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Im Interview:

Mina Saidze: „Für eine gleichberechtigte Zukunft brauchen wir mehr Inclusive Tech!“

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Auch in Zeiten, in denen Diversität im Job einen immer wichtigeren Stellenwert erhält, werden Sparten wie die Data-Branche weiter von Männern dominiert. „Inclusive Tech” hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, unterrepräsentierte Gruppen wie Frauen und People of Color zu empowern, eine Karriere in der Tech-Branche anzustreben. Mina Saidze ist Gründerin von „Inclusive Tech”, einer internationalen Organisation mit Standorten u.a. in London, Berlin und Istanbul. Im desired-Interview haben wir mit ihr darüber gesprochen, wieso es schleunigst zu einem Wandel kommen muss.

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desired: Du bist Daten-Analystin, eine Jobbezeichnung, die bei vielen wahrscheinlich endlose Excel-Tabellen und ein unübersichtliches Zahlenwirrwarr in den Kopf ruft. Was genau begeistert dich an deinem Job?

Mina Saidze: Um eins vorab klarzustellen: Leider handelt es häufig um einen Irrtum, dass Daten-Analyst*innen nur mit Zahlen und Excel-Tabellen herumhantieren. Tatsächlich arbeite ich so gut wie gar nicht mit Excel-Tabellen, da diese für große Datenmengen ungeeignet sind. Daher verwende ich Datenbanken, die in einer Cloud-Umgebung wie z.B. Amazon Web Service zur Verfügung gestellt wird. Auch sind die Zahlen übersichtlich, wenn vorab definiert ist, welche Metriken für das Geschäftsmodell, Tagesgeschäft oder die Produktentwicklung relevant sind.

Mit der zeichnet die Diversitätsinitiative BeyondGenderAgenda 2021 erstmalig ihre “Top 50 Diversity Drivers” aus. Fünfzig Persönlichkeiten, die das Potenzial haben, in diesem Jahr die Themen Diversity, Equity & Inclusion in der deutschen Wirtschaft maßgeblich voranzutreiben. Eine von ihnen ist Mina Saidze.

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Der Job erfordert eine Vielzahl von Talenten: Ich muss in der Lage sein, in einem Team arbeiten zu können. Auch muss ich technische, komplexe Zusammenhänge für eine nicht-technische Zielgruppe verständlich erklären können. Zudem ist es unerlässlich, auf dem aktuellen Stand zu der Entwicklung von Technologien zu sein, um den Anschluss nicht zu verlieren. Dazu gehört – neben der analytischen Kompetenz, einem mathematischen Grundverständnis und Tech Know-how – Teamspirit, Kommunikationstalent und Lernbereitschaft. Und genau diese Vielseitigkeit fasziniert mich an meinem Beruf, da mir nie langweilig wird.

Welche Chancen würden sich ergeben, wenn es mehr Diversität in der Tech-Branche gebe – nicht nur für die einzelne Person?

In der Tech-Branche ist Diversität ein wichtiger Bestandteil, um erfolgreich neue Geschäftsmodelle, Märkte und Produkte zu entwickeln. Es ist nicht nur ein Treiber für Innovation, sondern auch ein wirtschaftlicher Motor. Wenn wir ein Produkt oder Service für eine Vielzahl von Menschen entwickeln, müssen wir hierbei auch berücksichtigen, dass jede dieser Personen unterschiedlich damit interagiert. Wenn wir ein vielfältiges Team haben, können Diskussionen geführt werden, die unterschiedliche Perspektiven berücksichtigen. So vermeidet man Voreingenommenheiten und Vorurteile und gleichzeitig launcht man einen besseren Service und verzeichnet damit mehr Erfolg.

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Auch fördert die Teilhabe von Frauen am digitalen Arbeitsmarkt unsere Volkswirtschaft, da wir damit dem Fachkräftemangel in Big Data und KI entgegenwirken. Darüber hinaus kann Europa im internationalen Wettbewerb gegen Länder wie beispielsweise China, USA oder Israel gestärkt hervorgehen. Es ist ein Win-Win für den Arbeitsmarkt, Unternehmen und letztendlich unsere Volkswirtschaft.

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Womit wir beim Thema Gleichstellung wären: Würden wir Daten wohl anders behandeln, werten und andere Konsequenzen ziehen?

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Ja, dafür gibt es zahlreiche Beispiele. Hierzu kann ich das Buch „Unsichtbare Frauen“ der britischen Autorin Caroline Criado-Perez empfehlen. Sie beschreibt darin, wie durch Verzerrungen in Datenerhebungen die kontinuierliche und systematische Diskriminierung von Frauen weiter verschärft wird. Sei es in Suchmaschinen von Internet-Anbietern als auch in der Entwicklung von selbst fahrenden Autos. Sie schrieb auch: „Eine Welt, die für alle funktionieren soll, können wir nicht ohne Frauen entwerfen.“ Dasselbe gilt für Deutschland. Ein Deutschland, das für alle funktionieren soll, können wir nicht ohne unsere Frauen entwerfen. Für eine gleichberechtigte Zukunft brauchen wir mehr Women in Data.

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2020 hast du „Inclusive Tech” gegründet. Was ist die Aufgabe dieser unvergleichbaren Organisation?

Unser Ziel ist es, mehr Diversität im Bereich Big Data und der Künstlichen Intelligenz zu fördern. Die erste Person, die einen Algorithmus entwickelte, war die britische Mathematikerin Ada Lovelace, dennoch sind Frauen in diesem Bereich unterrepräsentiert. Nach einer Studie der Boston Consulting Group aus dem Jahr 2019 sind weniger als ein Drittel der Frauen in Berufen rund um Big Data tätig. Dies beunruhigt mich zutiefst, da es Konsequenzen mit sich bringt: Künstliche Intelligenz kann frauenfeindlich oder rassistisch sein, wenn der Algorithmus nicht diskriminierungsfrei trainiert wird.

Aktuell werden Technologien von weitgehend männlich dominierten Teams entwickelt, sodass z.B. bei digitalen Assistenten geschlechtsspezifische Vorurteile widergespiegelt werden. Um Big Data und KI als Chance, die zur Gleichstellung der Geschlechter beiträgt, statt gesellschaftliche Dämonisierung zu begreifen, möchten wir mehr unterrepräsentierten Gruppen wie Frauen und People of Color in der Tech Branche, insbesondere in den Berufsfeldern Advanced Analytics, Data Science und Machine Learning fördern. Hierfür organisieren wir Meetups, Symposien als auch Networking-Events und werden perspektivisch Förderprogramme für Quereinsteiger*innen in Kooperation mit Unternehmen anbieten. Unsere Mission lautet: Mehr Diversity und Inklusion in Tech!

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Was muss passieren, dass du am Ende das erreicht hast, was du willst?

Ich möchte, dass wir den Diversity Gap in der Tech-Industrie nicht nur reduzieren, sondern auch schließen. Allerdings liegt noch ein weiter Weg vor uns. Daher müssen wir nicht nur Frauen, sondern auch Männer als Befürworter für Frauen und People of Color in der Tech-Branche gewinnen. Statt an hermetisch abgeschlossene Räume nur für Frauen glauben wir an das Prinzip von Allyship. Überspitzt gesagt: Es gibt nicht nur junge, dynamische Frauen mit Innovationsdrang und alte, weiße Männer mit tradierten Vorstellungen. Auch Männer unterstützen „Inclusive Tech” und möchten eine Zukunft, in welcher die Tech-Branche diverser aufgestellt ist. Daher müssen wir Bewusstsein für den Diversity Gap schaffen und Vorbilder für Minderheiten haben, damit sie Interesse an diesem Berufsfeld gewinnen. Dazu gehört ein Dialog zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik, um nachhaltig etwas zu erreichen.

Vielen Dank für das spannende Interview, Mina Saidze!

Mehr zum Thema Diversität liest du auch in unserem Interview mit Aminata Touré, die ebenfalls auf der Liste der Top 50 Diversity Drivers vertreten ist.

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Bildquelle: Sara Scharff / Laurent Noichl

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