Es leuchtet ein, warum es sinnvoll ist, Privates und Berufliches zu trennen: Nicht nur, um im Job seine Professionalität zu wahren, sondern auch der eigenen psychischen Gesundheit zuliebe. Eine aktuelle Studie der Barmer Ersatzkasse und der Universität St. Gallen bestätigt, dass sich diejenigen im Home Office produktiver und zufriedener fühlen, die klare Grenzen ziehen können. Das muss allerdings jeder selbst leisten, womit sich ausgerechnet die jüngeren Generationen schwertun. Wir zeigen dir daher, wie du mit Grenzmanagement verhinderst, beim Arbeiten zu Hause durchzudrehen.
Was macht Home Office mit unserer Psyche?
In der Studie social health@work haben die Barmer und die Universität St. Gallen untersucht, wie sich die zunehmen Flexibiliserung der Arbeitswelt auf das psychische Wohlergehen von Beschäftigten in Deutschland auswirkt. Dabei lag der Fokus auf denjenigen, die zu Hause auch in der Coronakrise ihren Jobs nachgehen konnten. Durch die Corona-Pandemie mussten sich viele von uns von einen auf den anderen Tag auf Home Office umstellen – egal, ob wir zu Hause einen geeigneten Arbeitsplatz haben oder im Nebenzimmer die Kinder herumtoben. Dass das nicht immer glatt läuft, ist kein Wunder. Mach dir also keinen Kopf, wenn du den Dreh beim daheim arbeiten noch nicht raus hast! Da uns die Corona-Einschränkungen wohl leider noch eine ganze Weile begleiten werden, zeigen wir dir, wie du mittel Grenzmanagement (auch bekannt als Boundary Management) besser im Home Office klarkommst.
Fünf leicht umzusetzende Tipps für ein entspannteres Arbeiten im Home Office zeigen wir dir auch in unserem Video:
#1 Zeitliche Taktiken: Schluss mit Multitasking
Es mag sehr reizvoll erscheinen, im Home Office mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen: Nach dem Meeting schnell die Wäsche waschen, zwischendurch auf private Nachrichten antworten und zur Not eben ein paar Überstunden dran hängen, während abends der Fernseher läuft. Hauptsache man schafft täglich seine beruflichen und privaten Aufgaben.
Leider geht diese Rechnung nur selten auf: Die Studienergebnisse zeigen sehr deutlich, dass eine fehlende Trennung zu mehr Stress und sogar zu Schlafproblemen führen kann. Ein klar strukturierter Arbeitstag empfiehlt sich daher auch im Home Office: Nimm dir bewusst für Haushaltsaufgaben und Privates vor oder nach der Arbeit Zeit. Durch den fehlenden Arbeitsweg kann es für Frühaufsteher zum Beispiel sinnvoll sein, morgens den Abwasch zu erledigen oder aufzuräumen. Das hat den Vorteil, dass du bereits mit einem befriedigten Gefühl in den Arbeitstag startest, nicht in Versuchung kommst, dich ablenken zu lassen und noch dazu in einem ordentlichen Umfeld arbeiten kannst.
#2 Kommunikative Taktiken: Grenzen klar kommunizieren
Selbst wenn du dir feste Arbeitszeiten gesetzt hast, genügt das alleine meist noch nicht aus, um effektiv zu sein. Nur wenn sowohl dein privates Umfeld als auch deine Kollegen wissen, wann sie mit dir rechnen können und wann du nicht gestört werden willst, funktioniert ein entspanntes Arbeiten. Während die meisten es noch schaffen, sich an ihre regulären Arbeitszeiten zu halten, fällt es vielen schwer, sich Pausen zu gönnen. Anstatt dir beim Arbeiten eine Stulle reinzuschieben und deine Arbeits-Mails zu checken, solltest du dir genauso wie im regulären Büro eine Auszeit gönnen. Vielleicht kannst du dich sogar mit Kollegen zu einem Videocall-Lunch verabreden oder du machst einen kleinen Spaziergang an der frischen Luft.
#3 Örtliche Taktiken: Räumliche Grenzen schaffen
Der dritte Teil des Grenzmanagements im Home Office ist für viele zumindest auf den ersten Blick schwer umsetzbar: Idealerweise sollte man seine Arbeit in einem abgetrennten Zimmer verrichten. Ein Arbeitszimmer zu haben, ist allerdings ein Luxus, den sich nicht jeder leisten kann, weshalb die Mehrheit wohl eher am Küchentisch oder sogar auf der Couch arbeitet. Dennoch ist es möglich, auch hier klarere Grenzen zu ziehen. Wer bisher keinen Schreibtisch zu Hause hatte, kann überlegen, sich zumindest ein kleines oder ausklappbares Modell anzuschaffen. Zusammen mit einem Sitzball wird daraus ein ergonomischer Arbeitsplatz.
Auch Stehtische sind eine platzsparende und günstige Option, sich auch in kleinen Wohnungen einen abgetrennten Raum zu schaffen. Damit muss nämlich nicht notwendigerweise ein separates Zimmer gemeint sein, auch ein kleiner Platz, den du wirklich für nichts anderes verwendest oder vollstellst, kann einen Unterschied machen. Dr. Ulrike Körner, Leiterin des betrieblichen Gesundheitsmanagements der Barmer, rät außerdem: „Vermeiden Sie ständige Wechsel des Ortes, sodass Sie diesen Platz mit der Zeit auch geistig mit der Arbeitswelt verbinden.“
Schreibtische sind prädestiniert dazu, unordentlich zu werden. Hiermit ist aber jetzt Schluss!
Bildquelle: Getty Images/SeventyFour, Barmer