Als Geschäftsführerin der Telekom MobilitySolutions hat Olga Nevska sich Großes vorgenommen: Die 42-Jährige bringt eine App auf den Weg, mit der die Mobilität der Telekom-Mitarbeiter in ein neues Zeitalter geholt wird. Nebenbei ist sie Initiatorin eines wöchentlichen Boxtrainings für Frauen. Wie geht das alles zusammen und inwiefern profitieren die Frauen im Job von ihren erlernten Boxkünsten? Das und vieles mehr hat uns Olga im Interview verraten.
desired: Mit einer intermodalen Mitarbeiter-Plattform möchtest du den Telekom-Mitarbeitern moderne Mobilität bieten. Was bedeutet das genau und wie verändert eine solche Plattform deren Arbeitsalltag?
Olga Nevska: Mir ist es wichtig, Mobilität nachhaltig und flexibel zu gestalten. Wir wollen weg vom Auto, hin zur vernetzten und geteilten Mobilität. Nicht nur, um unsere ambitionierten Klimaziele zu erreichen, sondern auch, um allen Mitarbeitenden immer genau die Mobilitätsform zu bieten, die sie gerade benötigen. Das kann für den Weg zur Arbeit ein ÖPNV-Ticket oder ein E-Bike sein. Aber auch Car- oder Bike-Sharing und andere Mobilitätsdienste haben wir im Angebot. Diese werden wir im kommenden Jahr in einer neuen Mobilitätsplattform bündeln. Unabhängig vom Transportmittel oder -anbieter werden die User dann über eine App ihre Reise buchen können – einfach, individuell und passend zur Reisesituation.
Diese App soll also die Mitarbeitermobilität organisieren und dadurch Stress bei den Mitarbeitern reduzieren: Ist das deiner Meinung nach das Zukunftsrezept für alle modernen Unternehmen?
Ich bin davon überzeugt, dass jedes Unternehmen sich um die Mobilität seiner Mitarbeiter kümmern sollte. Das ist eine gesellschaftliche Verantwortung, die wir nicht allein dem Staat oder der Kommune überlassen sollten. Wir bei der Deutschen Telekom nehmen dieses Thema sehr ernst und sind stolz darauf, eines der vielfältigsten Portfolios an Mobilitätsdiensten anbieten zu können.
Wer wird von dieser Mitarbeiter-Mobilitätsplattform profitieren?
Mein Ziel ist zunächst die vernetzte und bedarfsorientierte Mobilität für die gesamte Telekom-Community. Aber natürlich denken wir auch über unsere Unternehmensgrenzen hinaus. Es wäre ja Unsinn, wenn jeder seine eigene Plattform entwickeln würde. Deshalb sind wir offen dafür, mit anderen Unternehmen zu kooperieren und sowohl unsere Erfahrung als auch unsere technischen Lösungen zu teilen. Denkbar sind Partnerschaften mit Verkehrsanbietern, Kommunen oder anderen Unternehmen.
Als Initiatorin von PowerWomen@DeutscheTelekom hast du ein wöchentliches Boxtraining ins Leben gerufen, was Frauen nicht nur fit, sondern auch beruflich vernetzt halten soll. Möchtest du dadurch mehr Frauen fit für die Chefetagen machen?
Ich möchte mit PowerWomen einen Beitrag dazu leisten, dass wir uns auf den Weg machen und die Dinge selbst in die Hand nehmen – egal ob in Richtung Chefetage oder in eine Fachkarriere. Und ich wünsche mir, dass wir dazu stehen, Karriere machen zu wollen und das auch laut sagen. Das gilt für Frauen ebenso wie für Männer, aber Frauen neigen häufig dazu, abzuwarten und ihre Chancen nicht beim Schopf zu packen. PowerWomen ist eine Gruppe unterschiedlichster Frauen, die genau das anstreben. Wir treffen uns jede Woche zum Boxtraining, verstehen uns aber auch als Karrierenetzwerk. Wir unterstützen uns gegenseitig auf unserem beruflichen Weg, vermitteln einander Jobs oder organisieren Workshops zu Themen wie z.B. Personal Branding, Gehaltsverhandlungen oder Assessment Center. Ich profitiere sehr von diesem Netzwerk und habe zum Beispiel tolle neue Mitarbeiterinnen darüber gefunden. Wer sich beim Sparring vertraut, traut sich auch, offen Erfahrungen auszutauschen.
Spätestens hier lernen wir Frauen, nicht um Erlaubnis zu fragen, sondern zuzuschlagen, wenn sich die Chance bietet.
Warum ist gerade Boxtraining so gut dafür geeignet?
Beim Boxen kommt es auf mentale Stärke an und auf die richtige Strategie. Du lernst deine eigenen Stärken kennen, mit deinen Kräften zu haushalten, den Gegner besser einzuschätzen und seine Schwächen für dich zu nutzen. Es kommt aber auch auf Schnelligkeit, Konzentration und Reaktionsvermögen an. Alles Eigenschaften, die wir täglich im Job nutzen können. Und Boxen stärkt das Selbstvertrauen. Spätestens hier lernen wir Frauen, nicht um Erlaubnis zu fragen, sondern zuzuschlagen, wenn sich die Chance bietet. Es macht aber auch einfach Spaß, sich nach einem langen Bürotag beim Boxen so richtig auszupowern.
Welche Eigenschaften und welche Haltung sollte eine Frau deiner Erfahrung nach mitbringen, um sich als Führungskraft zu bewähren?
Eine gute Führungskraft sein ist keine Frage von Geschlecht, sondern von Fähigkeiten und Charaktereigenschaften. Für mich sollte sie eine klare Vision haben, eindeutige Ziele formulieren, mutige, auch unangenehme Entscheidungen treffen und Konflikte eingehen können. Dabei sollte sie die Menschen nicht aus den Augen verlieren und niemals ihre Lust und Neugier auf Neues verlieren.
Als Geschäftsführerin der Telekom MobilitySolutions, Mutter und Initiatorin der PowerWomen- Initiative stellt man sich deinen Kalender ziemlich voll vor. Hast du ein Rezept für eine gute Work-Life-Balance?
Ich arbeite viel und gerne, und habe einen wunderbaren Mann, der mich in meiner Karriere unterstützt. Ich habe aber auch das Glück, für einen Arbeitgeber zu arbeiten, der flexible Arbeitszeitmodelle zulässt und uns viel Freiraum gibt. Ein Patentrezept für eine gute Work-Life-Balance gibt es aus meiner Sicht nicht, das muss jeder für sich selbst herausfinden. Eines ist aber essenziell für mich: es kann niemals alles hundertprozentig funktionieren und wir müssen uns auch mal von unserem Perfektionismus verabschieden und loslassen.
Ob im Beruf oder beim Boxtraining, welchen Rat hast du für Frauen, die sich nicht unterkriegen lassen wollen?
Findet heraus, was ihr wirklich wollt, und fordert das ein. Wir Frauen denken immer noch viel zu viel darüber nach, wie wir es allen recht machen können. Eine Eigenschaft, die uns zwar hilft, Kompromisse einzugehen, genauso wichtig ist es aber, sich selbst treu zu bleiben und seinen eigenen Weg zu gehen.
Vielen Dank für das Interview, Olga!
Olga Nevska ist in diesem Jahr übrigens Finalistin beim „Digital Female Leader Award"! Mit dem Award, der von Global Digital Women ins Leben gerufen wurde, werden jedes Jahr Frauen in der Digitalwirtschaft für ihre besonderen Projekte ausgezeichnet. Ziel ist es, Frauen mehr Sichtbarkeit in der Branche zu geben, ihre Geschichten zu erzählen und dadurch auch andere zu inspirieren und motivieren. Weitere spannende Interviews mit inspirierenden Frauen findest du in unserer Themenreihe „empowHER":
Bildquelle: ©Deutsche Telekom