Was genau ist untreu? Eigentlich sollte das nicht so schwer sein: Untreue bezeichnet einen Verstoß gegen die Treueabsicht, also einen Treuebruch. Offenbar verstehen Frauen und Männer sich aber hier nicht wirklich. Was genau noch unter Treue fällt und ab wann die Untreue beginnt, darüber streiten sich die Geschlechter.
Muss man erst mehrmals mit jemandem im Bett gewesen sein, damit man ihm zu Recht Untreue vorwerfen kann? Oder geht das auch schon bei einem einmaligen Kuss? Was ist mit Gedanken, die zwar zu Ende gedacht aber nicht vollzogen werden? Was ist mit Gefühlen? Forschern aus den USA zufolge beantworten Frauen und Männer diese Fragen sehr unterschiedlich.
Für die Untersuchung bewerteten 345 Psychologie-Studenten, davon 272 Frauen und 82 Männer, in einem Online-Fragebogen, welche Beispiele für sie einen Bruch der Treue bedeuteten. Die Beispiele bewegten sich in drei Bereichen: sexuelle Untreue, emotionale Untreue und Fantasie – also die reine Vorstellung bestimmter Verhaltensweisen.
Frauen empfinden mehr Dinge als Untreue
Demnach empfinden Frauen sowohl sexuelle Handlungen, wie etwa Sex oder Küsse mit anderen Frauen, als auch emotional-basierte Handlungen, wie Gefühle für oder enge Bindungen zu jemand anderen, eher als tatsächliche Untreue. Auf der Ebene der Fantasie gab es dagegen keine Unterschiede.
Auch andere Forscher hatten bereits herausgefunden, dass es geschlechtsspezifische Unterschiede in Bezug darauf gibt, wie Menschen sexuelle und emotionale Untreue wahrnehmen. Demzufolge erzeugt sexuelle Untreue bei Männern mehr Unzufriedenheit, während bei Frauen emotionale Untreue größere Not hervorruft.
Emotional und Sexuell
Die Forscher zogen eine evolutionäre Hypothese zur Erklärung heran: Männer könnten fürchten, dass sie durch die sexuelle Untreue der Frau für Kinder sorgen, die nicht die eigenen sind. Frauen wiederum würden befürchten, dass der Mann durch die emotionale Untreue für eine andere Frau sorgt, anstatt für sie. Eine andere Erklärung wäre: Sie fürchtet, dass seine emotionale Untreue zur sexuellen führen könnte, während er fürchtet, ihre sexuelle Untreue könnte zur emotionalen führen.
Die amerikanischen Forscher haben sich in der jüngsten Studie ebenfalls an Erklärungen versucht: Laut Studie sind Frauen Gemeinschaftwesen, das heißt, sie haben den Wunsch, positive zwischenmenschliche Bindungen zu bilden und zu erhalten. Die Männer in der Studie erreichten in dieser Kategorie sehr viel niedrigere Werte. Frauen hätten zudem weniger Angst vor Intimität. Schlussendlich sollte wohl in jeder Beziehung definiert werden, wie exklusiv sie ist, was man vom Partner erwartet und wie weit Treue geht.
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