Den Job zu wechseln, ist wohl für die wenigsten ein leichter Schritt. Gerade, wenn man das Team mochte und es nur Kleinigkeiten waren, die letztendlich zum Weggang geführt haben. Umso mehr hofft man, die richtige Entscheidung getroffen zu haben und im neuen Job glücklich zu werden. Aber was, wenn man merkt, dass man doch lieber zurück zum alten Arbeitgeber möchte. Sei es nach kurzer Zeit oder nach mehreren Monaten oder Jahren. Für viele fühlt sich das wie ein Rückschritt und gar peinlich an. Wir erklären, warum es das keinesfalls sein muss und wie du den Schritt zurück zu einem Schritt nach vorne machst.
Zurück zum alten Arbeitgeber – (k)eine gute Idee?
43 Prozent der Arbeitnehmenden können sich laut einer Umfrage aus dem Jahr 2022 grundsätzlich vorstellen, zu ihrem alten Arbeitgeber zurückzukehren. Allerdings haben nur 5 Prozent der Befragten dies bis dahin getan. Oftmals scheint das noch immer ein Tabu zu sein. Liest sich das im Lebenslauf nicht als Rückschritt und ist peinlich vor den alten Kolleg*innen? „Im Gegenteil!“, erklärt LinkedIn-Karriereexpertin Gaby Wasensteiner: „Aus meiner Sicht kann es durchaus positiv wirken, wenn man nach einer gewissen Zeit zum alten Arbeitgeber zurückkehrt. Dieser Schritt zeigt, dass man dort wertgeschätzt wurde und die Beziehung zum Unternehmen stark genug war, um eine Rückkehr zu ermöglichen.“ Mitarbeitende, die keine gute Arbeit geleistet haben und bei denen das Unternehmen am Ende froh war, sie los zu sein, würden diese Chance wohl gar nicht erst bekommen. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt, zurück zum alten Arbeitgeber zu gehen?
Zurück zum alten Arbeitgeber in der Probezeit
Es ist wohl das Horrorszenario bei jedem Jobwechsel: Du sitzt an deinem neuen Arbeitsplatz und wünschst dich eigentlich nur in dein altes Team zurück. Die Aufgaben sind nicht so wie erwartet, die neue Führungskraft nicht halb so nett wie im Bewerbungsgespräch und das bisschen mehr Gehalt tröstet auch nicht darüber hinweg, dass du dich hier einfach nur unwohl fühlst. Am liebsten würdest du direkt deinen alten Chef oder deine alte Chefin anrufen und dir deinen alten Job wiederholen. Gaby Wasensteiner rät hier: „Wichtig ist, dem neuen Arbeitgeber eine faire Chance zu geben – mein Tipp: nimm dir mindestens drei bis sechs Monate Zeit, um dich einzugewöhnen und herauszufinden, ob der neue Job oder das neue Unternehmen wirklich zu dir passt“. Wenn du bereits nach drei Monaten merkst, dass es einfach nicht matcht, bist du in den meisten Fällen noch in der Probezeit, was einen Wechsel zurück leichter macht. Vielleicht ist deine alte Stelle sogar noch nicht besetzt. Doch wie geht man den Wechsel zurück richtig an?
Wie frage ich meinen Ex-Arbeitgeber nach einem Job?
Wie du deine mögliche Rückkehr gestaltest, kommt natürlich ganz darauf an, wie du und dein ehemaliger Arbeitgeber auseinander gegangen seid. Oftmals heißt es, man könnte jederzeit zurückkehren. Das erhöht schon mal die Chancen, heißt jedoch nicht, dass es auch tatsächlich so einfach wird. Eventuell ist deine alte Stelle schon besetzt und eine neue passt gerade nicht ins Budget. Wichtig ist es, ganz offen mit der Situation umzugehen. „Suche das Gespräch zu deiner ehemaligen Führungskraft oder der Personalabteilung und lege transparent die Gründe für deinen Wunsch zur Rückkehr dar. In diesem Gespräch kannst du einerseits betonen, wie du dich in der Zwischenzeit beruflich weiterentwickelt hast, und andererseits auch direkt über die Bedingungen deiner Rückkehr sprechen“, rät Gaby Wasensteiner. Gleiches gilt auch, wenn du bereits länger aus deinem alten Job raus bist.
Kann ich mich auf eine Stelle bei meinem Ex-Arbeitgeber bewerben?
Auch wenn du auf Job-Suche bist und dein ehemaliger Arbeitgeber gerade einen Job ausgeschrieben hat, kannst du dich guten Gewissens auf die Stelle bewerben. Wenn du noch Kontakte zu ehemaligen Kolleg*innen oder Führungskräften hast, kannst du diese natürlich nutzen. „Rückkehrer*innen sind für das Unternehmen von großem Wert, denn sie kennen die Unternehmenskultur und sind bereits mit den Abläufen und Prozessen vertraut. Gleichzeitig konnten sie in anderen Unternehmen frische Perspektiven, Ideen und Erfahrungen sammeln, die sie nun zum ehemaligen Arbeitgeber mitbringen", erklärt Gaby Wasensteiner. Genau diese Vorteile kannst du in deinem Anschreiben oder Vorstellungsgespräch betonen – und mitunter kannst du damit deine Konditionen im neuen, alten Job deutlich verbessern.
So verbesserst du deine Konditionen bei der Job-Rückkehr
Eine der größten Ängste vieler Menschen, die zu ihrem alten Arbeitgeber zurückkehren, ist wohl, dass ihre Weiterentwicklung hier nicht anerkannt wird: das alte schlechte Gehalt, die alten Aufgaben ohne viel Verantwortung und immer noch viel zu wenig Urlaubstage. Doch so muss es nicht sein! „Eine Rückkehr ist der perfekte Zeitpunkt, um die eigenen Konditionen neu zu verhandeln. Diese Chance solltest du unbedingt nutzen“, erklärt die Karriere-Expertin. Je nachdem, wie lange du weg warst, sollten deutliche Gehaltssprünge möglich sein. Du hast dich schließlich weiterentwickelt und Neues gelernt. In eine Verhandlung solltest du auf keinen Fall mit dem Gedanken gehen, dass du woanders versagt hast und nun angekrochen kommst, um, um deinen alten Job zu betteln. Viel eher warst du begehrt genug, um abgeworben zu werden, hast dazugelernt und bist deshalb besonders wertvoll für das Unternehmen. Gaby Wasensteiner rät, sich auf das Gespräch gut vorzubereiten und folgende Fragen beantworten zu können:
- Was hast du seit deinem Weggang persönlich erreicht?
- Welche Erfolge hast du im anderen Unternehmen erzielt?
- Was hast du dazugelernt, was dem ehemaligen Unternehmen einen Mehrwert bringen würde?
Neben mehr Gehalt kannst du außerdem auch weitere Dinge fordern. Gab es bei deinem neuen Arbeitgeber zum Beispiel mehr Urlaubstage, ein Jobticket oder andere Förderungen, die du jetzt auch gerne hättest? Sprich das auf jeden Fall an. „Wenn es dir schwerfällt, selbstbewusst in solchen Gesprächen aufzutreten, können E-Learning Kurse, wie du sie zum Beispiel bei LinkedIn Learning findest, einfache Abhilfe schaffen“, so Gaby Wasensteiner.