Masha Sedgwick ist nicht nur eine der erfolgreichsten Mode-Bloggerinnen Deutschlands, sondern ist auch schon echt lange dabei. Im desired-Interview hat uns die 30-Jährige erklärt, wie sie es geschafft hat, seit 10 Jahren im schnelllebigen Influencer-Geschäft Erfolg zu haben. Außerdem hat uns Masha ihre besten Motivationstipps verraten, die wirklich gegen Prokrastination helfen.
Was machst du persönlich, wenn du merkst, dass du prokrastinierst?
Ich schiebe selten Dinge auf, ich brauche aber schon Deadlines. Ein russischer Spruch – ich habe russische Wurzeln – begleitet mich schon mein ganzes Leben lang. Übersetzt heißt er etwa: „Die Augen fürchten sich, die Hände tun.“ Wenn ich mal auf etwas gar keine Lust habe, sage ich mir das. Der Schlimmheitsgrad einer Tätigkeit findet häufig in unserem Kopf statt. Wenn wir auf etwas keine Lust haben, stellen wir uns dagegen und sind schon von vornherein negativ – anstatt es einfach zu machen, ohne viel darüber nachzudenken. Das ist übrigens auch der Grund, warum ich morgens Sport mache und nicht abends. Morgens kann ich mich nicht so gut dagegen wehren. Da bin ich zu müde für Ausreden. (lacht)
Tätigkeiten, auf die ich keine Lust habe, versuche ich, positiv aufzuladen, oder mich anschließend dafür zu belohnen. Egal, ob es um ein Shooting, eine Mail oder Steuersachen geht, ich versuche, das Beste draus zu machen. Mittlerweile ist es so, dass ich mich richtig darauf freue, meine Steuererklärung zu machen, weil ich das zu einem positiven Ritual gemacht habe. Wir kennen das alle, wenn da diese eine böse Mail im Postfach ist, die man vor sich herschiebt. Aber wie geil ist eigentlich das Gefühl, wenn man es mal gemacht hat? Ich setze mir deshalb am Tag viele kleinere Ziele, die wirklich erreichbar sind und zusätzlich Wochenziele. Ich habe mir zum Beispiel vorgenommen, jede Woche eine Kleinigkeit in meiner Wohnung zu verändern und zwei- bis dreimal Sport zu machen (zweimal die Woche HIIT-Übungen und einmal joggen gehen).
Motivierende Zitate auf Social Media zu liken oder sich auf ein Pinterest-Board zu pinnen reicht alleine ja nicht. Hast du einen Tipp, wie man sich von diesen auch wirklich motivieren lassen kann?
Mit der konkreten Umsetzung beschäftige ich mich viel auf meinem Blog, da geht es auch viel um positive Psychologie. Mir persönlich hilft es total, Glaubensgrundsätze einfach aufzusagen. Oft ist es ja so, dass man einen schlechten Tag hat, und dann fällt es schwer, positiv zu bleiben. Dann sollte man sich essenzielle Grundgedanken noch mal vergegenwärtigen. Das spendet oft viel Trost an einem blöden Tag.
Sollte man sich Sprüche also auch mal ausdrucken und irgendwo hinhängen?
Ja, wenn einen das motiviert, kann man sich solche motivierenden Sätze, die man online gefunden hat, ausdrucken und zum Beispiel ins Bad oder an den Spiegel hängen. Das kann helfen, sich diese positiven Gedanken zu vergegenwärtigen. An meiner Wohnungstür klebt zum Beispiel ein Sticker, auf dem steht: „You will be the girl who survives in horror movies.“ Ich lese den Satz vielleicht nicht jeden Tag bewusst, aber ich nehme ihn wahr, wenn ich die Wohnung verlasse. Das, was wir denken, beeinflusst ja auch unseren Alltag. Nicht umsonst gibt es das Konzept der Visualisierung: Je genauer man sich Dinge vorstellt, desto wahrscheinlicher treffen sie ein.
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Gibt es Motivationssprüche, mit denen du gar nichts anfangen kannst?
Ich bin auf jeden Fall kein Freund von diesen Glaubensgrundsätzen, die uns in der Kindheit und Jugend vermittelt wurden, wie beispielsweise „Nur die Harten kommen in den Garten“, „Das Leben ist kein Ponyhof“ oder „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ Das suggeriert ja, dass Arbeit hart ist und keinen Spaß machen darf. Erst dann ist es Arbeit. Das ist totaler Blödsinn. Wir können im Alter noch etwas lernen und uns ausprobieren, Arbeit kann Spaß machen und das Leben darf auch leicht sein!
Was machst du, wenn deine To-Do-Liste so lang ist, dass du gar nicht weißt, wo du anfangen sollst?
Es ist wichtig, sich klarzumachen, dass man einfach sein Bestes gibt. Man ist ja auch nur ein Mensch und hat nur 24 Stunden pro Tag. Ich möchte mein Leben auch nicht nur durch Arbeit bestimmt sehen. Mit gutem Gewissen einfach sein Bestes zu geben, ist essenziell für mich, um alles zu schaffen.
Machst du dir Vorsätze fürs neue Jahr und hast du deine Vorsätze vom letzten Jahr eingehalten?
Ich setze mir gerne große Ziele an Neujahr. Ich kann auch stolz sagen, dass ich sie zumindest meistens auch erreiche. Ich nehme mir immer eine große Sache vor. Letztes Jahr habe ich mir vorgenommen, dass ich auf Fleisch verzichten möchte. Damit habe ich aber schon letztes Jahr im November angefangen, weil ich es blöd gefunden hätte, damit erst im neuen Jahr anzufangen. Das habe ich dann aber auch durchgezogen und seitdem kein Fleisch mehr gegessen. Dasselbe gilt für Sport. Vor drei bis vier Jahren habe ich mir vorgenommen, mindestens zwei- bis viermal pro Woche Sport zu machen und das ziehe ich auch jetzt noch durch. Das gehört jetzt einfach zu meiner Routine.
Du sagst, dass Dankbarkeit zu zeigen bei dem Erreichen deiner Ziele hilft. Woran hast du das gemerkt?
Ich glaube daran, dass Dankbarkeit eine der wichtigsten Emotionen ist. Vor einiger Zeit habe ich von einer Führungspersönlichkeit einen echt spannenden Satz gehört, der sich bei mir eingeprägt hat: „Dankbarkeit ist so eine starke Emotion. Du kannst nicht dankbar und gleichzeitig neidisch oder wütend sein.“ Dankbarkeit killt einfach alle möglichen negativen Emotionen. Deswegen ist Dankbarkeit so wichtig in meinem Leben. Selbst wenn etwas nicht so gut gelaufen ist, versuche ich Dankbarkeit in positiven Dingen meines Lebens zu finden und damit die negativen Emotionen zu bekämpfen. Ich werde häufig gefragt, wie man es schafft, so lange in dieser Branche durchzuhalten, die so schnelllebig ist. Dankbarkeit ist da eine der Grundpfeiler. Ich bin so dankbar für meinen Job und die Möglichkeiten, dass ich das jeden Tag aufs Neue wertschätze und dafür auch belohnt werde. Dankbarkeit ist das A und O.
Nimmst du dir neben dem Fleischverzicht vor, auch anderweitig nachhaltiger zu leben?
Ja, ich nehme weniger Aufträge an, ich reise öfter mit der Bahn, anstatt rüber zu jetten – solche kleinen Sachen. Ich finde es wichtig, dass man Schritt für Schritt nachhaltiger wird und sich der Problematik bewusst ist. Dafür muss man natürlich auch aus seiner Comfort Zone herausgekommen. Man kann nicht mehr nach dem Motto leben „Hauptsache, es macht mich glücklich.“ Wir haben eine gesellschaftliche Verantwortung. Ich als Influencer sogar noch eine größere, weil ich eine große Reichweite und eine Stimme habe, die vielleicht auch andere bewegt, selbst umzudenken. Ich möchte das für meinen Blog aber nicht in den Fokus stellen, sondern diese Schritte erst mal für mich gehen, anstatt sie gleich hinaus zu posaunen.
Du bist für viele Frauen ein Vorbild, gerade wenn es um Styling und Mode geht. Ist das immer ein schönes Gefühl, oder auch manchmal komisch, wenn dein Style oder bspw. auch die Bildsprache deines Blogs kopiert wird?
Letzteres ist zwar schon ein paarmal vorgekommen, aber man kopiert ja nicht mich als Menschen. Ich wäre in meinem Beruf echt schlecht aufgehoben, wenn mich das stören würde – im Gegenteil. Ich freue mich total, wenn ich andere inspirieren kann, etwas zu tragen, dass sie ansonsten nicht getragen hätten, weil sie denken, sie wären nicht mutig genug. Ein Großteil meines Schaffens besteht darin, andere Menschen inspirieren zu können und ihr Leben in eine positive Richtung zu lenken. Sei es im Kleinen, wenn es um Stilfragen geht, oder im Großen, wenn ich mit meiner Blog-Rubrik „Sonntagsgedanken“ Menschen zu neuen Gedanken inspirieren kann.
Du äußerst dich in letzter Zeit auf deinem Blog und in deinem Podcast „Sonntagsgedanken“ immer mehr zu politischen und gesellschaftskritischen Themen. Hattest du anfangs Angst, dass du bei diesen Themen nicht ernst genommen wirst, weil dich manche als reine Mode-Bloggerin abstempeln?
Total. Ich hatte superviel Angst. Politischer und gesellschaftskritischer Content erfordert viel Vorwissen. Ich habe irgendwann ein Interesse dafür entwickelt. Das war zugegebenermaßen nicht schon immer da. Politik war bei mir zu Hause früher kein großes Thema. Nach und nach habe ich mich dann für die Zusammenhänge interessiert. Dieses Selbstbewusstsein hat mir aber jahrelang gefehlt. Es ist das eine, eine eigene Meinung zu haben, und noch mal etwas anderes, damit in die Öffentlichkeit zu gehen und mit anderen in den Austausch zu treten. Anfangs habe ich mich gescheut, weil ich mir unsicher war, ob das, was ich glaube, auch richtig ist. Wirklich selbstbewusst wurde ich erst durch meinen Freund. Er ist sehr politisch. Mit ihm konnte ich schon vorher alles diskutieren und durchspielen. Diese Gespräche haben mir das Selbstbewusstsein gegeben auch im Rahmen einer größeren Diskussion nicht einzuknicken. Den politischen Content könnte ich ohne mein privates Umfeld, das mich fördert und fordert, nicht machen.
Vielen Dank für das interessante Interview, Masha!
Bildquelle: Masha Sedgwick