18 Prozent, so hoch ist der Gender Pay Gap in Deutschland laut Statistischem Bundesamt. Die Zahl gibt die Lücke zwischen dem durchschnittlichen Gehalt von Frauen und Männern an. Wer diesen Wert schon erschreckend findet, hat vermutlich noch nichts vom Gender Pension Gap gehört. Denn leider werden die finanziellen Unterschiede zwischen Männern und Frauen mit zunehmendem Alter immer größer. Der Gender Pension Gap liegt aktuell bei 29,9 Prozent und damit mehr als zehn Prozent höher als der Gender Pay Gap. Wir erklären, woran das liegt und was Frauen dagegen tun können.
Dass die Gehälter von Frauen und Männern sich in Deutschland noch immer stark unterscheiden, ist kein Geheimnis. Laut Statistischem Bundesamt verringerte sich der Gender Pay Gap in den vergangenen zehn Jahren um gerade mal vier Prozent von 22 auf 18 Prozent. Dabei ist weniger entscheidend, dass Frauen für die gleiche Arbeit teils noch immer schlechter bezahlt werden, sondern vor allem, dass Frauen häufiger in schlechter bezahlten Branchen, seltener in Führungspositionen und häufiger in Teilzeit arbeiten. Letzteres liegt auch daran, dass Mütter sich noch immer häufiger um die Kinderbetreuung kümmern als Väter. Und so entsteht ein Teufelskreis: Frauen verdienen in ihrem Beruf oft von vornherein weniger. Wenn die Entscheidung ansteht, wer in Elternzeit geht, fällt sie also meist auf die Frau, dadurch fällt sie oft für ein paar Jahre aus, verpasst mitunter Beförderungschancen und verdient anschließend noch weniger, weil sie nur in Teilzeit wieder einsteigt. Genau das führt letztendlich dazu, dass Frauen später auch weniger Rente erhalten.
Was ist der Gender Pension Gap?
Über den Gender Pay Gap wird bereits häufig geredet, den Gender Pension Gap kennen jedoch die wenigsten, dabei fällt dieser viel größer aus. 2019 lag er laut Eurostat bei über 36 Prozent. Bis 2021 ist er laut einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes immerhin deutlich gesunken und liegt „nur noch“ bei 29,9 Prozent. Bedeutet im Klartext: Frauen bekommen im Schnitt 29,9 Prozent weniger Rente als Männer. In Deutschland bezogen Frauen ab 65 laut Statistischem Bundesamt Alterseinkünfte von rund 17.800 Euro brutto im Jahr, Männer von rund 25.400 Euro. Frauen haben im Monat also nur etwa 1.483 Euro Renteneinkünfte. Abzüglich von Steuern und Sozialabgaben ist das ein Betrag, von dem sich ohne finanzielle Unterstützung kaum leben lässt. Allerdings zeigen die Zahlen von Eurostat auch, dass der Gender Pension Gap jährlich stark sinkt. 2014 lag er noch bei fast 46 Prozent. Das lässt sich auch dadurch erklären, dass der Gender Pension Gap aktuell noch Generationen betrifft, in denen es üblich war, dass der Mann arbeiten geht und die Frau zuhause bleibt, in der Frauen oft also gar nicht selbst in die Rentenversicherung eingezahlt haben. Mit den Jahren dürfte er sich also weiter verkleinern, größer als der Gender Pay Gap wird er allerdings vermutlich trotzdem bleiben.
Warum ist der Gender Pension Gap so groß?
Dass der Gender Pension Gap so viel größer ausfällt, hat mehrere Gründe. Dadurch dass Frauen sich für die Kindererziehung oft eine berufliche Auszeit nehmen, zahlen sie auch weniger in die Rentenkasse ein. Doch es liegt nicht allein an der gesetzlichen Rente. Frauen, die weniger verdienen, können auch weniger für die private Altersvorsorge zurücklegen. Dadurch ergibt sich hier eine zusätzliche Kluft. Einer Untersuchung von Weltsparen zufolge, sorgt mehr als die Hälfte der Frauen (56 Prozent) überhaupt nicht für das Alter vor.
Neben dem Geld fehlt hier häufig auch das nötige Finanzwissen. Nur 28 Prozent der Frauen schätzen ihr Finanzwissen als gut ein. Bei Männern sind es 45 Prozent. Gleichzeitig ist vielen Frauen das Ausmaß der Gender Pension Gap überhaupt nicht bewusst. Laut der Umfrage gehen 22 Prozent davon aus, dass ihre gesetzliche Rente schon fürs Alter reichen werde und sorgen deshalb nicht vor. Bedenkt man, wie niedrig die Durchschnittsrente für Frauen in Deutschland ist, könnte das eine große Fehleinschätzung sein.
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Wie lässt die Gender Pension Gap sich verkleinern?
Altersarmut ist ein Thema, das vorrangig Frauen betrifft. Um später nicht selbst betroffen zu sein, können wir jedoch einige Vorkehrungen treffen. Immer mehr Frauen beginnen sich deshalb, selbstständig mit dem Thema Finanzen zu beschäftigen. Es ist wichtig, dass Frauen eine eigene Altersvorsorge haben und sich nicht nur auf ihren Mann verlassen. 29 Prozent der Studienteilnehmer*innen gaben an, finanziell nicht unabhängig zu sein. Sollte es später zu einer Trennung kommen, kann das für ernsthafte Probleme sorgen. Geld zum Beispiel in Aktien, Immobilien oder eine private Rentenversicherung zu investieren, ist deshalb extrem wichtig. Dabei reichen bereits kleine Sparbeträge, um einen Anfang zu machen.
Das Thema Care-Arbeit spielt dabei ebenfalls eine wichtige Rolle. Viele Frauen haben monatlich nicht genug Geld zur Verfügung, um Rückladen zu bilden, weil sie durch die Teilzeitarbeit nicht genug verdienen. Immer mehr Paare begegnen diesem Missstand, indem sie sich entweder die Care-Arbeit gerecht aufteilen oder eine Ausgleichszahlung vereinbaren. Der Part, der weiterhin Vollzeit arbeiten kann, zahlt dem Part der den Großteil der Care-Arbeit zahlt und somit beruflich zurücktritt, also eine Art Gehalt. Dieses kann dann zum Beispiel in die private Rente investiert werden.
Bildquelle: Stocksy/Ana Luz Crespi