Wer sich liebt, der streitet nicht? Falsch! Streiten ist gut und notwendig. Nur wissen wir das nicht, denn beigebracht hat man uns als Kind etwas ganz anders. Jetzt haben wir den Salat und sind die totalen Konflikt-Amateure: Da fliegen jedes Mal so richtig die Fetzen, fließen die Tränen und schmerzen die Herzen, nur weil Du Deinem Partner mal gesagt hast, was Dich stört? Verletzung, Frust und Sprachlosigkeit bleiben zurück? Was Du brauchst, ist eine Streitkultur! Diese grundlegenden Regeln können Euch aus dem ewigen Ping-Pong der Vorwürfe befreien.
Wenn Dein Bedürfnis nicht erfüllt oder verletzt wird, ist das ein Konflikt, den Du ansprechen solltest – und zwar sofort! Denn je mehr Anlässe sich ansammeln, desto mehr Zündstoff häuft sich in Dir an und desto eher gerät der Streit in der Beziehung außer Kontrolle. Die Wenigsten aber können über ihre Gefühle auf eine konstruktive und wertschätzende Art reden. Nicht an den Problemen, sondern an der Art und Weise des Umgangs damit, scheitern Beziehungen, das zeigen zahlreiche Studien. Stimmt der Ton, stimmt auch die Musik, stimmt die Kommunikation, stimmt die Harmonie – egal, ob Eure Probleme überwältigend sind und Dein Partner nicht unterschiedlicher als Du sein könnte.
Die häufigsten Fehler
- Oft geht es um Recht, Unrecht und Schuld, statt um Gefühle. Die gemeine „Du-Botschaft“ ist dabei stets hoch im Kurs, etwa: „Du hast schon wieder ..“ Man selbst fühlt sich im Recht und stellt sich damit über den Partner, der ja vermeintlich etwas „falsch“ gemacht hat. Dabei legt man selbst fest, was richtig und falsch ist. Das aber löst beim Partner negative Gefühle aus, er gerät in eine Verteidigungshaltung, rechtfertigt sich und versucht, die wahrgenommene Hierarchie gerade zu rücken.
- Worte wie „immer“ oder „nie“ sind typische Verallgemeinerungen und Pauschalisierungen, die sofortigen Widerspruch, Protest und Gegenvorwürfe hervorrufen. Finger weg!
- Das gleiche gilt für Übertreibungen und negative Zuschreibungen. Dabei wird statt eines konkreten Verhaltens gleich ein ganzer Charakterzug bemängelt. So erfährt der Partner wenig bis nichts über Deine Gefühle und fühlt sich selbst an den Pranger gestellt.
Absolute No-Go's!
- Verletzt Euch nicht, jedenfalls nicht bewusst! Nutzt die Schwächen des Anderen nicht aus. Beleidigt Euch nicht! Sind Dinge einmal gesagt, brennen sie sich ein. Es geht beim Streit nicht um Verletzung und Macht, sondern um Klärung und Lösung – lass Dich nicht von Deiner Kränkung und Wut leiten. Bewerte und unterstelle nicht. Sei Dir bewusst darüber, dass Dein Partner Dich nicht mit Absicht verletzt hat.
- Keine Anklagen und Vorwürfe! Kein Sarkasmus, keine Ironie! Keine negativen Interpretationen oder Scheinfragen. Tabu sind auch Rechtfertigungen, Be- und Entwertungen oder Drohungen sowie Verbündete oder Zeugen.
- Vermeide öffentliche Szenen! Damit stellst Du Deinen Partner bloß. Vereinbart stattdessen eine Streitpause und/oder einen Ortswechsel.
- Schiebe nicht die Verantwortung auf Deinen Partner ab. Für Deine Gefühle bist Du selbst verantwortlich. Wer keine Verantwortung trägt, hat auch keine Macht, die Situation zu ändern – mach Dich nicht zum „Opfer“.
Goldene Spielregeln für den Streit in der Beziehung
Rede offen über Deine Gefühle, Wünsche, Bedürfnisse und Verletzungen! Erzähle Deinem Partner konkret, was in Dir vorgeht, anstatt zu fragen, was denn zur Hölle in ihm vorgehe. Wahre dabei immer die Ich-Form. Bleibe beim konkreten Verhalten in der konkreten Situation. Wühle nicht in der Vergangenheit.
Teilt Dein Partner seine Unzufriedenheit mit Dir, höre ihm zu, und zwar aktiv. Er ist auf Dich und Deine Reaktion angewiesen. Kommt keine, frustriert ihn das und macht unsicher. Zeige deshalb, dass Du interessiert bist, etwa durch Blickkontakt, einer zugewandten Körperhaltung, durch Gesten wie Nicken oder einem „achso“ hier und da – ohne wertenden Unterton. Fasse sein Gesagtes zusammen. Das ermutigt und deckt Missverständnisse auf. Und stelle offene Fragen.
Wichtig für beide Seiten ist Lob und Bestärkung. Lobe die offenen Worte und sage, wie sie Dir geholfen haben, zu verstehen. Wenn Dich seine Äußerungen ärgern, teile ihm auch Deine negativen Gefühle direkt mit, etwa: „Ich bin überrascht, wie du das siehst“, oder „Ich merke, das wurmt mich jetzt irgendwie.“
Diese Regeln zu verstehen, ist leicht. Sie zu verinnerlichen und durchzusetzen, ist mitunter sehr schwer. Grund, zu verzweifeln gibt es aber nicht, denn gemeinsam und mit Geduld lassen sie sich lernen. Das schweißt zusammen!
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