Man hört es momentan überall: In Zukunft müssen wir mit immer weniger gesetzlicher Rente rechnen. Gerade Frauen sind von Alltagsarmut betroffen und wer sein Geld nicht sinnvoll anlegt, der verliert durch die Inflation, weil man sich vom Ersparten so immer weniger leisten kann. Das Zauberwort dagegen heißt „Sparen mit Zinsen“, doch wo gibt es die besten Zinsen und wie hoch ist das Risiko je nach Geldanlage?
Der Zinseszinseffekt einfach erklärt
Wenn man von Zinsen spricht, dann wird irgendwann auch das Wort „Zinseszinseffekt" fallen. Denn er ist der Grund, weshalb aus einem angelegten Betrag mit der Zeit immer mehr wird. Wer in der achten Klasse in Mathe aufgepasst (und noch dazu ein ziemlich gutes Gedächtnis) hat, der dürfte sich noch an die Formel für den Zinseszins erinnern. Für alle anderen gibt es hier eine kurze Auffrischung:
Der Zinseszinseffekt beschreibt im Grunde genommen nichts anderes, als das ausgezahlte Zinsen im nächsten Jahr wieder mitverzinst werden. Wer also 1000 Euro anlegt und 5 Prozent Zinsen im Jahr erhält, bekommt im ersten Jahr 50 Euro Zinsen. Im zweiten Jahr liegen also 1050 Euro auf dem Konto, die wiederum mit 5 Prozent verzinst werden. Im zweiten Jahr erhält man entsprechend 52,50 Zinsen. In den ersten Jahren ist dieser Effekt noch nicht sonderlich groß, doch mit der Zeit sorgt er für erhebliche Gewinne. Bei einem durchgehenden Zinssatz von 5 Prozent etwa, hätten sich die 1.000 Euro schon nach 14 Jahren ohne jegliches Zutun verdoppelt.
Die Formel für den Zinseszins lautet entsprechend:
Kapital x (1 + Zinssatz / 100) ^ Laufzeit = Endkapital
Diese Formel geht natürlich davon aus, dass dem Konto nie Geld entnommen oder zugefügt wird. Zahlst du aber zum Beispiel durch einen monatlichen Sparplan Geld auf dein Sparkonto ein, wird die ganze Berechnung etwas komplizierter. Am besten nutzt du dann einen Zinseszins-Rechner. Hier haben wir dir einen verlinkt.
Die besten Geldanlagen mit Zinsen
Stellt sich nur noch die Frage, auf welche Geldanlagen es überhaupt Zinsen gibt. Beim Girokonto oder beim klassischen Sparbuch fallen die aktuell leider meist ziemlich gering aus und liegen bei um die 0 Prozent. Zinsen gibt es hingegen vor allem auf zwei Anlageformen, die unterschiedliche Vor- und Nachteile haben:
- Tagesgeld: Tagesgeldkonten haben den Vorteil, das sie an keine langen Laufzeiten gebunden sind und Geld jederzeit entnommen werden kann. Dadurch fallen die Zinsen auf Tagesgeld jedoch meist etwas geringer aus als auf Festgeld.
- Festgeld: Bei Festgeld wird eine bestimmte Laufzeit für die Geldanlage festgelegt. Grob lässt sich dabei sagen: Je länger die Laufzeit, desto höher die Zinsen. Festgeld eignet sich daher allerdings nicht für den Notgroschen oder andere Sparsummen, die im Zweifelsfall schnell benötigt werden.
Bei welcher Bank es wie viele Zinsen gibt, ändert sich sehr häufig. Wir können hier den Festgeld- bzw. den Tagesgeldvergleich von Stiftung Warentest empfehlen. Dort werden die Zinsen regelmäßig upgedatet.
Hohe Zinsen bei Trading Apps
Seit dem letzten Jahr gibt es außerdem eine neue Möglichkeit, vergleichsweise hohe Zinsen auf Tagesgeld zu bekommen. Trading Apps wie Trade Republic oder Scalable Capital bieten nämlich Zinsen auf nicht angelegte Beträge. Ich selbst habe mehrere ETF-Sparpläne bei Trade Republic und bekomme hier zur Zeit 4% jährliche Zinsen auf meine nicht investierten Beträge – und das mit einer monatlichen Auszahlung, was den Zinsezinseffekt noch verstärkt. In den Jahren davor habe ich mir immer vorgenommen, mir ein Tagesgeldkonto anzulegen, war von dem zusätzlichen Aufwand jedoch abgeschreckt und habe dieses To-Do immer weiter vor mir hergeschoben. Einfach mehr Geld auf mein Verrechnungskonto bei Trade Republic zu überweisen, war so für mich eine tolle Möglichkeit, da ich mit der App bereits gute Erfahrungen gemacht habe und keinen zusätzlichen Aufwand hatte. Das Investieren in ETFs oder Aktien und das Sparen mit Zinsen lassen sich so perfekt vereinbaren.
Worauf muss ich bei der Wahl einer Geldanlage achten?
Bei der Wahl der passenden Geldanlage ist es sinnvoll, nicht nur danach zu gehen, wo es die meisten Zinsen gibt, sondern auch weitere Faktoren in die Entscheidung mit einzubeziehen. Folgende Kriterien können eine Rolle spielen:
- Wo hat die Bank ihren Sitz? Grundsätzlich ist es sicherer nur bei Banken mit einem Sitz in der EU Geld anzulegen, da es hier eine gesetzliche Einlagesicherung von Beträgen bis 100.000 Euro gibt. Einige EU-Länder gelten zudem als sicherer als andere. Stiftung Warentest gibt hier eine Übersicht.
- Gibt es einen Mindestanlagebetrag? Oftmals wird ein Mindestbetrag für die Eröffnung eines Kontos gefordert. Gerade bei Festgeld solltest du dir hier gut überlegen, ob du auf diesen Betrag wirklich dauerhaft verzichten kannst.
- Wie häufig werden Zinsen ausbezahlt? Die gebotenen Zinssätze beziehen sich zwar meist auf ein Jahr, oftmals gibt es jedoch trotzdem eine monatliche, anteilige Auszahlung. So wächst der zu verzinsende Betrag schneller.
- Wie lange wird mir der Zinssatz garantiert? Zinssätze orientieren sich an der aktuellen wirtschaftlichen Lage und schwanken entsprechend. Daher ist es auch wichtig zu beachten, wie lange dir ein fester Zinssatz garantiert wird.
Wie viel Zinsen sind gut?
Mit wie viel Zinsen lässt sich aber überhaupt rechnen? Das ist sehr schwankend und hängt von den Empfehlungen der Europäischen Zentralbank (EZB) ab. Die passt ihren Leitzinssatz der aktuellen wirtschaftlichen Lage an. Sprich: Bei einer hohen Inflation steigt auch der Leitzinssatz, bei einer niedrigen Inflation sinkt er. Das soll eine Lenkwirkung haben. In Zeiten von hoher Inflation soll mehr gespart werden, in Zeiten von niedriger Inflation hingegen mehr ausgegeben, um die Wirtschaft anzukurbeln. Vor der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg betrug der Leitzins daher 0% und es gab sowohl bei Festgeld als auch Tagesgeld kaum Zinsen. Durch die aktuell hohe Inflation wurde der Leitzins jedoch immer wieder erhöht. Aktuell liegt er bei 4,5%. Der Leitzinssatz ist eine gute Orientierungshilfe, wird aber meist nicht eins zu eins an die Bankkund*innen weitergegeben.
Gibt es auf ETFs Zinsen?
Ein Finanzprodukt das in den letzten Jahren stark an Beliebtheit gewonnen hat, sind ETFs. Hier wird oft mit einer jährlichen Rendite von sechs oder sieben Prozent geworben. Rendite und Zinsen sind jedoch nicht dasselbe. Die Rendite kann im Vorfeld nur geschätzt werden und orientiert sich unter anderem an den Gewinnen und der Wirtschaftsleistung der Unternehmen in einem ETF. Sie ist also nicht so sicher wie ein fester Zinssatz, der schon im Voraus für einen bestimmten Zeitraum festgelegt wird. ETFs eignen sich daher vor allem für langfristige Investitionen.