Es sind traurige Zahlen, die eine aktuelle Statistik zur Verteilung von Machtpositionen in den deutschen Börsenunternehmen zeigt. Denn Frauen sucht man in den Vorständen und Aufsichtsräten meist vergebens. Doch warum entwickelt sich Deutschland einfach nicht weiter?
Frauen sind in den Top-Führungspositionen leider noch immer eine Seltenheit. Wer das nicht wahrhaben will, muss nur einen Blick auf die Zahlen werfen. Eine aktuelle Auswertung der AllBright Stiftung zeigt, wie sich die Machtpositionen in den deutschen Börsenunternehmen auf Männer und Frauen verteilen. Die traurige Wahrheit: Unter den Vorstandsvorsitzenden der DAX 30-Unternehmen findet man keine einzige Frau. Betrachtet man alle 160 Unternehmen, findet man dort lediglich 3 Prozent Frauenanteil. Ähnlich schlecht ist die Rate unter den Aufsichtsratsvorsitzenden, auch hier sind nur 5 Prozent Frauen.
In Deutschland stagniert der Frauenanteil
Während es durchaus andere Länder auf der Welt gibt, die es schaffen, den Frauenanteil in Top-Führungspositionen stetig zu steigern, stagnieren die Zahlen in Deutschland auf niedrigem Niveau. In den USA beispielsweise liegt der Anteil der Unternehmen, in denen mindestens zwei Frauen Teil des Vorstands sind, bei rund 97 Prozent – Deutschland bringt es dahingehend nur auf etwa 13 Prozent, wie statista berichtet.
Obwohl die meisten Konzerne angeben, dass sie sich mehr Frauen in der Führung wünschen und teilweise auch interne Quoten auferlegt werden, scheinen die Maßnahmen nicht zu fruchten. Finden sich in den mittleren Führungsschichten oft noch viele Frauen, nimmt die Anzahl nach oben hin drastisch ab. Die vielbeschriebene „gläserne Decke” ist also nach wie vor existent.
Warum schaffen es so wenige Frauen an die Spitze?
Gäbe es die eine Antwort auf diese Frage, gäbe es wahrscheinlich das Problem nicht. Experten sehen die Gründe für die männliche Dominanz in den Führungsetagen vielfältig. Gerade in der Top-Ebene zählt oft ein gutes Netzwerk mehr als Können. Gute Positionen werden meist über Kontakte vermittelt und für Frauen ist es nicht leicht, die männliche Netzwerkstruktur in den Führungsetagen zu durchbrechen. Männer vergeben Führungspositionen gerne an Mitarbeiter, die ihnen möglichst ähnlich sind im Denken und Handeln – und dies trifft eben meist auf männliche Kollegen zu. Dabei wird leider übersehen, dass es gerade andere Denkansätze, neue Perspektiven und diverse Persönlichkeiten sind, die ein Unternehmen tatsächlich voranbringen!
New Work – im Vorstand noch nicht angekommen?
Oft wird Frauen auch nachgesagt, sie würden im Leben andere Prioritäten setzen und „Karriere” wäre eben nicht ihr oberstes Ziel. Doch sollte man hier nicht die Frage stellen, ob im Jahr 2020 „Karriere” überhaupt noch so definiert werden kann, wie vor 30 Jahren? Muss ein Vorstandsmitglied einen dunklen Anzug tragen, 80 Stunden die Woche arbeiten und alles andere im Leben hinten anstellen? Ich wage die These zu äußern, dass in Zeiten, in denen alle von New Work und Work-Life-Balance sprechen, weder Frauen noch Männer diese Idealvorstellung vom eigenen Job haben. Ist es daher nicht an der Zeit, diese alten Denkweisen von Macht und Führung endlich aufzubrechen und neue Spielregeln zu definieren? Dafür braucht es zum einen mutige Frauen, die den Weg ebnen und als starke Vorbilder vorangehen. Aber eben auch mutige Männer, die ihre eigenen Denkmuster hinterfragen, ihre Angst vor Veränderung ablegen und einem neuen, diversen Führungs-Zeitalter eine Chance geben.
Starke weibliche Vorbilder sind wichtig, darum lassen wir in unserer Themenreihe „EmpowHER" inspirierende Frauen zu Wort kommen:
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