Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich bin ein großer Fan davon, im Hier und Jetzt zu leben. Ich habe keinen 5- oder 10-Jahres-Plan, mag mein Leben wie es ist und vertraue darauf, dass alles so kommt wie es kommen soll und am Ende schon alles gut wird. Das Problem ist nur, dass mir dieser blöde Erwachsenenkram da hin und wieder in die Quere kommt.
Während ich dabei bin, mein Life to the fullest zu leben, ploppen manchmal Begriffe in meinem Kopf auf, die meinen Seelenfrieden stören und vor denen ich am liebsten die Augen verschließen würde. Altersvorsorge, Rente und Sparen gehören zum Beispiel zu diesen Unwörtern. Alle reden vom Sparen. Energie sparen, Wasser sparen, Geld sparen, für die Rente sparen, denn sonst sieht’s irgendwann mau aus – Stichwort Gender Pension Gap. Doch wie soll man (Girl Math mal ausgenommen) eigentlich sparen, wenn am Ende des Monats kaum etwas übrigbleibt?
Zwischen Zukunftsangst und Delulu
Meine finanzielle Unabhängigkeit findet im Monatszyklus statt und erneuert sich, sobald ich mein Gehalt bekomme. Ich kann damit meinen Alltag finanzieren, ein Urlaub ist hier und da auch mal drin und theoretisch könnte ich auch sparen – wenn ich nicht den Großteil meines Lohns für Miete und andere Fixkosten ausgeben müsste. Muss ich aber leider, weil der Wohnungsmarkt absolut im Eimer ist. Sparen würde für mich also bedeuten, mein Leben einzuschränken und auf Dinge, die es in meinen Augen so schön und lebenswert machen, zu verzichten.
Ja, ich könnte meinen Netflix-Account kündigen, seltener Essen bestellen oder mich nur noch zu Hause mit Freundinnen auf einen Drink treffen. Aber damit spare ich in meinen Augen vor allem an einem: Lebensqualität. Will ich das wirklich? Nein – da bin ich ehrlich. Ich will die besten Jahre meines Lebens nicht damit verbringen, für die Rente zu sparen, sondern sie genießen. Ich will jetzt nicht daran denken müssen, was in 40 Jahren ist, wenn ich nicht mal weiß, ob die Welt bis dahin noch okay ist, bei allem, was gerade abgeht. Und dann kommt ja auch noch der zeitliche Aspekt dazu.
Das Leben überfordert mich eh schon regelmäßig: Ich möchte meine sozialen Kontakte pflegen, muss zusehen, dass meine Wohnung nicht verkommt und dass ich nicht verkomme. Genug schlafen, an die frische Luft gehen, gesund essen, Sport machen (schön wär’s) und zwischendurch vor allem auch mal abschalten und an meine mentale Gesundheit denken. Und all das neben meinem Vollzeitjob. Schwierig umzusetzen, ihr kennt es vielleicht. Kein Wunder, dass wir stattdessen lieber delulu sind, Sorgen aus dem Weg gehen und das Leben romantisieren.
Letzter Ausweg Sugardaddy?
Ich will das alles nicht. Trotzdem weiß ich, dass das so auf lange Sicht vermutlich nicht funktionieren wird und ich mich früher oder später mit dem Sparen befassen muss, um mir die Unabhängigkeit, die ich so sehr liebe, bewahren zu können. Und dass ich irgendwann doch einen Sugardaddy brauchen werde, wenn ich nicht anfange, über das Hier und Jetzt hinauszudenken und mir eingestehe, dass nach Asien auswandern oder vor der Rente sterben nicht die besten Pläne für die Altersvorsorge sind. Aber das mach ich dann morgen. Also vielleicht.