Wenn Männer über Themen wie die Frauenquote, Berufseinstiegschancen nach der Geburt oder den Gender-Paygap sprechen, dann erlauben sie sich gerne mal einen Scherz zu den eigentlich brisanten Themen. Sie wissen zwar, dass es diese Probleme gibt. Weil sie nicht selbst betroffen sind, können sie sich das Ausmaß aber scheinbar nur schwer vorstellen. Das legen zumindest die Ergebnisse einer neuen Befragung des Meinungsforschungsinstuts Yougov nah. Denn in allen Bereichen schätzten sie die Gleichberechtigung der Geschlechter deutlich besser ein als die befragten Frauen.
Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März befragte Yougov in Zusammenarbeit mit dem Sinus-Institut für Markt- und Sozialforschung insgesamt 2.008 Männer und Frauen zwischen 18 und 69 Jahren. Thema war die Gleichberechtigung in Deutschland. Bereits in der Frage zum allgemeinen Stand der Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen in Deutschland gibt es klare Unterschiede. Männer sehen diese bereits zu 66 Prozent verwirklicht, Frauen nur zu 56 Prozent.
Noch weiter gehen die Wahrnehmungen auseinander, wenn es darum geht, ob Männer in der Gesellschaft mehr Vorteile genießen als Frauen. Dieser Ansicht sind immerhin 67 Prozent der befragten Frauen. Bei den Männern sieht es nicht mal die Hälfte so. Nur 42 Prozent finden, dass sie durch ihr Geschlecht Vorteile genießen.
Vor allem im Berufsleben fühlen Frauen sich benachteiligt
Darüber hinaus fragte die Studie auch nach der Wahrnehmung der Gleichberechtigung in unterschiedlichen Lebensbereichen. Sind Frauen im Privaten, in Politik und im Berufsleben gleichgestellt und werden sie in den Medien als gleichwertig dargestellt? Nur in Bezug auf das Privatleben stimmte bei beiden Geschlechtern die Mehrheit der Aussage, Frauen seien gleichgestellt, zu.
Im Bezug aufs Berufsleben war sich die Mehrheit beider Geschlechter einig, dass hier noch viel zu tun ist. Nur 18 Prozent der Frauen haben demnach das Gefühl, beruflich die gleichen Chancen zu haben wie Männer. Mit einem Anteil von 40 Prozent glaubt zwar nicht mal die Hälfte der Männer, dass Frauen im Berufsleben schon gleichgestellt sind, der Anteil ist aber dennoch wesentlich Höher als bei den Frauen.
Uneinigkeit herrschte Hingegen in Bezug auf Politik und Medien. Bei der Politik springen die unterschiedlichen Antworten von Männern und Frauen besonders deutlich ins Auge. Nur 39 Prozent der Frauen finden, dass sie in der Politik gleichgestellt sind. Von den Männern sehen das hingegen ganze 61 Prozent so. Ganz nach dem Motto: Wir haben doch eine weibliche Bundeskanzlerin. Reicht das denn nicht?
Unterschiedliche Ansichten zum Internationalen Frauentag und zur Frauenquote
Weiterhin fragten die Forscher auch nach den Einstellungen zum Weltfrauentag. Sowohl die Mehrheit der Frauen (64 Prozent) als auch der Männer (56 Prozent) finden diesen Tag wichtig. Ob er jedoch ein gesetzlicher Feiertag sein soll? Da sind die Frauen sehr unentschieden (49 Prozent sagen ja, 41 Prozent nein, der Rest ist sich unsicher), bei den Männern ist hingegen eine kleine Mehrheit von 55 Prozent dafür, dass dieser Tag sich nicht zum gesetzlichen Feiertag eignet. Bisher hat nur Berlin den Internationalen Frauentag als gesetzlichen Feiertag eingeführt, was daran liegt, dass das Land sonst die wenigsten Feiertage in Deutschland hätte.
Auch in Bezug auf die Frauenquote sind die Meinungen der Deutschen geteilt. 56 Prozent der Männer sind gegen die Frauenquote, bei den Frauen sind es nur 30 Prozent. Insgesamt sind 44 Prozent der Befragten dafür und 43 Prozent dagegen. Hier spalten sich also die Geister.
In der Galerie erzählen die desired-Redakteurinnen, was sie sich zum Weltfrauentag wünschen. Was wünschst du dir zu diesem Anlass? Und haben dich die Ergebnisse der Studie überrascht? Schreib es uns gerne in den Kommentaren.
Bildquelle: istock/nito100, Yougov