Pornos wird mit zunehmender allgegenwärtiger Verfügbarkeit im Netz immer mehr negative Wirkung nachgesagt. Zwar nutzen manche Paare die erotischen Filme zur eigenen Anregung. Wir wissen aber auch, dass Pornos vergesslich machen und Männer veranlassen, eine negativere Haltung gegenüber Frauen zu entwickeln. Medientherapeuten warnen auch vor dem steigendem Pornokonsum von Jugendlichen. Jetzt haben US-Soziologen herausgefunden, dass Online-Pornos sogar Ehen zerstören können. Demnach kann ein Ehemann, der Pornos guckt, das Scheidungsrisiko verdoppeln, eine Porno konsumierende Frau sogar verdreifachen.
Sexualtherapeuten warnen schon lange davor, dass Online-Pornografie die sexuelle Gesundheit speziell junger Menschen schädigt. Durch zunehmenden Konsum litten viele junge Männer unter erektilen Dysfunktion, weil sie nicht in der Lage seien, von normalem sexuellen Verhalten erregt zu werden. Auch bei Erwachsenen können Pornos offenbar zu großen Problemen führen.
Porno-Gewohnheiten und Ehe-Stabilität
Die Forscher haben in einer groß angelegten Sozialstudie die Porno-Gewohnheiten und die Ehe-Stabilität Tausender Amerikaner über vier Jahre untersucht. Insgesamt sollten sie über diese Zeit dreimal Auskunft geben – am Beginn der Studie, in der Mitte und am Ende.
Die Ergebnisse zeigten, dass verheiratete Frauen, die in der Ehe beginnen, Online-Pornos zu schauen, das Scheidungsrisiko stärker als Männer erhöhen. Zudem sind Paare, die in einer glücklichen Ehe leben, frisch verheiratet oder nicht besonders religiös sind, offenbar am stärksten gefährdet.
Bei Pornokonsumenten war die Scheidungswahrscheinlichkeit beim nächsten Interviewtermin, also zwei Jahre nach Beginn des Pornokonsums, doppelt so hoch: Die Rate verdoppelte sich bei Männern und Frauen insgesamt von 6 auf 11 Prozent.
Bei besonders glücklichen Paaren, bei denen im Laufe der Zeit jemand anfing, Pornos zu konsumieren, stieg das Risiko einer Scheidung sogar von 3 auf 12 Prozent. Bei verheirateten Frauen stieg das Scheidungsrisiko stärker als bei den Männern, nämlich von 6 auf 16 Prozent. Porno-Konsumentinnen wollen offenbar häufiger die Scheidung.
Junge Paare lassen sich vom Porno eher erschüttern
Während ältere Umfrageteilnehmer ein geringeres Risiko aufweisen, erhöhen Pornos offenbar insbesondere bei frisch Vermählten das Risiko der Scheidung. Die Forscher erklären dies damit, dass jüngere Amerikaner häufiger Pornos schauen als ältere. Zudem führten die Älteren im Allgemeinen stabilere Ehen, weil sie erwachsener und finanziell abgesicherter seien und mehr Zeit in die Beziehung investiert hätten. „Aus unserer Sicht ergibt es deshalb absolut Sinn, dass der Effekt von Pornokonsum auf die Scheidungswahrscheinlichkeit mit dem Alter abnimmt“, so die Wissenschaftler.
Gleichzeitig scheint auch Religiosität einen schützenden Effekt zu haben: Während nicht religiöse Probanden ein höheres Scheidungsrisiko bei dem Konsum von Pornovideos aufwiesen, wirkte sich der Online-Pornokonsum bei religiösen Paaren nicht messbar auf deren Stabilität aus. Die Wissenschaftler vermuten, dass das Stigma einer Scheidung als noch schlimmer wahrgenommen wird als das Tabu des Pornos. Also wird lieber geschwiegen.
„Unsere Resultate legen nahe, dass Pornokonsum – unter bestimmten sozialen Bedingungen – einen Effekt auf die Stabilität einer Ehe haben kann“, so die Studienautoren. „Pornokonsum – womöglich, wenn er ungewollt vom Partner entdeckt wird – kann eine ansonsten glückliche Ehe bis zum Punkt der Scheidung erschüttern.“ Unglückliche Ehen dagegen würden dadurch nicht noch weiter verschlechtert.
Die Pornosucht
Was die eigentlichen Gründe für eine Scheidung sind, wenn einer der Partner Pornos schaut, darüber können die Forscher nur spekulieren. Denn gemeinsam mit dem Partner Pornos zu gucken, kann das Liebesspiel bereichern und neuen Schwung ins Schlafzimmer bringen. Heimlich ausgelebte Pornosucht hat damit dann natürlich nichts zu tun.
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