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Interview

Steffi Jones: „Sowohl im Sport als auch im Business kommt es auf das richtige Team an“

Steffi Jones
© Maurice Kohl

Steffi Jones ist eine Legende im deutschen Frauenfußball. Sie spielte in der Nationalmannschaft, war später Bundestrainerin und Direktorin beim DFB. Außerdem ist sie für ihr ehrenamtliches Engagement bekannt. Heute hat sie dem Rampenlicht den Rücken zugekehrt und ist Geschäftsführerin des Software-Unternehmens 5Minds. Nun wurde sie mit dem Diversity Award der Beyond Gender Agenda in der Kategorie „Change Maker – Gender“ ausgezeichnet. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, welche Gemeinsamkeiten sie zwischen Fußball und Unternehmensführung sieht und wie es gelingen kann, mehr Frauen und Mädchen für typische Männerberufe zu begeistern.

Du hast im deutschen Frauenfußball eine beeindruckende Karriere hingelegt. Heute arbeitest du in der IT-Branche. Ist dir der Wechsel vom Rampenlicht hinter die Kulissen schwergefallen?

Nein, das ist mir nicht schwergefallen, weil ich das einfach als zwei unterschiedliche Aufgaben sehe. In der Öffentlichkeit zu stehen, ist einfach kein Teil meiner jetzigen Rolle als Geschäftsführerin und damit kann ich mich sehr gut arrangieren. Als Profi-Fußballerin und später als Bundetrainerin wurde ich immer bekannter und habe viele Interviews gegeben, das gehörte einfach dazu. Aber ich vermisse es nicht. Nicht, weil es mir nicht gefallen hätte, sondern einfach, weil es zu meinem jetzigen Job nicht mehr dazugehört und das ist für mich völlig in Ordnung.

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Welche Erfahrungen aus deiner Zeit im Profifußball helfen dir auch in deinem heutigen Job?

Da gibt es tatsächlich sehr viel. Ich halte heute auch Keynotes und da schaffe ich immer wieder die Analogie zwischen Sport und Business und erkläre, dass das gar keinen Unterschied macht. In beiden Fällen geht es viel um Führung, um Teams und um Diversität. Nach meiner Karriere als Spielerin war ich nicht nur Bundestrainerin, sondern auch Funktionärin beim DFB und Direktorin. Ich glaube, da habe ich sehr viel Vielseitigkeit miterleben dürfen und bringe so eine Menge an unterschiedlichen Erfahrungen mit. Letztendlich kommt es für mich sowohl im Sport als auch im Business auf das richtige Team an. Umso besser das Team ist, umso leichter hat man es auch in der Führung. Umso besser das Team aufgestellt ist, umso erfolgreicher kann man auch werden.

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IT und Fußball haben zwei Dinge gemeinsam: Sie werden häufig eher als „Männerthemen“ wahrgenommen. Würdest du dir mehr Frauen in der Softwareentwicklung wünschen?

Ja, klar. Es ging mir schon immer darum, Chancengleichheit zu schaffen. Und dafür braucht es oft Pioniere und Pionierinnen, die Türen öffnen und aufzeigen, was möglich ist. Ich war in meinen Stationen immer wieder Pionierin. Ich war die erste schwarze Nationalspielerin, ich war die erste Direktorin und ich war die erste schwarze Bundestrainerin. Es braucht Menschen, die den Mut haben Verantwortung zu übernehmen und das bis zum Ende durchziehen, um für andere den Weg zu ebnen. Das würde ich mir natürlich auch in der IT wünschen, dass es da mehr junge Frauen gibt, die diesen schönen Beruf auch leidenschaftlich mögen. Man sollte sich auf keinen Fall davon abhalten lassen, dass ein Bereich eher männlich besetzt ist. Ich habe damals als Mädchen auch in der Jungs-Mannschaft Fußball gespielt, weil meine Leidenschaft so groß war.

Was denkst du, muss sich gesamtgesellschaftlich ändern, damit nicht mehr zwischen typischen Frauen- und Männerberufen unterschieden wird?

Das ist eine schwierige Frage, weil dieses Denken bei vielen noch so fest verankert ist. Ich glaube, es dauert Jahrzehnte, bis man dieses Schubladendenken ganz ablegt, weil eine neue Generation kommt, die das anders sieht. Bis wirklich alle verstanden, haben dass es nur darum geht, welche Kompetenzen und Fähigkeiten ein Mensch mitbringt, ist es noch ein langer Prozess. Deshalb braucht es Menschen, die es trotzdem immer wieder ansprechen. Und vor allem braucht es auch Entscheider*innen, die Diversität zulassen und fördern und die auch dafür sorgen, dass bei anderen ein Bewusstsein dafür geweckt wird, dass es egal ist, wo man herkommt oder welches Geschlecht man hat.

Frauenfußball wird aktuell in Deutschland immer beliebter. Hat es dich früher gestört, dass Fußballspielerinnen so viel weniger Anerkennung für ihre Leistung erhalten als ihre männlichen Kollegen?

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Stören würde ich nicht sagen, weil ich mich immer auf das konzentriert habe, was wir schon erreicht haben. Frauenfußball wird erst seit 1970 offiziell vom DFB gefördert. Es bringt da also nichts, sich mit dem Männerfußball zu vergleichen, der eine viel längere Historie hat. Ich habe mich immer gefragt: Wo stehen wir, wo wollen wir hin und was braucht es dafür? Da bringt es nichts, mit dem Finger auf andere zu zeigen und sich zu vergleichen. Das ist etwas was ich auch bestätigt bekommen habe, in meinen Funktionen als Präsidentin des Organisationskomitees der Frauenfußball-WM oder eben auch als Direktorin beim DFB. Es war immer weitaus sinnvoller, sachlich die Notwendigkeiten aufzuzeigen, die es braucht, den Mädchen und Frauenfußball weiter voranzubringen

Ich habe den Vergleich mit dem Männerfußball also nie gemacht und mich entsprechend nicht an unterschiedlichen Gegebenheiten gestört, sondern ich wollte immer für den Frauen- und Mädchenfußball werben, ich wollte ihn nach vorne bringen, Vorbild sein und einfach aufzeigen, wofür der Frauen- und Mädchenfußball steht.

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