Wenn in einer Beziehung einer der Partner fremdgeht, treibt das einen ganz schönen Keil zwischen die beiden Parteien. Viele sind sich einig: Das ist ein Grund zum Schlussmachen! Doch das muss nicht sein. Auch nach einem Seitensprung kann es sich lohnen, für die Partnerschaft zu kämpfen. Doch nur, wenn diese vier Merkmale auf euch zutreffen.
In einem Artikel auf „Prevention“ behauptet Paartherapeut Joe Kort: „Alle Beziehungen, die einen Seitensprung überleben, haben diese vier Dinge gemeinsam“. Er zählt auf, welche Merkmale und Einstellungen Paare benötigen, die einen solchen Vertrauenmissbrauch hinter sich lassen und die Ehe oder Beziehung retten wollen.
Zunächst erläutert der Spezialist, wie viele Menschen wirklich fremdgehen und dass Untreue ein Problem ist,, das viele Paare in seine Beratungsstunden führt. Obwohl unsere Gesellschaft nach außen hin eher auf monogame Lebensstile ausgelegt ist, ist nicht zu leugnen, dass Seitensprünge sehr häufig vorkommen.
Dein Partner hat dich betrogen? Im Video erfährst du, wie du dich nach dem Seitensprung verhalten solltest. Darunter verraten wir dir dann, welche Paare Untreue überstehen können.
„Studien legen nahe, dass wir Menschen trotz unserer kulturellen und religiösen Vermutungen und Anforderungen nicht wirklich für Monogamie geschaffen sind. Daher ist Untreue auch der Nummer-1-Grund, weshalb Paare bei mir in die Beratung kommen. Sie wollen unbedingt zusammenbleiben und ernsthaft daran arbeiten, den Schmerz und Betrug zu überwinden, der ebenso schmerzvoll sein kann, wie wenn ein geliebter Mensch verstirbt. Das liegt daran, dass – in gewisser Weise – die Beziehung gestorben ist. Das heißt aber nicht, dass eine neue nicht daraus geboren werden kann.“
Kort ist sich sicher: Wenn ein Paar es schafft, einen Seitensprung zu überwinden, macht sie das noch viel stärker als zuvor. Allerdings müssen diese vier Dinge gegeben sein:
#1 Das Verständnis, dass ein Seitensprung nichts über die Qualität der Beziehung aussagen muss
„Wenn einer fremdgeht, dann stimmte eh schon nicht mehr alles mit der Beziehung.“ Hast du diesen Satz auch schonmal gehört oder gedacht? Laut Joe Kort absoluter Unsinn. Wenn ein Paar einen Seitensprung hinter sich lassen will, muss es seiner Meinung nach verstehen, dass auch in einer intakten Beziehung voller Liebe Untreue vorkommen kann. Grund dafür seien häufig sexuelle Wünsche und Vorlieben, die einer der Partner sich nicht traut, anzusprechen, oder die der andere auf keinen Fall ausprobieren will. Das heißt im Umkehrschluss natürlich nicht, dass man alle Fantasien des Partners ausleben muss, wenn man verhindern will, dass er sich diese Erlebnisse woanders besorgt, sondern eher, dass Paare lernen, ehrlich und offen über ihr sexuelles Verlangen zu sprechen und für Fetische oder Wünsche des anderen zumindest Verständnis zu zeigen.
#2 Das Vermeiden von Täter- und Opferzuweisungen
Bei einem Seitensprung gibt es meist einen Fremdgeher und einen Betrogenen. Trotzdem ist es laut Kort gefährlich, wenn man deswegen in Opfer- und Täterrollen denkt. Weder kann der Betrogene erwarten, dass der Fremdgänger alleine schuldig und daher dafür verantwortlich ist, die Beziehung wieder zu kitten, noch sollte der Betrogene in eine unterwürfige Rolle schlüpfen und die Schuld bei sich suchen. Es erfordert eine Menge Arbeit und Feingefühl auf beiden Seiten der Medaille. Und von außen ist es ebenfalls verheerend, wenn zum Beispiel der betrogenen besten Freundin ein schlechtes Gewissen gemacht wird, weil sie es mit dem „Schuft“ der sie hintergangen hat, noch einmal versuchen möchte.
#3 Die Bereitschaft, offen über den Seitensprung zu sprechen
Gerade bei einem solchen Vertrauensmissbrauch werden viele Paare, die sich gegen eine sofortige Trennung entschließen, dazu neigen, das Ganze unter den Teppich kehren zu wollen. „Wir lassen das hinter uns und starten einen kompletten Neuanfang.“ – Das klingt ja erstmal ganz vernünftig. Doch Kort warnt, dass so der Schmerz und die verletzten Gefühle nur unterdrückt und auf Eis gelegt werden, statt sich ihnen zu stellen und sie aufzulösen. Irgendwann brechen sie deshalb wieder auf das Paar hinein oder brodeln unter der Oberfläche fröhlich weiter. Er empfiehlt jedoch, die Konversation über den Seitensprung in einer kontrollierten Situation zu halten, zum Beispiel in einer Paarberatung.
#4 Die Bereitschaft zu zeitweiser völliger Transparenz
Was einen Seitensprung so schlimm macht, ist nicht so sehr die Tatsache, dass der Partner mit einem anderen Menschen intim war, sondern in erster Linie das verletzte Vertrauen. Laut Kort sollte der Fremdgänger daher in der Folge bereit sein, für eine Weile vollkommene Offenheit dem Partner gegenüber an den Tag zu legen. Keine Lügen, keine Geheimnisse, keine Passwörter oder gelöschte Nachrichten – das Vertrauen baut sich erst langsam wieder auf und jedes noch so kleine Geheimnis lässt Raum für Misstrauen und Verdächtigungen. Irgendwann muss jedoch auch der Betrogene lernen, dem Partner auch ohne diese komplette Transparenz wieder zu vertrauen. Ein weiter Weg, aber man kann es schaffen!
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