Ist es in Deutschland für Normalverdiener eigentlich möglich, reich zu werden? Einer Studie zufolge glauben daran die wenigsten Deutschen. Gerade für Frauen scheint das Thema Finanzen häufig ein rotes Tuch zu sein. Die Büchse der Pandora, die sie nur ungern öffnen, weil sich darin Begriffe wie Altersarmut, Steuern oder Börsenverluste verbergen. Also wird die Büchse lieber ignoriert – und genau das ist das Problem, denn wer seine Finanzen vernachlässigt, läuft tatsächlich Gefahr, in der Altersarmut zu landen. Wer sich dem roten Tuch hingegen stellt, kann sein Geld nachhaltig anlegen und damit auch mit geringem Einkommen ein kleines Vermögen aufbauen. Wir erklären die ersten Schritte auf diesem Weg.
In der Reichtumsstudie des Marktforschungsinstituts GfK im Auftrag der Private-Equity-Gesellschaft RWB Group errechnen sich nur 7,9 Prozent der befragten Deutschen Chancen darauf, selbst einmal ein siebenstelliges Vermögen zu besitzen. Die Studie wird 2017 durchgeführt, damals glaubten immerhin noch 13,7 Prozent der Befragten daran, irgendwann mal zum Vermögensmillionär zu werden. Gleichzeitig ermittelt die Studie auch, wie es mit der finanziellen Bildung der Teilnehmer aussieht. Und stellen fest: Immer weniger Leute wissen, wie sie den Weg zur Million richtig angehen müssten. Dabei ist es laut den Autoren der Studie gar nicht einmal so schwer, zum Millionär zu werden: Ein 25-jähriger Sparer, der monatlich 300 Euro investiert, würde dementsprechend mit 70 Jahren Millionär sein, heißt es dort.
Doch bevor wir Geld in Aktien fließen lassen, sollten wir ein paar andere Schritte durchführen, um den Weg zum Vermögen zu ebnen.
Finanzen prüfen: Wofür gebe ich zu viel aus?
Zunächst einmal gilt es, den Status quo zu betrachten. Wie viele Vermögenswerte habe ich bereits angespart? Wie viele Schulden habe ich? Wie sind meine Einnahmen und Ausgaben? Nur wer sich einen Überblick über die eigenen Finanzen verschafft, kann langfristig ein Vermögen aufbauen. Ziel dabei sollte es sein, eine positive Gesamtbilanz zu haben. Wer offene Schulden hat, sollte die zunächst abbezahlen, bevor er große Summen in Aktienfonds oder eine Immobile investiert.
Außerdem lohnt es sich, die eigenen Ausgaben einmal genauer zu prüfen. Schnell stellt man dann fest, dass man viel zu viel für den Handyvertrag bezahlt oder noch ein Abo für eine Zeitschrift abgeschlossen hat, die man eigentlich nie liest. Es kann sich lohnen, an diesen kleinen Stellschrauben zu drehen, um am Ende des Monats mehr Geld übrig zu haben.
Im Video zeigen wir dir, wie du zum Beispiel beim Online-Shopping Geld sparen kannst:
Ausgaben schriftlich festhalten und Budgets setzen
Um die eigenen Finanzen zu tracken, lohnt es sich ganz klassisch ein Haushaltsbuch zu führen. Oftmals ist es erschreckend, wie viel man fürs auswärts essen, Kleidung oder Kosmetik ausgibt. Sinnvoll ist es, die eigenen Ausgaben in Posten zu unterteilen und sich ein Budget zu setzen, dass man monatlich für diese Posten zur Verfügung hat. Das könnte etwa so aussehen:
- Lebensmittel: 200 Euro im Monat
- Freizeit: 200 Euro im Monat
- Auswärts essen: 100 Euro im Monat
- Kleidung: 100 Euro im Monat
- Kosmetik: 50 Euro im Monat
- Sonstiges: 100 Euro im Monat
Die Posten und Budgets können natürlich an die eigenen Bedürfnissen und Interessen angepasst werden. Hinzu kommen Fixkosten wie die Miete, Versicherungen und sonstige Verträge, zum Beispiel fürs Fitnessstudio oder Handy. Gehen wir in unserem Beispiel einmal von einem Nettoeinkommen von 2.000 Euro aus. Die oben genannten Posten belaufen sich auf insgesamt 750 Euro, angenommen es kommen noch eine Warmmiete von 500 Euro dazu, Versicherungen im Wert von 100 Euro und Verträge ebenfalls im Wert von 100 Euro. Insgesamt blieben der fiktiven Person in unserem Beispiel somit 550 Euro zum Sparen.
In die eigene Finanzbildung investieren
Dieses Geld einfach auf dem Girokonto liegen zu lassen ist in Zeiten von Inflation und Null-Prozent-Zinsen sicherlich nicht die schlauste Idee. Doch wie soll man es dann sinnvoll anlegen? Das kann von Person zu Person unterschiedlich sein. Sinnvoll ist es daher, etwas Zeit (und eventuell auch Geld) in die eigene finanzielle Bildung zu investieren.
Aktien, ETFs, Tagesgeldkonto, Rentenversicherung, Immobilien als Kapitalanlage: All das hast du sicherlich schon einmal gehört. Doch weißt du auch, was sich dahinter verbirgt? Falls dem nicht so ist, solltest du das dringend ändern. Denn der erste Schritt beim Geld anlegen ist es, zu verstehen, was man da eigentlich tut. Ein sinnvoller Anfang können dafür einfache Ratgeber-Bücher sein. Keine Angst, die sind oftmals gar nicht so dröge, wie es vielleicht auf den ersten Blick klingt. Wir empfehlen dir zum Beispiel die Bücher „Madame Moneypenny: Wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen können“ oder „Easy Money: Wie du deine Finanzen regelst, endlich vorsorgst und trotzdem gut lebst.“ Mit der Easy-Money-Autorin Margarethe Honisch haben wir hier bereits ein Interview geführt:
Und auch der Ratgeber „Madame Moneypenny“ hat schon die Einstellung zahlreicher Frauen zum Thema Finanzen verändert. Und es vermittelt vor allem eines: Finanzen sind keine Raketenwissenschaft, man muss nicht Albert Einstein sein, um sie zu verstehen.
In ihrem Buch empfiehlt Autorin Natascha Wegelin unter anderem, bei der Wahl des passenden Beraters vorsichtig zu sein. Denn wer ohne eigene Vorkenntnisse zu einer vermeintlich kostenlosen Beratung geht, bekommt häufig ein teures Produkt aufgeschwatzt, das nicht zu den eigenen Bedürfnissen passt, sondern vor allem dem Berater eine hohe Provision verspricht. Kostenlose Beratungen müssen nicht zwangsläufig schlecht sein, wer jedoch selbst noch kein Wissen hat, sollte sich zunächst bei der Verbraucherzentrale beraten lassen und sich vor allem selbst in das Thema einlesen.
Einen Sparplan erstellen
Mit dem nötigen Grundwissen kannst du dich nun für die passenden Anlageprodukte entscheiden. In „Madame Moneypenny“ empfiehlt Natascha Wegelin beispielsweise eine Kombination aus Tagesgeldkonto für den „Notgroschen“, Rentenversicherung und Aktien, genauer gesagt ETFs. Dabei handelt es sich um sogenannte börsengehandelte Fonds, bei denen man in ein Portfolio von Aktien aus einem bestimmten Markt investiert.
Doch wie viel von deinem Einkommen solltest du in eine Rentenversicherung, wie viel auf das Tagesgeldkonto und wie viel in die Aktien investieren? Auch hier hilft eine Beratung bei der Verbraucherzentrale. Um zu wissen, wie viel du für deine Rente sparen solltest, hilft es außerdem zu wissen, wie viel gesetzliche Rente du später bekommen könntest. Meist ist das nicht sonderlich viel. Es entsteht also eine Lücke zwischen deinem jetzigen Gehalt und deiner späteren Rente. Diese gilt es mit der Rentenversicherung zu füllen.
Langfristige Investments führen zum Vermögen
Die Aktien hingegen sind dafür da, ein Vermögen aufzubauen. Hier profitierst du vom Zinseszins und lässt dein Geld quasi für dich arbeiten. Das Wichtigste dabei: Das Geld muss für lange Zeit angelegt werden. Angenommen, du hättest dein erstes Investment in einen ETF kurz vor der Corona-Krise getätigt: Der plötzliche Verlust hätte dir sicherlich einen Schreck eingejagt, doch die Aktien jetzt wieder zu verkaufen, wäre die vermutlich schlechteste Entscheidung, die du treffen könntest, stattdessen lohnt es sich, Schwankungen miteinzuplanen. Durch einen monatlichen Sparplan kaufst du immer zum aktuellen Kurs und gleichst Verluste somit aus.
Mittlerweile gibt es sogar zahlreiche Online-Broker und digitale Vermögensverwaltungen, mit denen du deinen Sparplan bequem per App erstellen kannst. Um die Börsenwelt zu verstehen, kann es hilfreich sein, hier zunächst kleine Beträge zu investieren und zu beobachten, wie die Kurse sich verändern. Bei Oskar kannst du beispielsweise bereits ab 25 Euro im Monat in ETFs investieren. Denn auch wenn es für einen 25-jährigen 300 Euro im Jahr braucht, um mit 70 Millionär zu sein, heißt das nicht, dass sich nicht auch kleinere Investitionen lohnen. Bereits 25 Euro, die monatlich in einen ETF fließen, können helfen, im Alter mehr Geld zur Hand zu haben.
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