Die Liebe ist ein Schlachtfeld und Beziehungen niemals einfach. Doch Narzissmus ist in einer Beziehung nochmal ein ganz eigenes Problem. Das Gemeine: Auf den ersten Blick erkennt man einen Narzissten gar nicht. Wir verraten dir, an welchen Anzeichen du eine narzisstische Persönlichkeitsstörung erkennst, wie man die Beziehung retten kann und wann die Trennung von einem Egomanen einfach besser ist.
Den Mythos um Narziss kennt wohl jeder. Ein junger Mann, der im Wasser einer Quelle sein Spiegelbild betrachtet und sich dabei in sich selbst verliebt. Dabei verzehrt er sich so sehr nach seinem eigenen Wesen und verliert sich in seiner krankhaften Selbstverliebtheit, dass er schließlich daran stirbt. Ob durch einen Sturz ins Wasser oder durch Selbstmord, ist in verschiedenen Versionen der Geschichte unterschiedlich. Fakt ist jedoch: Egomanie war schon den alten Griechen bekannt und wurde mit einem fatalen Ende verbunden.
Nun stell dir vor, dass du mit solch einem narzisstischen Mann in einer Beziehung steckst. Und das noch nicht einmal merkst! Die Anzeichen der Selbstverliebtheit erkennt man oft erst nach einer Weile. Bist du dir nicht sicher, ob du in einer Beziehung mit einem Egomanen hast? Dann checke hier einmal die Fakten.
Typische Symptome für eine narzisstische Persönlichkeit
Was ist narzisstisch? Eine übersteigerte Selbstliebe, eine ungesunde Egozentrik, mit der man allgemein und vor allem in einer Beziehung nur sehr schwer umgehen kann. Das Gemeine ist, dass man eine narzisstische Störung nicht sofort bemerkt, weil man von ganz anderen Sachen geblendet ist. Der Narzisst versteht es nämlich, sich im besten Licht darzustellen. Lernt man ihn gerade erst kennen, dann wickelt er einen erstaunlich leicht um den Finger.
An diesen positiven Persönlichkeitsmerkalen kannst du Narzissmus erkennen:
- nahezu magisches Charisma
- eine perfekte Selbstdarstellung und -inszenierung
- Eitelkeit und Wertlegung auf Statussymbole
- vermeintliches Selbstbewusstsein und Extrovertiertheit
- übertrieben viele Komplimente an das Objekt der Begierde
So wird Narzissmus zu Beginn einer Beziehung gerne mal verschleiert. Alles scheint übermäßig perfekt, man schwebt auf Wolke Sieben und glaubt ganz fest daran, den Traummann gefunden zu haben. Doch wenn die rosarote Brille verschwindet, sieht die Lage anders aus.
An diesen negativen Persönlichkeitsmerkmalen kannst du Narzissmus erkennen:
- komplette Selbstbezogenheit
- allgemeine Entwertung anderer Personen
- anderen die Schuld an Misserfolgen geben
- fehlendes Mitgefühl und Empathie
- Kritikunfähigkeit und hohe Emotionalitiät
- der Drang, über andere Macht auszuüben und sie zu kontrollieren
Auch unser Test kann dir Hinweise geben, ob dein Partner (oder du selbst) unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leidest:
Das typische Verhalten eines Narzissten ist in einer Beziehung zu Beginn also überaus positiv, überschwänglich und liebevoll, wird aber im Verlauf der Partnerschaft nicht selten von Selbstzweifeln, Kontrollsucht und anderen negativen Komponenten der narzisstischen Persönlichkeit zerfressen.
Was steckt hinter einer narzisstischen Persönlichkeit?
Was in einer Beziehung von Betroffenen gesucht wird, ist eine ständige Bestätigung von ihrem Partner. Er soll ihnen vor Augen halten, wie toll sie sind und sie mit Liebesbekundungen und Lobpreisungen überschütten. Deshalb suchen Narzissten auch nach einer Art Machtgefühl, sie wollen in der Beziehung der Erhabene sein, der, der das Ruder in der Hand hält und einfach besser als der andere ist.
Die stetig steigende Selbstverliebtheit und Egomanie ensteht jedoch meistens nicht mal deshalb, weil der Narzisst sein Ego pushen will, sondern deshalb, weil er einen Minderwertigkeitskomplex sowie ein mangelndes Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein überspielen will. Tief im Inneren sind Narzissten nämlich meist sehr unsichere, ängstliche Menschen, die keineswegs mit sich selbst zufrieden sind und deshalb Bestätigung von außen suchen.
Können Narzissten überhaupt lieben?
Eines muss man Narzissten lassen: Sie geben sich wirklich Mühe, auch im Verlauf einer Beziehung. Das Problem ist nur, dass sie es nicht für ihren Partner, sondern vorrangig für sich selbst tun. Narzissten können also durchaus lieben, aber sie tun es nicht selten aus anderen Gründen als ihr Partner. Ihr eigenes Wohl kann ihnen wichtiger sein als das ihres Freundes bzw. ihrer Freundin.
Wann das Verhalten die Beziehung zerstört
Man muss damit rechnen, dass Narzissten in einer Beziehung immer wieder nach Aufmerksamkeit und Komplimenten fragen und vielleicht mal eingeschnappt sind, wenn sie beides nicht in dem Maße bekommen, mit dem sie zufrieden wären. Natürlich sollte man ihm auch beides in Maßen (!) geben. Jedoch muss man aufpassen, in der Partnerschaft nicht in eine Zwangsrolle zu verfallen, in der man das Ego des Narzissten dauerhaft bedienen muss, weil sein ganzes Selbstvertrauen von der Aufmerksamkeit und Zuwendung des anderen lebt.
Das eigene Selbstwertgefühl sollte auf keinen Fall in Mitleidenschaft gezogen werden. Viele geben sich in einer narzisstischen Beziehung komplett auf und stellen die eigenen Bedürfnisse hinter die des fordernden Partners. Wenn du merkst, dass du deinem Partner immer mehr geben musst, er dich dafür auch noch schlecht behandelt und einfach keine Harmonie zwischen euch herrscht, solltest du die Notbremse ziehen und über eine Trennung, zumindest jedoch über ein offenes Gespräch nachdenken.
Leben mit einem Narzissten: Kann man Narzissmus heilen?
Wie kann man also die Beziehung retten? Es ist schwierig, aber es gibt Ansätze, die helfen können, Narzissmus und Partnerschaft zu vereinen. Unabdinglich ist, dass der narzisstische Partner in der Beziehung offen über Ängste, Probleme und Minderwertigkeitsgefühle reden kann und es auch will. Man selbst muss mit der nötigen Sensibilität darauf eingehen, zuhören und Empathie zeigen, den eigenen Standpunkt inklusive Wünschen an den Partner aber auch deutlich machen.
Bei Narzissmus kann zudem eine Therapie helfen, entweder als Paartherapie oder einzelne Verhaltenstherapie für den Narzissten. Hier kann ergründet werden, woher die krankhafte, zerstörerische Suche nach Selbstliebe und Bestätigung kommt. Oftmals entsteht diese schon in der Kindheit durch zu wenig oder gar eine übertriebene Liebe der Eltern.
Unterstütze also einen narzisstischen Partner bzw. Freund, höre ihm zu, lass dich aber nicht zum Mülleimer für seinen Seelenfrust machen, der im Endeffekt nur wieder darin endet, dass du ihn aufheitern und mit Komplimenten überschütten musst. Ein Psychologe kann einer Person mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung differenzierter und objektiver helfen – und dadurch die Beziehung von außen positiv beeinflussen.
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