Über 27 Millionen Fotos tragen bei Instagram den Hashtag #couplegoals. Über 27 Millionen Pärchen, deren Leben nicht traumhafter sein könnte – scheinbar. Während die einen die Bilder mit „OMG, wie süß“ kommentieren, kommt mir beim Anblick dieser inszenierten Fotos die Spucke hoch. Denn für mich ist der Hashtag #couplegoals der Inbegriff für eine kaputte Beziehung.
Ein unglaublich verliebtes Knutschbild am Strand – mit perfekt in Szene gesetzten Beachbodys und überarbeitet mit drei verschiedenen Filtern, damit das Licht auch wirklich zum Outfit passt, ein perfekter Heiratsantrag mit dickem Tiffany-Klunker mitten im Disneyland oder ein supergemütlicher Netflix 'n Chill Abend in Calvin Klein Partnerunterwäsche – Social Media wimmelt nur so vor ach so perfekten Pärchenbildern. Bilder, die suggerieren sollen, dass es die perfekte Beziehung tatsächlich gibt, und die nebenbei auch direkt vorgeben, wie diese auszusehen hat.
#couplegoals auf Insta und null Authentizität im wahren Leben
Dass bekannte Influencer die Bilder als Eyecatcher einsetzen, um irgendwie im Feed aufzufallen, ist ja schon schlimm genug. Aber wieso fühlen sich mittlerweile auch immer mehr „Normalos" dazu berufen, ihre Beziehung mit derartigen Schnappschüssen zu optimieren? Ich selbst kenne dieses Phänomen aus meinem Feed. Pärchen, die auf Instagram das perfekte Leben vorgaukeln und sich hinter den Kulissen eigentlich nicht viel zu sagen haben. Und damit meine ich nicht diejenigen, die gerne mal ein nicht ganz so spontan entstandenes Pärchenfoto hochladen. Auch ich habe meinen Spaß daran, alle paar Monate mal ein kitschiges Urlaubsbild mit meinem Freund zu posten. Und ich würde lügen, wenn ich sage, es ginge mir in dem Moment nicht um den Aufmerksamkeitsfaktor.
Aber nein, ich meine diejenigen, die wirklich jede noch so irrelevante Kleinigkeit ihres Lebens in einen echten Meilenstein verwandeln wollen, der visuell in aller Öffentlichkeit zelebriert werden muss. Die tägliche Sporteinheit, die natürlich ausnahmslos zusammen und in abgestimmten Outfits erledigt wird, das Superfood-Frühstück, mit dem man sich morgens gegenseitig füttert oder die Autofahrt zum Aldi mit dickem BMW, bei der man permanent Händchenhalten muss – natürlich nur, bis der perfekte Shot im Kasten ist. Alles untertitelt mit den Hashtags #couple- oder #relationshipgoals. Aber was haben diese bis ins Detail inszenierten Bilder bitte mit „Beziehungszielen“ zu tun?
Die wahren #couplegoals sind nicht instagrammable
Für mich sind diese Bilder nichts anderes als Alltag, den man künstlich aufbläst. Denn mal ganz ehrlich: Dass man zusammen frühstückt und einkaufen fährt, gehört ja wohl auch dazu, wenn man zusammenlebt, oder? Und dass ich Sport nicht ausstehen kann, hat auch noch nicht dazu geführt, dass mein sportvernarrter Freund an unserer Beziehung zweifelt. Wieso ist es manchen Menschen also so wichtig, diese Nichtigkeiten auf ein Podest zu stellen? Vielleicht, weil sie keine Verbindungen mit mehr Tiefe haben?
Wenn ich an Errungenschaften in meiner Beziehung denke, dann daran, dass wir während meines Auslandssemesters eine räumliche Trennung gemeistert haben, dass wir gemeinsam ans andere Ende des Landes gezogen sind und schon so manche Dinge zusammen erreicht haben. Doch natürlich lassen sich diese Dinge nicht so schick auf einem Foto zusammenstellen und promoten. Leider, denn ich finde es traurig, dass die Bilder, die wir unter dem Hashtag #couplegoals finden, in unserer Gesellschaft mittlerweile ernsthaft als erstrebenswert und oberstes Beziehungsziel angesehen werden.
Konzentriert euch auf das Wesentliche: eure Beziehung!
Statt wirklich eine harmonische Beziehung zu führen – zu der mehr Arbeit als das Bearbeiten eines neuen Fotos gehört – scheint es für viele wichtiger, stets das äußere Bild zu wahren. Aber für wen eigentlich? Mein Appell an alle Insta-Couples ist daher: Hört endlich auf, Social Media mit diesen nichtssagenden Bildern vollzuhauen und kümmert euch stattdessen lieber um den Teil eurer Beziehung, der sich in der Realität abspielt! Genießt die kleinen Momente doch einfach mal ohne Kamera und behaltet sie für euch. Und wenn ihr wirklich stolz auf etwas seid, dann zeigt das, aber bitte ohne dabei alles wie für einen Werbepost zu drapieren.
Bildquelle: Unsplash / Volodymyr Bahrii