Katie Holmes und Tom Cruise, Nicole Kidman und Keith Urban (oder, nun ja, Tom Cruise) oder Jamie Cullum und Sophie Dahl: Prominente (Ex-)Pärchen, bei denen die Frau größer als der Mann ist, gibt es einige. Schräge Blicke sind und waren ihnen immer garantiert. Fragt sich: Sind einige von ihnen wegen des Größenunterschiedes nicht mehr zusammen? Ist dieser möglicherweise ein echtes Problem für eine Beziehung? Wir sagen: Jein. Warum es leider schwierig, aber definitiv nicht unmöglich ist, wenn die Frau überdurchschnittlich groß (oder der Mann unterdurchschnittlich klein) ist, erklären wir Dir hier.
Warum es so seltsam scheint, dass eine Frau größer als ein Mann ist
Ich bin 1,83 m groß. Daher weiß ich auch genau, wie es sich anfühlt, wenn man als Frau fernab der 1,65 m Durchschnittsgröße angestarrt wird. Noch spannender scheint das Ganze zu werden, wenn man Hand in Hand mit einem Mann läuft, der ein deutliches Stück kleiner ist. Eigentlich sollte es doch egal sein, wer wen liebt. Trotzdem kann man einfach nicht anders, als hinzuschauen. Warum? Weil es eben so „unnormal“ ist.
Wer bestimmt, was normal ist? Natürlich wieder die Gesellschaft, das, was sich als Ideal über Jahrzehnte, ach was, Jahrhunderte hinweg entwickelt hat. Und da sieht es nun mal so aus, dass der Mann Patriarch und großer Beschützer ist, während die Frau nur auf männliche Rettung wartet und zu ihm aufschauen will – auch ganz wortwörtlich. Selbst, wenn diese Rollenverteilung heute eigentlich komplett überholt ist, so hat sie das Klischéebild doch so in unseren Köpfen festgesetzt, dass jegliche Abweichung für hochgezogene Augenbrauen sorgt. Und das nicht nur dann, wenn Frauen mehr verdienen und ihr Leben selbst in die Hand nehmen, statt auf einen reichen Traumprinzen zu warten.
Frau größer als Mann = Problematisch?
Der kleinste Mann, mit dem ich mich mal getroffen habe, war etwa 1,73 m groß. Das macht in meinem Fall immerhin ganze 10 cm Unterschied aus. Es hielt nur wenige Wochen. Ob der Größenunterschied dabei eine Rolle gespielt hat? Möglich. Aber er war nicht der Hauptgrund. Auch, wenn es nur kurz ging, habe ich etwas aus der Situation zum Thema größere Frau und kleinerer Mann gelernt. Für Männer und Frauen scheint es nämlich gleichermaßen ungewohnt zu sein:
- Männer scheinen tatsächlich ein Problem damit zu haben, der kleinere in einer Beziehung zu sein. Bei einigen sind die Komplexe so stark, dass sie sich gar nicht erst trauen, eine größere Frau anzusprechen. Andere sind neugierig und wagen den Versuch. Ihre Verunsicherung merkt man aber schon dann, wenn sie binnen Sekunden auf das Thema zu sprechen kommen. Ein leicht panisches „Du bist ganz schön groß“ (wow, wirklich?) oder ein „Trägst Du echt auch noch High Heels?“ sprechen Bände. Wenn sie sich dann doch auf das Abenteuer einlassen, kann es gut sein, dass sie sich beim Hochstrecken zum Küssen in ihrer Männlichkeit so degradiert fühlen, dass das Ganze schnell ein Ende nimmt.
- Doch auch Frauen, die mit ihrer Größe sonst kein Problem haben, können beim Flirt mit einem kleinen Mann schon mal Komplexe haben. Ich habe mich selbst dabei erwischt, dass ich es seltsam fand, mich für Umarmungen herunterbeugen zu müssen. Bei Freundinnen ist das irgendwie etwas anderes. Zudem habe ich ganz freiwillig, ohne subtile Hinweise seinerseits, zeitweise auf hohe Absätze verzichtet, um das Ganze nicht noch seltsamer zu machen. Und das eben nicht nur, damit er sich wohler fühlt, sondern auch ich. Kurz gesagt (Wortwitz!) kann es passieren, dass große Frauen ihren Teil dazu beitragen, dass es nicht als normal wahrgenommen wird, dass sich eine große Frau in einen kleinen Mann verlieben kann, oder andersrum.
Übrigens: Geht es nicht auch darum, zu sich und seinem Körper zu stehen? Das ist der Gedanke der Body-Positivity-Bewegung. Weißt du schon, was das ist? Falls nicht, bitteschön:
Wie es funktionieren kann, dass eine große Frau und ein kleinerer Mann glücklich werden
Selbstbewusstsein und eine gewisse „Ist mir egal“-Attitüde heißen die Zauberworte für eine funktionierende Beziehung, wenn frau größer als der Mann ist. Und das gilt für beide Seiten. Natürlich erntet man verwirrte Blicke und es gibt unnötiges Gerede, wenn sich jemand von der gesellschaftlichen Norm löst. Man denke an Plus-Size-Models, die als Nicht-Size-Zero-Models immer hitzige Diskussionen anregen. Oder auch an Leute, die sich die Haare bunt färben, die Zunge spalten lassen oder sich auf eine andere Weise selbst verwirklichen, die bei allzu Angepassten nur Kopfschütteln hervorruft. In Sachen Beziehung sind es auch speziell Paare mit einem großen Altersunterschied, der für Stirnrunzeln sorgt.
Einen Grund zum Meckern scheint es also für so viel zu geben, dass man darauf wirklich nichts geben sollte. Auch wenn es für eine große Frau und einen kleineren Mann am Anfang einer Beziehung komisch sein mag, gibt sich dieses Gefühl schnell wieder. Schließlich stehen so viele andere Werte und Charaktereigenschaften im Vordergrund, dass der Größenunterschied plötzlich ganz klein erscheint. Und die High Heels bald auch wieder ohne Bedenken ausgepackt werden können.
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