Gaslicht was? Nein, hier geht es nicht um Lampen, sondern um ein manipulatives Verhalten in Beziehungen. Beim Gaslighting macht ein Partner den anderen langsam aber sicher verrückt. Das kann bewusst geschehen oder unbewusst, aber Fakt ist, dass es die Beziehung auf Dauer zerstören kann. Wir erklären dir alles, was du zu diesem Thema wissen musst. Hast du vielleicht sogar jemanden an deiner Seite, der Gaslighting betreibt und du wusstest es noch gar nicht?
Was ist Gaslighting?
Gaslighting, zu Deutsch „Gaslichtern“, ist eine Art von psychischem Terror. Der Name dieser Eigenart leitet sich vom Theaterstück „Gaslight” des britischen Autors Patrick Hamilton ab. In diesem versucht ein Ehemann, seine Frau verrückt zu machen, indem er sie über einen längeren Zeitraum manipuliert und ihr unterstellt, dass sie Dinge sieht, die eigentlich gar nicht da sind. Dazu gehört das Licht einer flackernden Gaslaterne. Ganz so boshaft und hinterhältig geht es vielleicht in normalen Beziehungen nicht zu. Trotzdem gibt es gewisse Anleihen, die sich als leicht psychopathisches Verhalten wiederfinden lassen, vor allem dann, wenn man vielleicht unbewusst mit einem Narzissten zusammen ist, der sich selbst als Perfektion in Menschengestalt wahrnimmt und folglich niemals Fehler bei sich, sondern nur bei anderen suchen würde.
Gaslighting = Er oder sie macht Fehler, du bist Schuld
„Stell dich doch nicht so an!“ „Du spinnst doch!“ „Das hab ich doch gar nicht so gemeint, warum reagierst du denn schon wieder so zickig?“ „Das ist doch gar nicht wahr, was erzählst du da?!“ – Hast du solche Sätze schon öfter von deinem Partner oder deiner Partnerin gehört? Dann bist du wohl auch schon unbemerkt Opfer von Gaslighting geworden.
Beispielszenario: Dein Freund ist extrem eifersüchtig und wirft dir immer wieder vor, dass du ihn betrügst. Du streitest das natürlich ab und reagierst (zu Recht!) verletzt, weil es einfach nicht wahr ist und er dir vertrauen sollte. Doch anstatt einsichtig zu sein und sich zu entschuldigen, wirft er dir eben genau einen solchen Satz wie oben an den Kopf. Warum du jetzt rumheulen würdest, warum du dich so anstellst, warum du wütend wirst, war doch alles nicht so gemeint. Er dreht dir die Worte im Mund herum. Du führst dich in seinen Augen auf wie eine Verrückte, nicht er. Ähm, wie bitte?!
Ein weiteres Beispiel: Er kommt ständig zu spät zu euren Verabredungen. Du wirfst es ihm vor und fragst, warum er nicht einmal pünktlich sein kann. Seine Antwort? Er sei doch sonst immer pünktlich, du bist doch völlig verrückt, irgendwas stimme mit deiner Wahrnehmung nicht. Damit ist das Thema erledigt. Wieder keine Einsicht, keine Entschuldigung, der Fehler liegt ja eindeutig bei dir. Leugnen, bestreiten, das kann er gut. Und du? Du wirst langsam wahnsinnig.
Gaslighting lässt sich also kurz gesagt so definieren: Der oder die „Gaslighter*in“ provoziert und beschuldigt das Opfer, meckert dann noch aufgrund einer (berechtigten!) Konterreaktion und macht das Gegenüber zum Sündenbock.
Warum gaslighten Menschen?
Warum verhalten sich manche Menschen so? Was haben sie davon, den anderen als irre hinzustellen? Eigentlich ist es ganz einfach: Sie selbst stehen viel besser da. VÖLLIG unschuldig treiben sie ihre Spielchen und finden Genugtuung und eine hämische Befriedigung darin, sich selbst immer wieder ins rechte Licht zu rücken, während jemand anderes für die eigenen Fehler gerade stehen muss. Selbst wenn das heißt, dass der andere unter der ständigen Erniedrigung richtig leidet. Manche Peiniger*innen treiben es sogar soweit, dass sie, wie im oben erwähnten Theaterstück, lügen und Geschichten erfinden, die der oder die andere so nie erlebt hat, es aber eingeredet bekommt. Ein gelebter Narzissmus, der Opfer fordert.
Die Folgen von Gaslighting
Stell dir mal vor, dass ein solches Verhalten in einer Beziehung zur Regelmäßigkeit wird. Wie muss sich das Opfer nach einer Weile fühlen, wenn es immer wieder beschuldigt wird, falsch zu reagieren, verrückt zu sein, sich nicht so aufführen zu sollen? Die Folgen von Gaslighting sind beim Opfer durchweg negativ:
- Man will keine Kritik mehr äußern
- Man zieht sich lieber zurück und geht Diskussionen aus dem Weg, die man eh nicht gewinnen kann
- Man wird unsicher, fühlt sich schuldig und fängt an, an sich selbst (und seinem Verstand) zu zweifeln
Kurzum: Wird Gaslighting zu weit getrieben, kann sich der oder die Leidende tatsächlich irgendwann wie ein*e Verrückte*r vorkommen, obwohl er oder sie es nicht ist.
Wie geht man mit Gaslighting-Verhalten um?
Wenn dir jetzt beim Lesen bewusst geworden ist, dass du vielleicht in genau so einer Beziehung steckst und den Partner oder deine Partnerin dich so unfair behandelt, dann musst du das dringend ansprechen. Gaslighting darfst du nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn es nagt an deinem Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl und kann so starke, psychische Probleme mit sich bringen, die du irgendwann aufarbeiten musst. Wenn dein eigentlicher Herzensmensch also narzisstische Züge zeigt und dich immer wieder fertig macht, dann versuche, ihm sachlich und ruhig zu verstehen zu geben, was sein Verhalten bei dir bewirkt. Und dass du manchmal allen Grund hast, dich aufregen zu dürfen.
Gaslighting spielt auch beim Thema „Häusliche Gewalt“ eine große Rolle. Im Podcast haben wir mit Nicole Jäger darüber gesprochen:
Wenn du wiederum merkst, dass du dein Gegenüber vielleicht manchmal selbst so behandelst, dass du mit Kritik schlecht umgehen kannst und anderen gerne reflexartig die Schuld gibst, dann werde dir diesem Fehlverhalten ebenso bewusst. Der Schlüssel zum Ende von Gaslighting ist Selbstreflexion, Einsicht und die Bitte um Entschuldigung. Jeder macht Fehler, Gaslighting ist aber nicht die Lösung. Und sollte gerade in einer Beziehung, in der es eigentlich um Liebe, Respekt und Verständnis geht, niemals die Oberhand gewinnen.
Was lernen wir also? Der Begriff Gaslighting wird immer populärer und das Verhaltensmuster ist extrem gefährlich. So kannst du eine toxische Person schnell erkennen: