziehungen?

Beides bringt Risiken mit sich. Bei frisch Verliebten ist die Frage, ob sie sich aktuell überhaupt sehen können. Sie lernen sich definitiv anders kennen, können ja beispielweise nicht zusammen in eine Bar gehen. Schwierig ist es auch für Menschen, die eine Fernbeziehung führen und sich aktuell womöglich nur digital sehen können. Da kann man sich natürlich schnell verlieren. In Langzeitbeziehungen können viele Dinge leiden, die sonst gut funktioniert haben: die sexuelle Kommunikation zum Beispiel. Außerdem fehlt es an neuen Erfahrungen, getrennt und als Paar. Und auch der Stress führt zu Verspannungen, vor allem bei Eltern, die nebenbei noch ein Kleinkind betreuen müssen, weil die Kita geschlossen ist. Und nicht jeder hat eine riesige Wohnung, viele wohnen auf engstem Raum zusammen.

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Der Lockdown wird uns vermutlich noch einige Wochen begleiten. Wie schafft man es also, dieser Situation zu entkommen und wieder Schwung in die Beziehung zu bringen?

So unsexy das auch klingen mag. Es hilft, wenn man sich hinsetzt, die alltäglichen Aufgaben neu verteilt. Viele haben ja das Gefühl, dass sie von Partner oder Partnerin im Stich gelassen werden und mit allem alleine dastehen. Man kann einfach erstmal rational an die Sache rangehen und den Alltag neu strukturieren. Es ist auch wichtig, dass sich jede Person mal Zeit für sich nehmen kann, ohne darüber diskutieren zu müssen. Vielen hilft es einfach, wenn ihnen etwas Last von den Schultern genommen wird, sie mal durchatmen können.

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Ein neues Ritual kann die Beziehung wieder aufleben lassen. Ich habe zum Beispiel jetzt ein neues Kartenspiel namens „IN*Team Beziehungskiste“ für Paare herausgebracht, das nicht nur die Beziehung stärkt, sondern auch dafür sorgt, dass man den Partner neu und von einer anderen Seite kennenlernen kann. Damit kann man ganz einfach neue Erfahrungen sammeln - zusammen. Und man muss sich nur eine halbe Stunde Zeit dafür nehmen.

Für welche Paare eignet sich dieses Spiel?

Die Fragen sind so konzipiert, dass sie für alle Paare geeignet sind, sie sind auch geschlechtsoffen formuliert, da ich niemanden ausschließen wollte.

Das Paarspiel „IN*TEAM Beziehungskiste“ bekommst du für 24,99 Euro bei inteamsein.de.

Wie genau funktioniert dieses Spiel?

Das Kartenspiel hat 20 Aufgaben und Deep-Talk-Übungen. Jeder zieht eine Karte, beide reißen ihre Karte gemeinsam auf. Das war mir wichtig, damit es einen Zusammenhalt gibt und nicht einer schon alle Fragen kennt und der andere nicht weiß, was ihn erwartet. Das Besondere an dem Spiel ist, dass es in den Karten noch Online-Zusatzinhalte gibt. Heißt: Es gibt QR-Codes, die das Paar zu einem Video oder Audios von mir führen. Interessiert sie ein Thema besonders, dann können sie sich hier noch tiefgründiger informieren.

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Eine Paartherapie für zuhause also?

Das Spiel ersetzt keine Paartherapie, das ist wichtig zu sagen. Die Idee ist, dass man sich noch tiefgründiger kennenlernen kann. Und gemeinsam eine neue Aufgabe hat, an der man als Paar wachsen kann.

Wann sollte ein Paar ihrer Meinung nach eine Paartherapie machen? Wenn man kurz vor einer Trennung steht und nicht mehr weiter weiß?

Beginnt ein Paar erst kurz vor der Trennung eine Therapie, dann dauert diese länger. Es wäre schon sinnvoll, früher zu starten. Nicht jedes Paar braucht eine Therapie, das ist klar, aber es gibt eben Menschen, die den Eindruck haben, dass in der Partnerschaft etwas nicht stimmt, oder dass es eine belastende Situation gibt, aus der man einfach nicht mehr alleine herauskommt. Viele Paare erzählen, dass sie sich auseinander gelebt haben. Doch dies passiert ja nicht von heute auf morgen. Das ist ein schleichender Prozess. Paare, die sich entscheiden, eine Therapie zu machen, wollen an der Beziehung arbeiten. Sie sind in eine Krise geschlittert, sind aber aus verschiedenen Gründen trotzdem noch zusammen und wollen das gemeinsam bewältigen.

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Nutzen heutzutage noch zu wenig Paare eine gemeinsame Therapie, weil es ein Tabuthema ist?

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Ja, definitiv, viel zu wenige Paare gehen diesen Schritt, auch wenn es immer mehr werden. Viele denken halt, dass alle anderen ihre Beziehung ja auch alleine meistern können. Aber es gibt für keine Beziehung eine Bedienungsanleitung. Und meist reden wir im Freundeskreis auch zu wenig über Probleme, weshalb wir denken, dass es bei den anderen immer gut läuft. Das ist aber nicht so. Jedes Paar hat mit seinen Problemen zu kämpfen. Es ist nicht so, dass es nur bei uns schlecht läuft.

Bei mir saß mal ein heterosexuelles Paar, das seit 11 Jahren zusammen war und seit 7 Jahren keinen Sex mehr hatte. Der Mann sagte dann, dass dies doch völlig normal sei. Dass man eben im Laufe der Zeit keinen Sex mehr habe, das sei doch bei allen so. Das ist aber nicht richtig. Es ist natürlich so, dass der Sex weniger wird, aber gar keinen mehr zu haben, ist nicht der Regelfall.

Wie bringt man so ein Paar dann wieder zueinander?

Als Erstes muss man das Problem finden. Warum gibt es keine Zärtlichkeiten mehr? Wann hat das angefangen? Dann analysiert man das Problem zusammen, schaut, welche Stärken das Paar hat. Oft ist es so, dass körperliche Nähe schon viel hilft. Dass ein Paar also erstmal wieder nur kuschelt, sich annähert. So zeigt man der anderen Person ja, dass man sie noch mag. Und in vielen Fällen entsteht dann auch wieder die Lust auf mehr. Das gilt übrigens auch für Paare, die sich während der Pandemie voneinander entfernt haben.

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Bringt die Pandemie auch Vorteile für Paare mit sich?

Das kommt immer darauf an, wie Paare miteinander umgehen. Theoretisch hat man ja jetzt die Chance, sich ganz anders kennenzulernen, tiefgründigere Gespräche über die eigene Beziehung zu führen. Früher war es doch so, dass man sich abends miteinander über das Kollegium ausgetauscht hat. Wenn das jetzt wegfällt, muss man sich mit sich selbst beschäftigen. Man kann die Zeit also auch nutzen, um in der Partnerschaft mal Dinge anzusprechen, über die man schon lange reden wollte.

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Ist die Pandemie vergleichbar mit dem ersten Liebesurlaub, von dem man ja auch immer sagt, dass er darüber entscheidet, ob man zusammenpasst oder nicht?

Jein. Was dafür spricht ist, dass man natürlich viel Zeit miteinander verbringt, fernab von anderen Menschen. Allerdings ist ein Urlaub geprägt von schönen Momenten, vom Abenteuer. Man sammelt tolle Erinnerungen zusammen. Der Lockdown bietet das nicht. Der Besuch im Supermarkt ist ja momentan das Highlight des Tages. Das zehrt einfach anders an den Nerven, man erlebt nichts, hat keine Ablenkung.

Was raten Sie Singles, die aktuell auf der Suche sind, aber im realen Leben niemanden kennenlernen können?

Online-Dating ist die passende Alternative. Das hat ja sowieso schon stark zugenommen in den vergangenen Jahren. Die Vorteile in dieser Zeit sind, dass man von zuhause aus jemanden kennenlernen kann. Dass man auf Nachrichten antworten kann, wenn man eben Zeit dafür hat. Natürlich fällt momentan das klassische Dating aus. Aber auch daraus kann man Vorteile ziehen. Viele finden ja, dass es beim Online-Dating zu wenig um die eigene Person geht, eher das Aussehen bewertet wird. ABER: Da man sich aktuell ja nur mit Abstand zu einem Spaziergang treffen darf, es also zu keinen körperlichen Aktivitäten kommen kann, steht der Charakter beim Kennenlernen wieder im Vordergrund. Das nimmt vielen den Druck, beim ersten Treffen sofort intim miteinander zu werden. Es geht dann nur um das Menschliche, nicht um das Sexuelle.

Danke für das tolle Gespräch!

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Bildquelle: Getty Images / dragana991

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