Im Jahr 2023 gibt es so einige Beziehungsformen, da kann man schon mal den Überblick verlieren. Von Mingle, über eine offene Beziehung bis hin zur Monogamie – für jeden ist etwas dabei. Mittlerweile rückt eine weitere Art der Beziehungsform immer weiter in den Fokus: Das LAT-Prinzip. Wie es funktioniert und was genau dahintersteckt, erfährst du jetzt.
Living Apart Together: Was ist das?
LAT steht für „Living Apart Together“, bedeutet: Ein Paar ist zwar zusammen, wohnt aber nicht in einer gemeinsamen Wohnung. Besonders in Großstädten scheint sich das Modell seit einigen Jahren immer mehr durchzusetzen, da ist es kein Wunder, dass die Anzahl der LAT-Paare in den letzten Jahren signifikant zugenommen hat. Waren es vor einigen Jahren vor allem junge Leute, die diesem Beziehungsstil nachgegangen sind, sind es mittlerweile auch ältere Menschen, die sich zunehmend auf getrennte Haushalte einigen, unabhängig von Bildung- oder Beruf.
Die meisten Distanzbeziehungen werden aus beruflichen Gründen geführt. Im Gegensatz zur Fernbeziehung entscheiden sich Paare beim Living Apart Together aber bewusst für getrennte Wohnungen, aus unterschiedlichen Gründen, je nach Alter, selbst wenn sie verheiratet sind. Jeder hat sein Reich, seine Wohnung.
Was macht eine LAT-Beziehung aus?
Nähe und Distanz, beziehungsweise Nähe und Autonomie zwischen Partner*innen auszubalancieren, ist in Beziehungen eine Kernaufgabe. Laut Prof. Dr. Jens B. Asendorpf vom psychologischen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin kommt es zu Konflikten, wenn ein Part ein höheres Autonomie-Bedürfnis hat als der andere. Das führt tendenziell zu Unzufriedenheit und Problemen. „Bei LAT-Paaren haben wir das nicht gefunden“, so der Professor.
Living-Apart-Together-Paare seien ebenso glücklich wie andere, wenn beide den Partner oder die Partnerin fürs Leben gefunden hätten. Jedoch gebe es Unterschiede im Vertrauensverhältnis: Offenbar führt das getrennte Leben dazu, dass sich eine tiefe Bindung nur langsamer aufbaut. Dennoch gebe es keineswegs mehr Trennungen.
Vorteile des Living Apart Together
- mehr Sex
- mehr Autonomie
- bewusster gelebte Paar-Momente
- Rückzugsraum für individuelle Bedürfnisse
- kein Streit wegen nerviger Gewohnheiten
- jeder putzt für sich
Nachteile des Living Apart Together
- fehlende Zweisamkeit
- weniger Routine
- weniger enge Bindung
- schwierige Momente müssen auch mal allein bewältigt werden
- Mühe, trotz Distanz, ein Wir-Gefühl aufrecht zu erhalten
- Gefühl, sich als Gast in seiner/ ihrer Wohnung zu fühlen
Für wen eignet sich Living Apart Together?
Ist das Autonomie-Bedürfnis beider Seiten nicht so stark, ist es sinnvoll, an einem gewissen Punkt in der Beziehung zusammen zu ziehen. Spüren aber beide Partner*innen ein hohes Bedürfnis nach Selbstbestimmung, eignet sich das Living-Apart-Together-Modell hervorragend. Besonders verbreitet ist es bei jungen Paaren, die noch mit der richtigen Form für sich experimentieren. Ältere Paare entscheiden sich für die getrennten Haushalte, wenn sie entweder die Familienphase hinter sich gelassen haben, oder wenn sie keine Kinder haben. Denn sobald Kinder im Spiel sind, bietet sich eine gemeinsame Wohnung schon eher an – auch wenn es natürlich auf andere Weise ebenfalls funktionieren kann.
Was braucht eine LAT-Beziehung?
Gemeinsame Rituale und eine gute Kommunikation sind die Grundlage für jede Beziehungen, aber insbesondere bei Living-Apart-Together-Paaren. Gerade in getrennt lebenden Beziehungen ist essentiell, seine Zeit aufeinander abzustimmen und sich wichtige Dinge mitzuteilen. Aber auch Probleme sollten nicht einfach totgeschwiegen werden, nur, weil man sich mal eine längere Zeit nicht sieht.
Ob dieses Beziehungsmodell etwas für dich ist, kannst nur du selbst entscheiden! Die Hauptsache ist immer, dass du und dein Herzensmensch euch wohlfühlt.
Bildquelle: Unsplash / Sinitta Leunen
