Es war der erste Tag nach meinem Urlaub, als ich zu dem Gespräch gebeten wurde, das mich langfristig geprägt hat: Ich wurde (indirekt) gefeuert. Die Geschäftsführung des Unternehmens, in dem ich gearbeitet habe, hatte sich dazu entschieden, meinen Vertrag nicht zu verlängern. Was für mich im ersten Moment ein purer Schlag ins Gesicht war, war auf Dauer das Beste, das mir je passiert ist.
Zwei Jahre lang habe ich als Volontärin in einer Online-News-Redaktion gearbeitet – inklusive Schichtdienst ohne Zuschläge, regelmäßige Sieben-Tage-Wochen und enormen Leistungsanforderungen, deren Erreichen penibel getrackt wurde. Aufgeben kam für mich trotzdem nicht infrage. Zum einen, weil Volontariate im Journalismus Mangelware sind, und zum anderen, weil ich ein Problem damit habe, zu scheitern, wenn ich mir einmal etwas in den Kopf gesetzt habe.
Ein weiterer Punkt, der mich ausmacht, ist übrigens mein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn – egal, ob andere oder mich selbst betreffend. Riskant, wenn man einen befristeten Vertrag hat und das Ansprechen von Missständen und Liefern von Lösungsvorschlägen nun mal nicht zur Unternehmensphilosophie passen. Und so sah die Geschäftsleitung die Lösung der Probleme eben darin, mein Arbeitsverhältnis auslaufen zu lassen.
Wenn die bittere Erfahrung zum Durchbruch wird
Da saß ich nun – obwohl ich in den vergangenen 21 Monaten überwiegend unglücklich mit meiner Arbeitssituation war – und fühlte mich einfach nur schrecklich. Nach dem ersten Schock schlich sich das Gefühl von Selbstzweifeln ein, dicht gefolgt von elementarer Existenzangst. Mir schossen unzählige Fragen durch den Kopf: Was ist, wenn ich nicht direkt einen neuen Job bekomme? Wie soll ich dann meine laufenden Kosten decken? Wie soll ich das bloß meiner Familie und meinen Freunden sagen? Ja, ich schämte mich. Doch kaum hatte ich die Redaktion ein paar Stunden später verlassen, änderte sich mein Empfinden schlagartig: Mir fiel eine enorme Last von den Schultern!
Denn die fragwürdigen Arbeitsbedingungen dieser zwei Jahre hatten sich nicht zuletzt extrem negativ auf mein Privatleben ausgewirkt. Ich wurde sehr launisch, habe viel gemeckert und meine Zündschnur hatte sich auf ein Minimum verkürzt. Für all das, was auf der Arbeit schief ging, war mein Privatleben das Ventil. Und so kam es nicht selten vor, dass mich Freunde und Verwandte auf mein Verhalten angesprochen haben, was mich damals nur noch mehr genervt hat. Aber nicht nur das – auch meine körperliche Gesundheit hat enorm gelitten. Alle drei Wochen musste ich sieben Tage am Stück arbeiten und das im Wechsel mit Früh- und Spätschicht. Statt gesetzlich vorgeschriebener Ruhezeiten gab es Doppelschichten – das geht einfach nicht spurlos an einem vorbei.
Manchmal muss man zu seinem Glück gezwungen werden
Ich begann also, meine „Kündigung“ aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Ich sah sie nicht länger als herben Rückschlag, sondern als echte Chance an. Denn, mit der Entscheidung, meinen Vertrag nicht zu verlängern, wurde ich zu meinem Glück gezwungen. Natürlich hatte ich mir geschworen, selbst bei einer Vertragsverlängerung das Unternehmen aus eigenem Wunsch zu verlassen. Aber hätte ich das wirklich sofort gemacht? Oder hätte ich mich doch noch ein bisschen auf dem existierenden Job ausgeruht? Ich muss mir selbst das Zugeständnis machen, dass wahrscheinlich der zweite Fall eingetreten wäre.
Der Startschuss für ein glücklicheres Leben
Umso glücklicher bin ich heute, dass mir die Entscheidung damals einfach abgenommen wurde. Denn mal abgesehen von dem kleinen Kratzer an meinem Ego, hatte die Veränderung nur positive Auswirkungen für mich und mein direktes Umfeld. Mittlerweile habe ich nicht nur gelernt, den Stress von der Arbeit nicht mehr mit nach Hause zu nehmen, ich habe auch noch sofort einen Job gefunden, der mir Spaß macht und bei dem ich Wertschätzung für meine Arbeit erfahre. Diese Dinge sind für mich der Beweis, dass der Verlust definitiv nicht auf meiner Seite lag. Mein Tipp an alle, die vielleicht gerade in einer ähnlichen Situation stecken, lautet daher: aufstehen, Krone richten, weitermachen!
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