Anstatt fünf Tage die Woche, nur noch an vier Tagen zu arbeiten, klingt für viele Menschen verlockend. Mehr als die Hälfte der Deutschen würde dafür sogar weniger Gehalt in Kauf nehmen. Doch wie realistisch ist das Arbeitsmodel in Deutschland wirklich? Was plant die Politik? Und welche Erfahrungen haben bislang andere Länder mit der 4-Tage-Woche gemacht? Wir verraten es dir.
Der Freitag wird zum Samstag und der Montag zum Sonntag – oder Mittwoch der „Erledigungen-Tag“. Nur an vier Tagen, statt wie größtenteils üblich, an fünf Tagen in der Woche zu arbeiten, ist ein Modell, das immer mehr Zuspruch findet. Vor allem bei jüngeren Menschen, die keine Kinder haben, sich aber um ihre Work-Life-Balance kümmern wollen. Das zeigt beispielsweise eine Forsa-Umfrage von RTL/ntv aus dem Februar 2022: 71 Prozent der Befragten befürworten demnach die Einführung der Vier-Tage-Woche. Die meisten von ihnen (69 Prozent) würden den freien Tag für Hausarbeit und Einkaufen nutzen – und die Hälfte würde Nichtstun beziehungsweise Entspannen.
Finde in unserem Test heraus, wie gut deine Work-Life-Balance gerade ist.
- 1.10-Stunden-Arbeitstage: Das „belgische Modell“
- 1.1.Arbeitsrecht in Deutschland erschwert Belgiens Idee
- 2.Was ist hier möglich, um seine Arbeitszeiten zu reduzieren?
- 3.Die Vier-Tage-Woche: Erfahrungen aus anderen Ländern
- 3.1.Island: Ein Mega-Erfolg
- 3.2.Japan: Arbeit als Lebenseinstellung?
- 3.3.Großbritannien: Größte weltweite Studie startet
- 3.4.USA: 38 Unternehmen testen die Vier-Tage-Woche
- 3.5.Schottland: Teures Experiment
- 3.6.Schweden: Gemischtes Urteil
- 3.7.Spanien: Vier-Tage-Woche soll neue Jobs schaffen
- 3.8.Österreich: Lidl ist dabei
- 4.Vorteile der Vier-Tage-Woche
- 5.Nachteile der Vier-Tage-Woche
- 6.Welche deutschen Unternehmen bieten Vier-Tage-Wochen an?
- 7.Vier-Tage-Woche: Das plant die deutsche Politik
10-Stunden-Arbeitstage: Das „belgische Modell“
Zuletzt sorgte Belgien in puncto Vier-Tage-Woche für Aufsehen. Denn seit Februar können dort Arbeitnehmer*innen ihre Wochenarbeitszeit flexibel an vier oder fünf Tagen in der Woche ableisten. Allerdings wird dabei nicht die Arbeitszeit verkürzt, sondern nur anders verteilt. Vollzeit-Arbeitnehmende sollen am Tag länger arbeiten dürfen, damit alle erforderlichen Stunden in vier Tagen geleistet werden können. Wer Vollzeit beschäftigt ist könnte beispielsweise bei einer 40-Stunden-Woche an vier Tagen jeweils zehn Stunden statt an fünf Tagen jeweils acht Stunden arbeiten. Der neue Rechtsanspruch für Arbeitnehmende soll laut belgischem Premierminister Alexander De Croo „Arbeitnehmern mehr Flexibilität und Freiheit geben“.
Das Arbeitsmodell, bei dem das Gehalt dank gleicher Wochenstunden gleichbleibt, finden auch die Deutschen durchaus interessant. Laut Forsa-Umfrage könnten sich 59 Prozent der Befragten das „belgische Modell“, also bis zu zehn Stunden arbeiten am Tag, vorstellen.
Arbeitsrecht in Deutschland erschwert Belgiens Idee
Aber wäre es in Deutschland überhaupt rechtlich möglich, seine 40 Wochenstunden in vier Tage zu pressen? Du würdest dich immer knapp an der Grenze befinden, denn die deutschen Arbeitszeitgesetze sorgen dafür, dass eine 4-Tage-Woche bei vollem Stundenumfang nicht so einfach möglich ist.
Theoretisch ist eine tägliche Höchstarbeitszeit von zehn Stunden zwar zulässig, womit sich die 40-Stunden-Woche auf vier Tage in der Woche aufteilen ließe. Doch die Voraussetzung für einen 10-Stunden-Arbeitstag in Deutschland ist, dass ein Zeitausgleich stattfindet: Nach sechs Monaten müssen die Angestellten wieder maximal acht Stunden pro Werktag arbeiten. Da die zehn Stunden Arbeitszeit die absolute Grenze sind, wäre bei der Vier-Tage-Woche jede Minute länger im Büro also ein Verstoß gegen das Arbeitszeitgesetz. Ein rechtliches Limit, auf das sich wohl die wenigsten Chef*innen einlassen würden – wenngleich es rechtlich möglich wäre.
Was ist hier möglich, um seine Arbeitszeiten zu reduzieren?
Arbeitnehmende haben in Deutschland einen Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit. Die Voraussetzung ist, seit mindestens sechs Monaten in einer Firma mit mehr als 15 Mitarbeitern angestellt zu sein. Und, dass keine betrieblichen Gründe dagegensprechen. Dabei reduziert sich die Arbeitszeit auf 80 Prozent – und somit auch in der Regel das Gehalt. Eine Teilzeitstelle bedeutet außerdem nicht automatisch eine Vier-Tage-Woche. Dies muss vorab mit den Vorgesetzten vereinbart werden. Und natürlich verringert sich auch der Urlaub bei einer 80-Prozent-Stelle. Der gesetzliche Urlaubsanspruch liegt bei mindestens vier Wochen pro Jahr. Das wären bei vier Arbeitstagen pro Woche dann insgesamt mindestens 16 Urlaubstage.
Die Vier-Tage-Woche: Erfahrungen aus anderen Ländern
In immer mehr europäischen Ländern, aber beispielsweise auch den USA, werden testweise Vier-Tage-Wochen eingeführt. Und das mit großem Erfolg! Die Mitarbeitenden waren meist glücklicher, zufriedener und produktiver. Wirtschaftlich verzeichnete ein Land jedoch Einbußen.
Island: Ein Mega-Erfolg
Befürworter*innen der Vier-Tage-Woche verweisen gerne auf ein Großprojekt aus Island: Im Auftrag der Regierung arbeiteten dort 2500 Menschen fünf Jahre lang nur vier Tage pro Woche – und zwar ohne Lohnabzug. Das Ergebnis: Die Teilnehmenden an diesem Test waren insgesamt glücklicher und weniger gestresst und nicht weniger produktiv. Zudem seien die Menschen, die an dem Projekt teilgenommen haben, aufgrund der längeren Erholungspausen an den langen Wochenenden motivierter, die Anzahl der Überstunden ist im Vergleich zur 5-Tage-Woche nicht übermäßig angestiegen und die Angestellten waren ohne eine 40-Stunden-Woche tatsächlich insgesamt weniger krankgeschrieben.
Japan: Arbeit als Lebenseinstellung?
Einen weiteren Erfolg mit der Vier-Tage-Woche verbucht Japan, genauer gesagt das Tech-Unternehmen Microsoft. 2019 arbeiteten 2300 Angestellte für sechs Wochen nur noch vier Tage die Woche und ihr Gehalt veränderte sich dabei nicht. Nach einem Monat wertete Microsoft dann aus, wie sich das auf die Produktivität der Angestellten auswirkte. Und stellte fest: Die erbrachte Leistung pro Mitarbeiter*in steigerte sich im Versuchszeitraum um knapp 40 Prozent, verglichen zum Vorjahreszeitraum. Außerdem sparte Microsoft Energiekosten und Druckerpapier ein.
Die Regierung versucht seit einigen Jahren, die Japanerinnen und Japaner zu motivieren, weniger zu arbeiten. Denn dort herrscht große Disziplin und regelrechte Arbeitswut, 80- oder mehr Stunden-Wochen sind an der Tagesordnung. Es gibt sogar das japanische Wort „Karoshi“ – es bedeutet „Tod durch Überarbeitung“! Wie wichtig das Arbeiten und Geldverdienen in der Metropole jedoch ist, zeigt auch ein Versuch des Webdienstanbieter Yahoo Japan. Seit 2017 dürfen sich Angestellte mit Kindern oder anderen familiären Verantwortungen bis zu drei Tage pro Woche frei nehmen. Diese freien Tage sind jedoch unbezahlt. Im ersten Testlauf hatten von 7000 Mitarbeitern hätten jedoch nur 100 dieses Angebot wahrgenommen.
Großbritannien: Größte weltweite Studie startet
Im Juni startete in UK ebenfalls eine großangelegte Studie zur 4-Tage-Woche. Mehr als 70 Unternehmen mit über 3300 Angestellten beteiligen sich an diesem weltweit bisher größten Experiment zur 4-Tage-Woche. Dabei erhalten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das gleiche Gehalt wie zuvor, müssen allerdings die gleiche Arbeit in weniger Zeit, also in 32 Stunden, schaffen. Mit dabei sind verschiedenste Betriebe: Von der kleinen Frittenbude bis zur Softwarefirma.
Organisiert wird der Feldversuch, der bis Ende des Jahres laufen soll, von der Non-Profit-Organisation „4 Day Week Global“, die derzeit eine Kampagne zur Verkürzung der Arbeitszeit auf 32 Stunden die Woche führt. Die Hoffnung ist, dass die Mitarbeitenden dabei zufriedener und motivierter werden und die Produktivität steigt. Die von den Organisatoren versprochene Zauberformel lautet: „100-80-100“: 100 Prozent Produktivität bei 80 Prozent Arbeitszeit bei 100 Prozent Lohn.
USA: 38 Unternehmen testen die Vier-Tage-Woche
Auch in den USA ist seit Mai 2022 in einigen Unternehmen eine Vier-Tage-Woche möglich. 38 Unternehmen nehmen ebenfalls an dem Experiment der Organisation „4 Day Week Global“ teil. Bei dem sechsmonatigen Versuch arbeiten die Angestellten innerhalb von vier Arbeitstagen pro Woche 32 statt 40 Stunden bei gleichbleibendem Gehalt.
Schottland: Teures Experiment
Schottland testet ebenfalls seit 2021 die Vier-Tage-Woche. Das Besondere: Die teilnehmenden Unternehmen werden dabei sogar vom Staat mit rund 10 Millionen Pfund unterstützt. Schottlands Regierung will mit den gewonnenen Erkenntnissen die Bedürfnisse von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Arbeitsbedingungen in Zukunft optimieren.
Schweden: Gemischtes Urteil
Schweden war einer der Vorreiter: Bereits 2015 wurde hier die Vier-Tage-Woche bei vollem Lohn getestet. Die Schwedinnen und Schweden waren durchaus glücklicher – allerdings war der Politik das Modell zu teuer. Nur einige einzelne Unternehmen hielten an der Idee einer verkürzten Arbeitszeit fest, beispielsweise der Autokonzern Toyota. Die Schichten für Mechanikerinnen und Mechaniker wurden bereits vor rund zehn Jahren verkürzt und Toyota ist seitdem dabeigeblieben. Aber, einen 6-Stunden-Arbeitstag oder auch flexible Gleitzeitmodelle haben die meisten Schwedinnen und Schweden ohnehin schon.
Spanien: Vier-Tage-Woche soll neue Jobs schaffen
Im Herbst 2022 soll die Vier-Tage-Woche in Spanien eingeführt werden, zunächst als Modellprojekt für ein Jahr. Dafür arbeiten dann etwa 6000 Mitarbeiter aus 200 hauptsächlich mittleren und kleineren Unternehmen einen Tag pro Woche weniger. Dabei sollen sie aber ihr volles Gehalt bekommen. Mit der Vier-Tage-Woche will Spanien, wo eine hohe Arbeitslosigkeit herrscht, neue Jobs schaffen. Denn setzen fünf Beschäftigte jeweils einen Tag pro Woche aus, wird das Unternehmen eine zusätzliche Vollzeitkraft einstellen.
Österreich: Lidl ist dabei
Der Discounter Lidl hat im Oktober 2021 für Mitarbeitende im Büro eine Vier-Tage-Woche eingeführt. Für Angestellte in Filialen ist die Verkürzung nicht möglich. In Österreich bedeutet eine Vier-Tage-Woche, dass die Wochenarbeitszeit von 38,5 Stunden in vier statt in fünf Tagen geleistet werden kann.
Vorteile der Vier-Tage-Woche
Ein großer Vorteil der 4-Tage-Woche ist die längere Erholungsphase der Mitarbeitenden. Die Aussicht auf mehr Freizeit sorgt für einen Motivationsschub. Die drei Tage zur Entspannung wirken sich positiv auf die körperliche und mentale Gesundheit aus. Die Menschen bekommen mehr Zeit zum Ausschlafen, für Hobbys oder gemeinsame Zeit mit der Familie – oder eben für alltägliche Termine, die von Zeit zu Zeit so anfallen. Den Termin in der Werkstatt oder beim Arzt kann man entspannt auf den freien Tag legen. Das führt zu einer Win-win-Situation: Dadurch fallen die Angestellten auch weniger während ihrer Arbeitszeit aus.
Und es gibt weitere Vorteile für das Unternehmen: Die gewonnene Freizeit kann dazu führen, dass die Bereitschaft für Überstunden steigt. Zudem muss die vorhandene Zeit gut eingeteilt werden, was die Produktivität steigert und eher unnötigen Zeitfressern keinen Raum gibt. Für potenzielle neue Angestellte ist das Arbeitsmodell zudem äußerst attraktiv, was dem Unternehmen also Plus-Punkte verschafft.
Vorteile im Überblick:
- höhere Produktivität, Motivation und Wohlbefinden
- besseres Zeitmanagement – auch in der Freizeit
- weniger Krankmeldungen und Fehlzeiten
- Firmen machen sich attraktiv
Nachteile der Vier-Tage-Woche
Eine Vier-Tage-Woche kann allerdings auch Nachteile mit sich bringen. Denn wenn die wegfallenden Stunden an den anderen Tagen zumindest teilweise zusätzlich gearbeitet werden, kann das zu einer Überlastung und Überstunden führen. Kundentermine, Telefonate oder wichtige Termine müssen genau geplant werden, was zu einer gewissen Inflexibilität und Druck führen kann. Daher ist es in machen Arbeitsgebieten, beispielsweise Start-ups oder der Dienstleitungsbranche, schlichtweg nicht möglich, den Mitarbeitenden eine Vier-Tage-Woche anzubieten. Aufgaben nicht erledigt zu bekommen, mag das menschliche Gehirn übrigens nicht – deswegen kann das mit dem Abschalten am gewonnen freien Tag manch einem schwer fallen und der Tag kann nicht genossen werden.
Und ein weiterer Punkt, der aber jedem und jeder vorher klar sein wird, ist die Reduzierung des Gehalts und des Urlaubs. Interessanterweise würden aber für 54 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland eine Vier-Tage-Woche einer Gehaltserhöhung vorziehen. Weniger Kohle, dafür mehr Freizeit ist also die Devise der Hälfte der Deutschen. Das geht aus der Studie „Hybrides Arbeiten 2022“ von HubSpot, einem Anbieter von CRM-Software, hervor.
Nachteile Vier-Tage-Woche im Überblick
- geringere Arbeitszeit kann zu Druck führen, Aufgaben erledigt zu bekommen
- Überstunden könnten sich erhöhen
- weniger Gehalt und Urlaub
- Start-ups und andere Branchen sind außen vor
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Welche deutschen Unternehmen bieten Vier-Tage-Wochen an?
Großexperimente zur Vier-Tage-Woche, wie in Schottland, Spanien und Co., gibt es in Deutschland bislang nicht. Dennoch gibt es mittlerweile viele deutsche Unternehmen, die die verkürzte Woche anbieten. Eine Querrecherche ergab, dass die verschiedensten Branchen das Angebot ausrollen: Start-ups, Banken oder kleine Handwerksbetriebe. Hier lohnt sich also eine gute Recherche bei der Jobsuche. Außerdem spricht nichts gegen eine offene Kommunikation: Du kannst die Vier-Tage-Woche während des Vorstellungsgesprächs ansprechen, oder in deinem jetzigen Job auf den Tisch bringen. Manchmal ist mehr möglich, als man glaubt.
Vier-Tage-Woche: Das plant die deutsche Politik
Der Wunsch nach einer verkürzten Arbeitswoche ist groß, auch wenn das eine Reduzierung des Gehalts bedeutet. Laut einer Studie, die das ifo Institut in einer Studie für die Bertelsmann-Stiftung ausgewertet hat, arbeiten Männer im Schnitt 41 Stunden in der Woche und wünschen sich 37 Stunden, Frauen arbeiten im Durchschnitt 32 Stunden und wünschen sich 30. Beide Gruppen würden dabei sogar einen Lohnverzicht akzeptieren.
Deutsche Unternehmen trauen sich immer mehr und gehen auf die Bedürfnisse der Arbeitenden ein. Doch was sagt die Politik zur Vier-Tage-Woche? Deutschland ziert sich: „Die Einführung einer gesetzlichen Vier-Tage-Woche ist in Deutschland nicht geplant“, so das Statement aus dem Ministerium für Arbeit und Soziales gegenüber dem Nachrichtenportal watson. Das ist eine eindeutige Aussage, die dem Wunsch nach einer Vier-Tage-Woche erstmal den Wind aus den Segeln nimmt. Das Ministerium verweist vielmehr auf die Dehnbarkeit des Arbeitsgesetzes. So liege die Gestaltung der Arbeitszeit bei Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen. „Diese sind unter Beachtung der Vorgaben des Arbeitszeitgesetzes frei in ihren diesbezüglichen Entscheidungen“, heißt es weiter.
Meine Erfahrung:
Ich arbeite in Teilzeit, an vier Tagen in der Woche á acht Stunden – und ich bin damit in meinem Freundes- und Bekanntenkreis ein ziemliches Einhorn. Und nein, ich habe keine Kinder. Während von Gleichaltrigen beneidenswerte Kommentare die Regel sind („das würde ich auch gerne machen!“) höre ich von der älteren Generation eher Skepsis. „Für deine Rente ist das aber nicht vorteilhaft…“, ja, die Rente. Das ist für mich ein Thema, vor dem ich nur zu gerne die Augen verschließe und um das sich Zukunfts-Alice kümmern muss. Viel zu oft hört meine Generation, dass das ja eh nichts werde mit unserer Rente. Ok, tolle Zukunftsaussichten!
Vielleicht auch deshalb ist mir das System Rente, vor allem das, was am Ende meines Arbeitslebens für mich rauskommt, schleierhaft und zu intransparent. Wobei ich ehrlicherweise auch zugeben muss, dass ich mich noch nicht allzu sehr in die Materie eingefuchst habe, auch das macht dann Zukunfts-Alice. Denke ich allerdings an die Gegenwarts-Alice, ist die Vier-Tage-Woche für mich gerade ideal. Einen zusätzlichen Tag nur für mich! Und für all das, was bei einem langen Arbeitstag auf der Strecke bleibt. Die Vorteile liegen, zumindest für mich, klar auf der Hand.
Die Entscheidung kam wahrscheinlich eher aus dem Bauch heraus, ohne groß über die Nachteile zu grübeln – sicherheitsorientierte Menschen würden jetzt wohl die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Ich denke, der Wunsch nach einer Vier-Tage-Woche ist absolute Typsache. Manche werden über Begriffe wie „Work-Life-Balance“ nur müde lachen können. So faul, verweichlicht und ach so individuell ist die heutige Generation in puncto Arbeiten geworden. Aber, alle progressiven Ideen erhalten zunächst Gegenwind. Ich für meinen Teil bin mehr als gespannt, wie sich die Arbeitswelt in den kommenden Jahren entwickelt. Wird der Wunsch der Wirtschaft der nach der 42-Stunden-Woche (mit Lohnausgleich) Realität? Sind Vier-Tage-Wochen in Zukunft völlig normal? In die Glaskugel schauen können wir nun mal nicht, doch wenn ich mich am Jetzt-Zustand orientiere, glaube ich, dass wir noch einen weiten Weg zur Vier-Tage-Woche haben. Denn die starren Arbeitsstrukturen in Deutschland ermöglichen gerade Berufseinsteigern sehr selten flexible Arbeitsmodelle. Hier wäre Mut gut! Die „Belohnung“ für das Unternehmen: Ausgeruhte, zufriedene, produktive und glückliche Leute.
Es wird Zeit, dass die Arbeitswelt flexibler wird und Chefs und Chefinnen ihren Angestellten mehr zutrauen. Und, wichtige Themen wie Work-Life-Balance, Vereinbarkeit von Beruf und Familie und einfach die eigene Freizeit, gesellschaftlich und wirtschaftlich akzeptiert werden. Für Bauch-Menschen, die eher im Hier und Jetzt, als in Zukunftsszenarien leben und sich ernsthaft mit ihrer Work-Life-Balance beschäftigen, ist die Vier-Tage-Woche ein wahrliches Geschenk.
Bildquelle: Getty Images/nortonrsx