Zwischen einem Meeting und einem Telefonat auf der Arbeit mal eben ein paar Sit-Ups machen? Könntest du dir das vorstellen? In Schweden gehört dieses Szenario bei vielen Unternehmen mittlerweile zum Alltag und wird von den meisten Mitarbeitern gerne angenommen.
Was für deutsche Verhältnisse nicht vorstellbar scheint, liegt in dem skandinavischen Land voll im Trend: Sportübungen als Teil der Arbeit. Dabei geht es nicht nur darum, die Produktivität zu steigern: Das Gemeinschaftsgefühl der Belegschaft soll durch gemeinsamen Sport gestärkt. Wer bei der Sportpflicht nicht mitmachen will, hat in vielen schwedischen Firmen, wie zum Beispiel beim Modehersteller Björn Borg, schlechte Karriereaussichten. „Wenn du nicht trainieren oder Teil der Unternehmenskultur sein willst, musst du gehen“, sagt Firmenchef Henrik Bunge.
Sport kann Krankheitsfälle mindern
Die Schweden sind ohnehin eine sehr sportbegeisterte Nation: 70 Prozent gaben in Umfragen an, mindestens einmal pro Woche Sport zu treiben. Damit belegen die Skandinavier europaweit den Spitzenplatz. Bereits 2014 haben Wissenschaftler der Universität von Stockholm herausgefunden, das regelmäßige Sportstunden die Fälle von Krankheiten bei der Belegschaft um 22 Prozent verringert haben. Von einer Sportpflicht profitieren also anscheinend die Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Aber es gibt auch Kritik an dem Modell. Zum Beispiel vom Wirtschaftsforscher Carl Cederström von der Universität Stockholm, der bemängelt, dass ausreichend Fitness als gesellschaftliche Norm angesehen werde und vielleicht auch nur als Zwang für die Arbeitgeber ausgeführt werde.
Auch ein Modell für Deutschland?
Wir Deutschen sind leider nicht gerade bekannt dafür, dass wir uns gerne neue Regeln für einen gesünderen Lebenswandel aufdrücken lassen. Ich erinnere mich da noch an die langen Debatten zum vegetarischen Tag in deutschen Kantinen. Würde es bei einer Sportpflicht besser aussehen? Anscheinend schon. Denn eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2016 zeigt: 57 Prozent der befragten Berufstätigen finden, dass Arbeitgeber, die sich fitte Mitarbeiter wünschen, etwas für die Bewegung ihrer Angestellten tun sollen.
In einer weiteren Umfrage gaben die immerhin 23 Prozent der Befragten an, dass sie sich aktive Sportangebote wie Gymnastik von ihrem Arbeitgeber wünschen würden. Ob sie auch wirklich teilnehmen würden, ist sicherlich eine andere Frage. Aber ausprobieren schadet doch nicht, oder? Schließlich gibt es auch in Deutschland schon einige Unternehmen, die Sportstudio-Mitgliedschaften oder andere sportliche Hobbys ihrer Mitarbeiter bezuschussen.
Mal sehen, ob dieser gesunde Trend auch zu uns kommt. Ich würde es ziemlich lustig finden, wenn ich zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen nach einem Meeting ein paar Rumpfbeugen machen würde. Schaden würde es uns bestimmt nicht. Was würdest du davon halten, wenn gemeinsames Work-out auf der Arbeit Pflicht würde? Lass es mich in den Kommentaren wissen.
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