Läuft es in der Beziehung mal nicht rund, weil Streitereien an der Tagesordnung sind oder man sich seiner Gefühle nicht mehr sicher ist, entscheiden sich Paare oft für eine Beziehungspause. Wer so eine Auszeit schon einmal mitgemacht hat, weiß, dass es ein ziemlich unangenehmer Zustand ohne Gewissheit ist. Die Gedanken kreisen ständig um ein und dieselbe Frage: Ist eine Trennung auf Zeit wirklich der richtige Weg, um die Beziehung zu retten, oder ist sie nur der Anfang vom Ende? Wie sollte man sich in der Beziehungspause verhalten, wie lange sollte sie dauern und was passiert, wenn der Partner sich am Ende gegen dich entscheidet?
- 1.Beziehungspause: Definiere den Sinn und Zweck
- 1.1.1. Es sollte Funkstille herrschen!
- 1.2.2. Bleibt einander treu!
- 1.3.3. Legt eine Dauer fest!
- 2.Beziehungspause: So nutzt du sie am besten
- 2.1.Folgende Fragen helfen dir für die Reflektion:
- 3.Das ist beim Wiedersehen wichtig
- 4.Beziehungspause: Trennung oder Neuanfang?
- 5.Nach der Auszeit braucht es Durchhaltevermögen
- 6.Eine Beziehungspause ist Risiko und Chance zugleich
Wenn man sich ständig wegen Kleinigkeiten in die Haare bekommt, nur noch genervt voneinander ist und die ehemals harmonische Beziehung zur Zerreißprobe geworden ist, stellen sich bei einigen Paaren Zweifel ein, ob diese Partnerschaft wirklich das ist, wonach sie gesucht haben. Manche beschließen in diesem Fall, eine Beziehungspause einzulegen, mit der Hoffnung, danach wieder klarer zu sehen und im besten Falle miteinander neu durchzustarten. Doch wie gut stehen die Chancen, dass eine Trennung auf Zeit zu neuem Glück und Harmonie führt? Und was ist, wenn die Beziehungspause letztendlich doch zu einer dauerhaften Trennung führt?
Beziehungspause: Definiere den Sinn und Zweck
Ob eine Beziehungspause sinnvoll ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Es kommt darauf an, ob ein Paar bereits innerlich mit der Beziehung abgeschlossen hat oder ob es noch Hoffnung hat, die Krise zu meistern.
Wenn dein Partner oder Partnerin eine Beziehungspause vorschlägt, solltest du dir zunächst einmal überlegen, ob du mit einer solchen Trennung auf Probe wirklich umgehen kannst. Lass dir erklären, warum er oder sie eine Beziehungspause möchte und was er oder sie sich davon erhofft.
Im umgekehrten Fall stehst natürlich auch du selbst in der Pflicht, deinem Partner oder Partnerin zu erklären, warum du eine Beziehungspause für sinnvoll hältst. Es ist sehr wichtig, dass ihr Gründe vorlegt, denn einfach eine Auszeit voneinander zu vereinbaren, ohne näher darüber zu sprechen, ist oft nur ein „fauler Kompromiss“, der durch die Blume meint, dass man sich eigentlich trennen möchte. Habt ihr euch einvernehmlich darauf geeinigt, eine Beziehungspause einzugehen, solltet ihr unbedingt zusammen ein paar Regeln festlegen:
1. Es sollte Funkstille herrschen!
Es klingt zwar strikt und wird zum Anfang der Beziehungsauszeit mit Sicherheit sehr schwer fallen, doch es ist wirklich von großer Wichtigkeit, dass jeder von euch innerhalb der Beziehungspause ungestört ist. Das bedeutet, dass weder Nachrichten geschrieben werden dürfen noch telefoniert werden darf. Nur so könnt ihr euch darüber klar werden, wie eure Gefühle zueinander aussehen, ob ihr den anderen vermisst oder nur die Gewohnheit euch beide noch zusammenhält.
2. Bleibt einander treu!
Da eine Beziehungspause keine endgültige Trennung ist, solltet ihr euch darüber im Klaren sein, dass die Treue bewahrt werden muss. Wenn es dir wichtig ist, mit deinem Partner oder Partnerin zusammenzubleiben, sollte sich das allerdings ohnehin von selbst verstehen.
3. Legt eine Dauer fest!
Auch wenn es schwer fällt, solltet ihr beide euch auf eine Länge der Beziehungspause einigen. Die Entscheidung richtet sich ganz nach der Tiefe des Problems und dem individuellen Bedürfnis nach Abstand, den ihr voneinander braucht. Grundsätzlich sollte eine Beziehungspause genauso lange dauern, wie beide brauchen, um sich über Ihre Gefühle füreinander und die Zukunft der Beziehung klarzuwerden.
Es sollte lang genug sein, um dir selbst Klarheit zu verschaffen, aber nicht so ausgiebig, dass Ihr euch voneinander entfernt und damit die Chancen auf eine erfolgreiche Fortsetzung der Beziehung sinken. Im Allgemeinen sollte eine Beziehungspause nicht länger als maximal 4 Wochen dauern. Hilfreich ist es, schon von Beginn an einen Termin und einen Ort festzulegen, an dem Ihr euch wiederseht.
Beziehungspause: So nutzt du sie am besten
Zu Beginn der Beziehungspause wird der Trennungsschmerz erst einmal groß sein und es wird dir schwer fallen, die zuvor vereinbarten Regeln einzuhalten. Doch nach ein paar Tagen sieht es schon anders aus. Denn der Abstand zwischen euch wird Entspannung in die Situation bringen. Das heißt: Die Emotionen gehen runter, jeder bekommt einen klaren Kopf und kann sich Gedanken machen.
Damit die Beziehungspause auch Sinn macht, solltet ihr die Zeit nutzen, euch über gewisse Fragen klar zu werden, die Ihr später miteinander besprecht. Dabei ist es wichtig, euch nichts vorzumachen und ehrlich zu euch selbst zu sein. Reflektiere auch dich selbst und hole dir Meinungen von Außenstehenden ein. Rede zum Beispiel mit verschiedenen Freunden und bitte sie, eure Beziehung ehrlich zu beurteilen.
Folgende Fragen helfen dir für die Reflektion:
- Hast du noch Gefühle für deinen Partner oder Partnerin?
- Wenn ja, möchtest du diese Beziehung weiterführen oder nicht?
- Wo stehst du und was erwartest du für die Zukunft von der Beziehung?
- Habt ihr die gleichen Werte und Ziele für euer Leben?
- Was wünschst du dir von deinem Partner oder Partnerin?
- Welche konkreten Probleme existieren in eurer Beziehung? Und wie kann man diese lösen?
- Bist du bereit, bezüglich dieser Probleme Kompromisse zu machen?
- Welche Fehler hast du selbst im Umgang mit deinem Partner*in gemacht?
In diesem Buch vom US-Psychologen John Gottmann sind weitere Fragen für Paare definiert, die die Beziehung verändern und positiv stärken sollen. „8 Gespräche, die jedes Paar führen sollte“, ist unter anderem erhältlich bei Amazon.
Das ist beim Wiedersehen wichtig
Bevor ihr Euch nach der Beziehungspause wiederseht, solltet ihr euch konkrete Antworten auf diese Fragen überlegen, die ihr bei eurem Wiedersehen gemeinsam aushandelt. Dabei empfiehlt es sich, eigene Forderungen als Wünsche zu formulieren und respektvoll auf die Bedürfnisse und Vorstellungen des Partners oder der Partnerin zu reagieren.
Beziehungspause: Trennung oder Neuanfang?
Wie bereits erwähnt, kann Abstand entweder bewirken, dass man sich vermisst, oder aber das Gegenteil: Man gewöhnt sich an die neue Situation, bekommt einen neuen Fokus und merkt unter Umständen, dass es einem alleine viel besser geht.
Darum gibt es nach der Beziehungspause zwei Optionen: Entweder ihr entschließt euch zu einem Neuanfang oder aber ihr habt währenddessen erkannt, dass die Beziehung keinen Bestand hat, und trennt euch. Für ersteren Ausgang bedarf es der Zustimmung beider Menschen. Für Letzteren reicht es, wenn einer von euch keine Chance mehr für die Beziehung sieht. Sollte es tatsächlich zur Trennung kommen, gilt es grundsätzlich, die Entscheidung des anderen zu respektieren und auch zu akzeptieren.
Nach der Beziehungspause bringt es wenig, den anderen davon zu überzeugen, es doch noch einmal zu probieren, da beide genug Zeit hatten, sich darüber klar zu werden. Nach den Gründen für die Trennung darfst und sollst du deinen Partner*in natürlich fragen. Wünsche deinem oder deiner Ex an dieser Stelle alles Gute und überlege dir in den nächsten Tagen in Ruhe, ob du ihn doch noch einmal zurückgewinnen möchtest oder ob eine Trennung vielleicht wirklich der bessere Weg ist.
Nach der Auszeit braucht es Durchhaltevermögen
Eine Beziehungspause kann jedoch auch einen positiven Ausgang haben und euch wieder näher zueinander bringen. Allerdings sollte keiner der Beteiligten erwarten, dass danach plötzlich alles anders ist. Nach der Auszeit wird es auf jeden Fall anstrengender sein als vorher – und es bedarf viel Durchhaltevermögen. Um durchzuhalten, solltest du dir immer wieder klar machen, was euch miteinander verbindet, welche Erinnerungen ihr miteinander teilt und dass es schade wäre, das alles wegzuschmeißen. Ihr könnt euch auch professionelle Hilfe von außen holen und zum Beispiel in einer Paartherapie gemeinsam an eurer Beziehung arbeiten.
In unserem desired-Podcast diskutieren wir, wie viele Kompromisse wir in einer Beziehung schließen könnten und was Paartherapeut*innen dazu sagem.
Eine Beziehungspause ist Risiko und Chance zugleich
Fest steht: Der Beziehung eine Auszeit zu gönnen, ist eine fruchtbare Idee, ein Experiment mit Risiko, aber auch eine Chance. Eine Beziehungspause kann die Beziehung retten, sie kann aber auch zum Gegenteil führen. Doch was wäre die Alternative? Einfach Schluss machen? Was hätte die Beziehung dann für einen Wert?
Sieh es einmal von folgendem Standpunkt aus: Ohne euch gleich endgültig zu trennen, habt ihr in einer Beziehungspause Zeit, das Problem zu reflektieren – in Ruhe und für uuch selbst. Beide Partner haben die Möglichkeit, sich ihrer Beziehung bewusst und sich über die vorherrschenden Unstimmigkeiten und ihre Gefühle klar zu werden. Auch wenn du dich wahrscheinlich schlecht fühlen wirst, weil du Angst vor einer möglichen Trennung hast – tröste dich erst einmal mit dem Gedanken, dass es einen Grund dafür gibt, warum ihr beide die Beziehung nicht direkt beendet habt. Euch ist bewusst, dass sehr viel auf dem Spiel steht: die Beziehung, die Liebe und die gemeinsame Zukunft. Eine Beziehungspause sollte daher nicht nur als reine Bedrohung, sondern auch als Chance verstanden werden. Vielen Beziehungen verhilft sie nämlich zu neuem Glück und Harmonie.
Beziehungspause oder Trennung? Wenn eine Partnerschaft nicht mehr gut läuft, gibt es eigentlich nur diese beiden Möglichkeiten. Manche Menschen mögen vielleicht der Meinung sein, dass eine Krise nur gemeinsam zu bewältigen ist, doch Erfahrungen haben gezeigt, dass eine Beziehungspause in den meisten Fällen sehr effektiv sein kann. Selbst wenn im Anschluss statt der erhofften Wiedervereinigung eine Trennung eintritt – zumindest kann man sagen: Wir haben es versucht!
Bildquelle: Getty Images/Dumitru Ochievschi