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Sarah Zöllner:

„Rahmenbedingungen, die sich für Mütter verbessern, kommen allen zugute“

Sarah-Zoellner

Familie und Karriere zu vereinen, ist – gerade für Frauen – noch immer alles andere als einfach. Das liegt vor allem an vielen systemischen Problemen. Auf die Bedürfnisse von Müttern wird in der Arbeitswelt noch immer nur wenig Rücksicht genommen. Das befeuert Probleme wie den Gender Pay Gap und ungleiche Karrierechancen und sorgt dafür, dass ein Großteil der unbezahlten Care Arbeit meist an Frauen hängen bleibt. Probleme wie diese sprechen Sarah Zöllner und Aura-Shirin Riedel in ihrem Buch „Mütter.Macht.Politik“ an. Ziel ist es, die Interessen von Müttern und Familien auch politisch stärker in den Vordergrund zu rücken. Mit Sarah Zöllner haben wir im Podcast darüber gesprochen, was sich ändern muss, damit Mütter ihr Familienleben und ihre Karriere wirklich frei gestalten können.

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Dies ist eine gekürzte Version des Interviews. Das vollständige Interview kannst du dir in unserer Podcast-Folge anhören.

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Mütter. Macht. Politik.: Ein Aufruf!

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desired: Was hat euch veranlasst, euer Buch zu schreiben und die Kampagne „Mütter.Macht.Politik“ ins Leben zu rufen?

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Wir sind beide Mütter mit zwei noch kleinen Kindern und arbeiten als Journalistinnen. Wir hatten ursprünglich das Anliegen, Mütter zu stärken. Aber das wollten wir nicht mit einem typischen Ratgeber tun, der Müttern sagt: „Das kannst DU tun, um den Wiedereinstieg in den Beruf zu schaffen“ oder „Das kannst DU tun, um deine Arbeitsbelastung im Alltag zu verringern.“ Uns war wichtig, stärker auf die Rahmenbedingungen für Familien einzugehen, die eben dafür sorgen, dass viele Mütter sich oft überfordert fühlen. Das beginnt bei der Kinderbetreuung, die zu kurz zur Verfügung steht, sodass wir uns ständig abhetzen müssen, um die Kinder nach der Arbeit abzuholen. Es sind aber auch tiefergehende Dinge, wie die Frage: Wer verdient in der Familie mehr und wer übernimmt dafür mehr Fürsorgearbeit? Wir wollten mit unserem Buch die aktuelle Situation von Müttern in der Gesellschaft aufzeigen und geben am Ende jedes Kapitels auch ganz konkrete Handlungsempfehlungen. Das Buch soll auch für Mütter, die sonst kaum Zeit haben, politisch aktiv zu sein, die aber trotzdem etwas verändern möchten.

Du sprachst gerade schon das Thema Fürsorgearbeit an. Die wird in Deutschland noch immer zum Großteil von Frauen übernommen. Sie nehmen häufiger Elternzeit und arbeiten später in Teilzeit, um sich besser um die Familie kümmern zu können. Woran glaubst du, liegt es, dass das noch immer das vorherrschende Modell in Deutschland ist?

Wir haben festgestellt, dass Paare oft mit modernen Vorstellungen darüber, wie sie sich ihren Alltag aufteilen in dieses Abenteuer Elternschaft gehen. Doch ab dem Moment, wo das Kind da ist, ergeben sich scheinbare Notwendigkeiten. Aufgrund des Gender Pay Gaps ist es etwa so, dass in vielen Familien der Vater mehr verdient. Dann erscheint es nur logisch, dass er auch kurz nach der Geburt wieder arbeiten geht, während die Mutter länger zu Hause bleibt und sich um das Kind kümmert. So wächst sie auch stärker in das Thema Care Arbeit rein. Am Ende des Jahres Elternzeit ist sie dann viel besser vernetzt, kennt sich besser in diesem ganzen Kontext aus und der Schritt ist naheliegend, dass sie dann auch weiterhin mehr zu Hause bleibt und zum Beispiel in Teilzeit arbeitet. Viele Frauen wünschen sich das natürlich auch – allerdings wünschen sich das auch viele Väter. Denen wird jedoch oft von ihren Arbeitgebern signalisiert: Schön und gut, dass du dein Kind auch liebst, aber eine Position in Teilzeit zu guten Konditionen bekommst du nicht. Und so merken Paare oft nach ein oder zwei Jahren, dass sie in eine ziemliche Schieflage geraten sind. Plötzlich ist die Mutter für alles rund um den Haushalt und das Kind zuständig und die unterschiedlichen Alltagsrealitäten als Paar sorgen dafür, dass es zu vielen Konflikten und zu Unverständnis kommt. Da sind Paare aber oft gar nicht persönlich dran Schuld, es sind oft die Rahmenbedingungen, die dazu führen.

Die Arbeit im Home-Office erleichtert für viele Mütter den Alltag. Im Video zeigen wir dir Jobs, die du gut von zuhause aus ausüben kannst:

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Schaut man sich den Gender Pay Gap an, sieht man, dass er mit zunehmendem Alter immer größer wird. Vor der Familienplanung verdienen Frauen zwar meist auch schon etwas weniger, der Abstand vergrößert sich jedoch noch weiter, wenn Kinder ins Spiel kommen. Dann arbeiten Frauen, wie du es angesprochen hast, öfter in Teilzeit und werden bei Beförderungen gerne mal vergessen. So entsteht ein Teufelskreis. Wie kann man den brechen?

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Wir argumentieren in unserem Buch, dass es nicht sein kann, dass es immer die Familie ist, die sich an das Arbeitsleben anpassen muss, sondern dass sich auch auf der Seite der Arbeitgeber und der politischen Rahmenbedingungen, die für sie gelten, etwas ändern muss. Wir gehen immer noch von einer 40-Stunden-Woche aus. Aber 40 Stunden sind schon für Menschen ohne Kinder schwer zu erfüllen. Da bleibt oft wenig Zeit für das Leben außerhalb der Arbeit. Wenn du als Elternteil jede Woche 30 oder 40 Stunden Fürsorgearbeit für deine Kinder übernimmst, dann ist eine 40-Stunden-Woche in der Erwerbstätigkeit kaum möglich. Wir glauben, dass es nicht die Aufgabe von Müttern sein sollte, ihre Kinder wegzuorganisieren. Das wollen die meisten Frauen auch gar nicht. Viele wollen bewusst nicht wieder mit 40 Stunden einsteigen, aber das heißt nicht automatisch, dass sie keine Karriere machen wollen. Hier stellt sich also die Frage: Wie lässt sich Arbeit anders strukturieren? Gibt es Möglichkeiten, flexibel und ortsunabhängig zu arbeiten? In der Pandemie hat sich gezeigt, dass das sehr wohl möglich ist, und viele Unternehmen ermöglichen das glücklicherweise auch weiterhin. Aber auch auf politischer Ebene ist es sinnvoll sich zu fragen: Was nimmt man eigentlich als Norm und wie kann man mehr Raum für Leben außerhalb der Erwerbstätigkeit schaffen? Da gibt es von vielen Verbänden und Initiativen Vorstöße, die fragen: Warum halten wir an diesen 40 Stunden Arbeitszeit pro Woche fest? Warum machen wir nicht einfach 30 Stunden zur Norm? Die 10 Stunden, die wir dadurch mehr zur Verfügung haben, können wir zur Pflege von Kindern, von bedürftigen Angehörigen oder auch für soziales Engagement nutzen. Da zeigt sich auch ganz deutlich, dass Rahmenbedingungen, die sich für Mütter verbessern, letztendlich auch allen Menschen in unserer Gemeinschaft zugutekommen. Wie wir Fürsorgearbeit bewerten und wie wir ihr Raum schaffen, ist essenziell für das gesamte Klima in unserer Gesellschaft.

Dies ist eine gekürzte Version des Interviews. Das vollständige Interview kannst du dir in unserer Podcast-Folge anhören.

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