Dass Streit zu einer funktionierenden Beziehung hin und wieder dazugehört, ist kein Geheimnis. Richtig streiten will jedoch gelernt sein! Wer seinen Partner oder seine Partnerin mit den Worten „Wir müssen reden“ konfrontiert, fängt aber schon falsch an. Der Psychologe und Ehe-Experte John Gottman empfiehlt vier andere Sätze, die den Einstieg in ein Konfliktgespräch erleichtern.
Reden ja – aber wie?
Wenn es nach Gottman geht, ist es kein gutes Zeichen, wenn du nie mit deinem Partner oder deiner Partnerin streitest oder diskutierst. Denn wer niemals aneinandergerät, hat aufgehört zu kommunizieren und schluckt Kritik lieber hinunter. Das Zusammenleben kann zwar auf diese Art eine ganze Weile gut gehen, viele Paare driften aber so häufig auseinander und empfinden schließlich nicht mehr viel füreinander.
Hast du eine kleine Nachhilfe in gekonntem Streiten nötig? Wir zeigen dir, wie es richtig geht:
Sätze, die ein Konfliktgespräch besser einleiten
Wenn du also deiner Beziehung etwas Gutes tun willst, solltest du hin und wieder deinen Mut zusammennehmen und deinen Partner oder deine Partnerin mit Sorgen oder Kritik konfrontieren – selbst wenn ihr das zuvor noch nie getan habt. Führt ihr selten oder nie Beziehungsgespräche, ist es gar nicht leicht, dieses Schweigen zu brechen. Das berühmte „Wir müssen reden“ löst bei vielen Menschen eher Schrecken aus: „Wir müssen reden“ klingt immer todernst und als stünde eine Trennung kurz bevor.
Gottman rät daher zu vier alternativen Sätzen, die ein Konfliktgespräch von Anfang an in die richtige Bahn lenken:
- „Hey, wir haben in letzter Zeit nicht wirklich miteinander geredet. Ich fühle xy und habe nicht gewusst, wie ich es sagen soll.“
- „Kann ich mit dir reden? Ich weiß, dass ich mich in letzter Zeit zurückgezogen habe. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich es alles erklären kann, aber ich würde es gerne versuchen, wenn du bereit dazu bist, mir zuzuhören.“
- „Ich weiß nicht, was in letzter Zeit los ist, aber mir kommt es so vor, als hätten wir seit xy nicht mehr miteinander geredet. Hast du heute Abend Zeit?“
- „Ich vermisse dich. Wir reden nicht mehr miteinander und ich weiß nicht, warum. Ich habe nicht gefragt, weil ich Angst hatte, du würdest mir die Schuld geben, aber ich vermisse dich. Ich vermisse uns.“
Noch mehr ganz konkrete Tipps findest du an John Gottmans Beststeller „Die Vermessung der Liebe”, mithelfe dessen du auch den Liebes-Quotienten deiner Beziehung berechnen kannst:
Warum diese Sätze besser funktionieren
In so ziemlich allen Ratgebern für die richtige Kommunikation in Konfliktfällen wird empfohlen, aus der Ich-Perspektive zu sprechen. Auf diese Weise kannst du deinem Partner oder deiner Partnerin deine Gefühle vermitteln, anstatt ihm oder ihr Anweisungen zu geben. So gibst du ihm oder ihr die Chance, auf deine Bedürfnisse zu reagieren und er oder sie wird nicht sofort versuchen, sich zu verteidigen.
Anstatt deinem Partner oder deiner Partnerin vorzuschreiben, dass ihr jetzt reden müsst, ist es konstruktiver, ihm oder ihr das Gespräch anzubieten. Natürlich kann er oder sie dann immer noch Nein sagen, es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, wenn du dich und deine Ängste offenbarst. Es ist laut Gottman übrigens auch völlig legitim, wenn du deinem Partner oder deiner Partnerin sagst, dass du Angst davor hast, dass ihr den Konflikt nicht lösen könnt. Zudem solltest du dir bewusst machen: Ihm oder ihr deine Gefühle zu verschweigen, wäre viel verletzender, denn das signalisiert ihm oder ihr nur, dass er oder sie die Mühe nicht wert ist und du aus Bequemlichkeit lieber schweigst.
Neben „Wir müssen reden“ gibt es noch vier weitere Sätze, die du deinem Partner lieber nicht sagen solltest:
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