Ich kann mich noch gut an das Ende meiner Schulzeit erinnern, als ich nicht wusste, für welchen Studiengang ich mich bewerben sollte. Dass es eine Geisteswissenschaft werden würde, war klar, doch so richtig wusste ich damals nicht, was ein literaturwissenschaftliches von einem medienwissenschaftlichen Studium unterscheidet. Zudem gibt es an deutschen Universitäten mittlerweile so viele neue Studiengänge, von denen ich damals als Schülerin noch nichts wusste. Damit du dich nicht durch trockene Vorlesungsverzeichnisse wühlen musst, habe ich meine Kolleginnen nach ihren persönlichen Erfahrungen gefragt. Denn obwohl wir letzten Endes alle in der desired-Redaktion gelandet sind, hat jede von uns etwas anderes studiert! Meine Kolleginnen und ich zeigen dir, was man mit einem Studium der Kommunikationswissenschaften, Literaturwissenschaft, Europäischen Ethnologie oder Anglistik sonst noch beruflich machen kann (außer Taxi fahren).
#1 Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften (B.A.)
Katharina hat den Bachelor-Studiengang Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften an der Universität Köln studiert.
Warum hast du dich ausgerechnet für diesen Studiengang entschieden?
Ich hab nach dem Abi erst einmal zwei Semester Medizin studiert. Ärztin war irgendwie immer so mein Kindheits-Berufswunsch, und da meine Noten ganz gut waren, hab ich gedacht: „Geil, ich kann wirklich meinen Kindheitswunsch verwirklichen.“ Leider habe ich dabei völlig außer Acht gelassen, dass meine Interessen sich seit meiner Kindheit in eine ganz andere Richtung entwickelt haben und ich viel mehr der Sprachen-, Bücher-, Filme- und Serien-Mensch bin als ein Naturwissenschaftler. In den zwei Medizinsemestern habe ich aber schnell gemerkt, dass mich das alles überhaupt nicht interessiert und ich mir nicht einmal mehr vorstellen kann, wirklich als Ärztin zu arbeiten. Ich habe mich dann entschieden, den Studiengang zu wechseln und einfach danach zu gehen, was mich wirklich interessiert. Ein Studiengang, in dem ich mich mit Filmen, Serien, Theater und Kultur beschäftigen darf, war dann mein absoluter Traum.
Was hast du gelernt, wovon du auch heute noch in deinem Job oder im Alltag profitierst?
Ich habe gelernt, wie man sich auch mit Popkultur qualifiziert auseinandersetzen kann, und dass es nichts gibt, was zu trashig ist, um spannende Erkenntnisse daraus zu ziehen.
Worauf müssen sich Interessierte für diesen Studiengang gefasst machen?
Da der Studiengang so beliebt war, gab es einen ziemlich hohen NC, der zu meiner Zeit bei etwa 1,7 lag. Andere Menschen nehmen dein Studium vielleicht nicht so richtig ernst, wenn du erzählst, dass du dich mit Filmen und Serien beschäftigst. Und auch wenn es Spaß macht: Innerhalb einer Woche eine komplette Serie durchzugucken, weil sie Basis eines Seminars ist, kann ganz schön anstrengend sein.
Mit welchen Jobs sind Kommilitonen von dir nach dem Studium ins Berufsleben gestartet?
Einige sind beim Radio oder schreiben Filmkritiken für verschiedene Magazine, ein paar sind bei Film-PR-Firmen gelandet. Ein Bekannter von mir schreibt Drehbücher für Reality-TV-Sendungen.
#2 Indologie, Tibetologie und Mongolistik (B.A.)
Anett hat den Bachelor-Studiengang Indologie, Tibetologie und Mongolistik an der Universität Leipzig studiert.
Warum hast du dich ausgerechnet für diesen Studiengang entschieden?
Aus reinem Interesse. Ich habe mich aufgrund meiner Familiengeschichte für Südasien interessiert und war nach dem Abi auch ein paar Monate in Indien. Ein dezidiertes Job-Ziel hatte ich nicht. Meinen ursprünglichen Plan, Lehrerin zu werden, habe ich im Jahr nach dem Abi überworfen.
Was hast du gelernt, wovon du auch heute noch in deinem Job oder im Alltag profitierst?
Selbstorganisation, Zeitmanagement und Präsentationen halten. Außerdem Offenheit gegenüber anderen Kulturen und Meinungen und wie man sachlich diskutiert.
Worauf müssen sich Interessierte für diesen Studiengang gefasst machen?
Kleine Gruppen in Seminaren und darauf, dass sich die Kommilitonen zum Teil aus ziemlichen Nerds und manchmal auch nervigen Weltverbesserern und Hippies zusammensetzen.
Mit welchen Jobs sind Kommilitonen von dir nach dem Studium ins Berufsleben gestartet?
Entwicklungszusammenarbeit, Doktoranden (teils nach ein paar Jahren in einem Job), Buchladen, Marketing, Journalismus, eigene arbeiten in Sprachschulen (allerdings für Spanisch).
#3 Medienkommunikation und Journalismus (B.A.)
Jessica hat den Bachelor-Studiengang Medienkommunikation und Journalismus an der Fachhochschule des Mittelstands in Bielefeld studiert.
Warum hast du dich ausgerechnet für diesen Studiengang entschieden?
Für mich war von Anfang an klar, dass ich mal Journalistin werden möchte, deswegen habe ich mich auch auf die Studiengänge fokussiert, die sich mit diesem Bereich beschäftigen. Da ich damals noch nicht aus meiner Heimat wegwollte, der Studiengang ein halbes Jahr Praktika und neben dem journalistischen auch einen wirtschaftlichen Fokus hatte, habe ich mich dafür entschieden. Ich mochte außerdem die Vorstellung, dass ich nur mit 25 Leuten im Klassenraum sitzen würde, statt mit Hunderten im Hörsaal.
Was hast du gelernt, wovon du auch heute noch in deinem Job oder im Alltag profitierst?
Wie man verschiedene Darstellungsformen beschreibt, was eine gute Recherche beinhaltet und wie man mit verschiedenen Interviewpartnern umgeht. Außerdem haben sich die ganzen Stunden zu Projektmanagement und Wirtschaftlichkeit in seinen unterschiedlichsten Formen doch ein wenig bezahlt gemacht, auch wenn ich Tabellen bis heute noch verfluche.
Worauf müssen sich Interessierte für diesen Studiengang gefasst machen?
Sehr enge Betreuung durch die Dozenten, falls gewünscht (ist ziemlich hilfreich). Du kannst während des Studiums schon für Zeitungen/TV etc. arbeiten, die Dozenten unterstützen dich auch dabei, Artikel, die du verfasst hast, bei journalistischen Medien zu veröffentlichen. Ansonsten: Viele Hausarbeiten, eigenständiges Arbeiten und viel Selbstorganisation, eine Menge Referate, ein eher lockeres Klima und die Möglichkeit an Workshops mit vielen Größen aus der Medienbranche teilzunehmen.
Mit welchen Jobs sind Kommilitonen von dir nach dem Studium ins Berufsleben gestartet?
Viele von uns sind bei Online-Magazinen oder Printmedien gelandet, einige aber auch bei lokalen Radiosendern oder bei Nachrichtenmagazinen, zum Beispiel von denen von RTL.
#4 Kultur und Geschichte Mittel- und Osteuropas (M.A.)
Ich habe hinterher den Master-Studiengang Kultur und Geschichte Mittel- und Osteuropas an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) studiert.
Warum hast du dich ausgerechnet für diesen Studiengang entschieden?
Ich wollte unbedingt nach Berlin, leider wurde mein Studienabschluss von der Fachhochschule von den Berliner Universitäten nicht anerkannt. Deshalb habe ich versucht, ein Studium in der Umgebung zu finden. Für den Studiengang „Kultur und Geschichte Mittel- und Osteuropas“ habe ich mich entschieden, weil meine Familie polnische Wurzeln hat und ich gedacht habe, dass ich mir nach diesem vielleicht die ein oder andere Eigentümlichkeit erklären kann. 😉 Außerdem entwickelte ich während meines Bachelorstudiums ein großes Interesse für Geschichte und wollte das gerne noch etwas vertiefen. Viele haben mich damals für verrückt erklärt, als ich von meinem Studienwunsch erzählte. Auch weil meine Familie einst vom Osten in den Westen gezogen ist und ich nun wieder zurückzog. Ich habe diese Entscheidung nie bereut. In Frankfurt (Oder) zu wohnen war für mich aber keine Option, da Berlin schon immer meine große Liebe war. Mit dem Regio bin ich jeden Tag etwa 2,5 Stunden gependelt, was mir aber nichts ausgemacht hat.
Was hast du gelernt, wovon du auch heute noch in deinem Job oder im Alltag profitierst?
Ich glaube, ich bin ganz gut darin, politische Geschehnisse in Osteuropa einzuordnen. Das mache ich zugegeben nicht auf der Arbeit, aber dafür umso lieber in der Diskussion mit Freunden und der Familie. Das Studium in Frankfurt (Oder) hat außerdem sehr viel Selbstdisziplin erfordert, was mir im Job definitiv zugute kommt. Außerdem habe ich, aufbauend auf meinem Bachelorstudium, meine Recherchekenntnisse noch weiter vertiefen können und stelle auch heute immer wieder fest: Es gibt immer mehrere Meinungen und nie nur eine. Außerdem hat mir der kulturelle Teil des Studiums wirklich dabei geholfen zu verstehen, warum meine Familie manchmal so ist, wie sie halt ist. 😉 Außerdem habe ich in Frankfurt (Oder) so viele interessante Geschichten entdeckt, dass ich einige davon gleich für den Berliner Tagesspiegel aufgeschrieben habe.
Worauf müssen sich Interessierte für diesen Studiengang gefasst machen?
Du musst auf jeden Fall dazu bereit sein, sehr eigenständig zu arbeiten, viele Hausarbeiten zu schreiben und Referate zu halten. Wenn du nach Frankfurt (Oder) pendelst ist es außerdem so, dass du nicht wirklich am Studenten- und Unileben teilnimmst. Aber: Im Zug lernt man die lustigsten Leute kennen. Die Dozenten sind zum Teil international bekannt und wirklich gut! Empfehlen kann ich vor allem die Seminare bei Prof. Dr. Werner Benecke. Ich habe unglaublich viel bei ihm gelernt. Schön ist übrigens auch, dass einige Seminare auf Polnisch stattfinden und ich so meine Polnischkenntnisse aufbessern konnte. Der Europa-Universität liegt viel daran, den europäischen Gedanken aufrecht zu halten. Das sieht man an den Kursen, aber auch an der Schülerschaft – ein bunter Meltingpot.
Mit welchen Jobs sind Kommilitonen von dir nach dem Studium ins Berufsleben gestartet?
Das ist ziemlich bunt gemischt. Einige sind bei Bundesministerien untergekommen, andere bei diversen Medien, auch im Ausland. Andere arbeiten als Referenten für die Bundesregierung im Ausland und einige sind bei Museen untergekommen.
#5 Kommunikationswissenschaft (B.A.)
Christina hat einen Dual-Bachelor an der Universität Greifswald studiert, der aus zwei verschiedenen Studiengängen besteht. Hier beschreibt sie ihre Erfahrungen mit dem Fach Kommunikationswissenschaft.
Warum hast du dich ausgerechnet für diesen Studiengang entschieden?
Ich bin damals ganz pragmatisch vorgegangen. Ich habe mir einen Studienführer geschnappt und geschaut, was ich studieren muss, um später als Redakteur arbeiten zu können. So habe ich mich deutschlandweit auf Studiengänge wie „Journalismus“, „Medienwissenschaft“ und „Kommunikationswissenschaft“ beworben. Dass ich in Greifswald gelandet bin, war eher Zufall. Eigentlich hatte ich in Berlin bleiben wollen. Dort war der NC aber leider zu hoch und meine Bewerbungen wurden abgelehnt.
Was hast du gelernt, wovon du auch heute noch in deinem Job oder im Alltag profitierst?
Während des Studiums dachte ich oft: „Meine Güte, das ist hier alles total fern von dem, was ich später machen möchte.“ Tatsächlich musste ich viel Theorie pauken, aber oft genug habe ich mittlerweile Momente, in denen ich an Kurse wie „Medienethik“, „Medienrecht“ oder „Gruppenkommunikation“ zurückdenke. Ganz so fern von meinem heutigen Alltag in einer Online-Redaktion war mein Studium wohl doch nicht.
Worauf müssen sich Interessierte für den Studiengang Kommunikationswissenschaft gefasst machen?
Tatsächlich war das Studium in Greifswald ein kleiner Glücksfall für mich. Im Vergleich zu Unis in Großstädten sind die Kurse, vor allem in späteren Semestern, viel kleiner und man lernt mehr. Meine Professoren waren alle sehr engagiert. Zwar hatte ich sehr strenge Regularien (Hausarbeiten durften zum Beispiel nur mit maximal drei Tagen Verspätung eingereicht werden – und das auch nur mit guter Begründung bzw. ärztlichem Attest), aber von diesem Stress konnte man sich nach der Abgabe am Ostseestrand erholen.
Mit welchen Jobs sind Kommilitonen von dir nach dem Studium ins Berufsleben gestartet?
Der Arbeitsmarkt für Geisteswissenschaftler ist nicht der einfachste. Viele meiner Kommilitonen mussten nach dem Studium erst einmal schlecht (oder gar nicht) bezahlte Praktika annehmen. Manche blieben auch ein paar Monate arbeitssuchend. Andere fanden Jobs in Online- oder Print-Redaktionen, PR-Agenturen, Marktforschungsinstituten, in kleineren Organisationen oder in Verlagen.
#6 Anglistik / Amerikanistik (B.A.)
Christina hat einen Dual-Bachelor an der Universität Greifswald studiert, der aus zwei verschiedenen Studiengängen besteht. Hier beschreibt sie ihre Erfahrungen dem Fach Anglistik / Amerikanistik.
Warum hast du dich ausgerechnet für diesen Studiengang entschieden?
In den Studiengang Anglistik / Amerikanistik bin ich eher reingerutscht. Das liegt vor allem daran, dass ich noch ein weiteres Hauptfach für meinen Bachelor-Abschluss brauchte. Englisch hatte ich bereits in der Schule als Leistungskurs, also war die Entscheidung schnell gefallen.
Was hast du gelernt, wovon du auch heute noch in deinem Job oder im Alltag profitierst?
Englischkenntnisse braucht man ja immer mal. Ich habe neben einigen interessanten Vokabeln, aber natürlich auch viel über Grammatik, Literatur und die Geschichte der USA und Großbritannien gelernt. Auch wenn ich vielleicht nicht täglich jede Info brauche, bereue ich nicht, das Hintergrundwissen parat zu haben, falls es mal nötig sein sollte.
Worauf müssen sich Interessierte für den Studiengang Anglistik / Amerikanistik gefasst machen?
Auch hier kann ich nur von kleinen Kursen und spannenden Thematiken schwärmen. Trotzdem merkte man zu meiner Zeit deutlich, dass Anglistik kein Aushängeschild der Uni war. So hatte ich in einem stets einsturzgefährdeten Gebäude Unterricht und schaute immer kritisch auf die anderen Leute, die mir auf der Treppe begegneten, weil die Treppe nur für sechs Leute gleichzeitig ausgelegt war. Aber gute Nachrichten für dich: Auf der Webseite der Uni steht, dass ab September 2018 ein neuer Standort für die Fakultät bereitsteht.
Mit welchen Jobs sind Kommilitonen von dir nach dem Studium ins Berufsleben gestartet?
Viele meiner Kommilitonen haben Englisch auf Lehramt studiert und arbeiten heute als Lehrer oder haben eine Universitätskarriere eingeschlagen. Andere fanden Unterschlupf in Botschaften oder sind ins Ausland gegangen.
#7 Vergleichende Kultur- und Religionswissenschaft (B.A.)
Ich habe den Bachelor-Studiengang Vergleichende Kultur- und Religionswissenschaft an der Philipps-Universität Marburg studiert.
Warum hast du dich ausgerechnet für diesen Studiengang entschieden?
Ich hatte nach dem Abi keine Ahnung, was ich beruflich machen will. Für mich war nur klar, dass ich mich für ein geisteswissenschaftliches Studium entscheide. Zunächst wollte ich Literaturwissenschaft oder Kunstgeschichte studieren. Damals war ich großer Fan von Podcasts des bayerischen Kulturradios. Dort wurden häufig Kulturwissenschaftler als Experten zu alltagskulturellen Phänomenen befragt. Dadurch erfuhr ich erst, dass es diesen interdisziplinären Studiengang gibt. Mir gefiel die Idee, mich im Studium noch nicht so genau festzulegen, wie es beispielsweise mit Kunstgeschichte der Fall gewesen wäre.
Was hast du gelernt, wovon du auch heute noch in deinem Job oder im Alltag profitierst?
Insbesondere im Bachelor-Studium habe ich mich mit verschiedenen Diskriminierungsformen wie Rassismus, Ableism und Sexismus auseinandergesetzt. Dadurch kenne ich viele Diskussionen bereits, die im außeruniversitären Bereich erst jetzt geführt werden, und kann so leicht in privaten Diskussionen mithalten und meine Meinung in Kommentar-Artikeln wiedergeben. Durch den klassisch ethnologischen Teil des Studiums habe ich außerdem einen kritischen Blick für die Darstellung von Indigenen entwickelt und kann Menschen in meinem Umfeld darauf hinweisen, wenn sie unwissentlich rassistische Stereotype reproduzieren.
Worauf müssen sich Interessierte für diesen Studiengang gefasst machen?
Der Studiengang setzt sich aus den drei Fächern Religionswissenschaft, Ethnologie und Europäische Ethnologie / Kulturwissenschaft zusammen. Das ist für planlose Studienanfänger erst mal nett, um festzustellen, wofür man sich überhaupt interessiert. Generell sind die meisten Seminare im Vergleich zu anderen Studiengängen relativ klein und man lernt schnell alle Namen seiner Kommilitonen. Das hat den Vorteil, dass es leicht ist, sich in Diskussionen einzubringen. Jedoch ist das nicht für jeden etwas. Manchmal hätte ich mir mehr Vorlesungen und Frontalunterricht anstelle von Referaten gewünscht. Einen großen Vorteil dieses Fachs will ich Mathe-Nieten wie mir aber nicht vorenthalten: Man muss hier wirklich keine Statistikvorlesungen besuchen!
Mit welchen Jobs sind Kommilitonen von dir nach dem Studium ins Berufsleben gestartet?
Fast jeder meiner Kommilitonen hat nach dem Bachelor erst noch ein Master-Studiengang drangehängt.
#8 Europäische Ethnologie / Kulturwissenschaft (M.A.)
Ich habe hinterher den Master-Studiengang Europäische Ethnologie / Kulturwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg studiert.
Warum hast du dich ausgerechnet für diesen Studiengang entschieden?
Im Bachelor-Studium habe ich gemerkt, dass mich das Fach Europäische Ethnologie / Kulturwissenschaft am meisten interessiert. Ich wollte mich verstärkt wissenschaftlich mit Esskultur auseinandersetzen, weil sich der Berufswunsch herauskristallisierte, irgendwann für ein Magazin mit den Schwerpunkten Essen und Kochen zu schreiben.
Was hast du gelernt, wovon du auch heute noch in deinem Job oder im Alltag profitierst?
Anders als in der Soziologie befasst man sich in der Kulturwissenschaft eher mit der Mikroebene. Das heißt also, dass man häufig anhand konkreter Einzelfallbeispiele arbeitet, anstatt mit quantitativen Studien. Dadurch bin ich inzwischen in der Lage, vermeintlich nichtige Themen genau auseinanderzunehmen, was mir bei der Auswahl meiner Artikel hilft. Außerdem kann ich dank meiner Masterarbeit über die Geschichte des deutschen Vollkornbrotes nun beim Frühstückstisch stets mit interessanten Fakten glänzen.
Worauf müssen sich Interessierte für diesen Studiengang gefasst machen?
Welche Seminarthemen angeboten werden, hängt von den Dozenten ab, die derzeit lehren. Das kann dazu führen, dass man sich mit sehr unterschiedlichen Bereichen befasst, die wenig miteinander zu tun haben. Mir hat es gefallen, mich nicht ausschließlich mit der Kulturgeschichte des Bieres, sondern zum Beispiel auch mit der Erinnerungskultur in Theresienstadt auseinanderzusetzen, aber manchen meiner Kommilitonen fehlte hier der rote Faden.
Mit welchen Jobs sind Kommilitonen von dir nach dem Studium ins Berufsleben gestartet?
Das ist ziemlich bunt gemischt, weil das von den selbst festgelegten Schwerpunkten abhängt. Manche arbeiten inzwischen im sozialen Bereich mit Geflüchteten oder Jugendlichen, ein ehemaliger Kommilitone leistet Recherchearbeit für Fernsehdokumentationen, ein anderer forscht in Indien, hat sein erstes wissenschaftliches Buch publiziert und promoviert.
#9 Europäische Medienwissenschaft (B.A.)
Katja hat den Bachelor-Studiengang Europäische Medienwissenschaft an der Universität Potsdam studiert.
Warum hast du dich ausgerechnet für diesen Studiengang entschieden?
Für mich stand bereits eine Weile vor dem Abi fest, dass ich unbedingt in die Medienbranche will. Alle anderen Studienrichtungen erschienen mir irgendwie wie drei weitere Jahre Schulinhalte pauken und ich wollte unbedingt etwas im Leben machen, das mir Spaß bringt und in dem ich mich kreativ entfalten kann.
Was hast du gelernt, wovon du auch heute noch in deinem Job oder im Alltag profitierst?
Unser Studiengang war anfangs sehr philosophisch ausgelegt und hat sich stark auf die Kulturgeschichte und die Entwicklung der Medien bis heute konzentriert. Das hat mich erst etwas gestört, aber im Nachhinein haben diese Seminare und Vorlesungen meinen Horizont sehr erweitert. Irgendwie haben sie mein Verständnis für unsere heutige Gesellschaft, die Kultur und das Denken der Menschen intensiviert, wovon ich auch heute noch profitiere, wenn ich Dinge verstehen oder auch Artikel zu bestimmten Themen schreiben will.
Worauf müssen sich Interessierte für diesen Studiengang gefasst machen?
Als ich noch studiert habe, war der Studiengang noch recht jung. Alles war sehr experimentell, wir konnten viel ausprobieren, auch technische Aspekte wie Websites erstellen oder Videodreh und -schnitt. Jedes Semester gab es bestimmte Pflichtveranstaltungen, aber auch viele Seminare, die man frei wählen konnte. Pro Jahrgang gab es nur 30 bis 40 Studenten, weshalb der NC auch sehr hoch war. Das Klima war sehr entspannt, zeitlichen Druck gab es kaum und vor allem wenig Klausuren. Das war schon ein kleines Problem für mich, denn so habe ich fast alle meine Hausarbeiten bis ins letzte Semester aufgeschoben und hatte dann auf einmal eine Menge zu tun.
Mit welchen Jobs sind Kommilitonen von dir nach dem Studium ins Berufsleben gestartet?
Generall muss man sagen, dass es nicht immer leicht ist, sofort nach dem Studium im Medienbereich Fuß zu fassen. Meist winken erst mal viele Praktika oder ein unterbezahltes Volontariat. Das wird jedoch besser mit den Jahren, wenn man am Ball bleibt: Ich weiß, dass ein paar Leute in der Kulturbranche gelandet sind, manche beim Fernsehen (eine Kommilitonin ist sogar Moderatorin geworden). Manche in PR-Agenturen, in verschiedenen Redaktionen, beim Film oder auch ganz anderen Bereichen. Die ein oder andere ist mit ihrem Master noch mal in eine andere Richtung gegangen und arbeitet jetzt in der politischen Kommunikation oder hat sich selbstständig als Grafikdesignerin gemacht. Es sind also alle, von denen ich weiß, gut untergekommen.
#10 Germanistische Literaturwissenschaft (M.A., Magister Artium)
Katja hat Germanistische Literaturwissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der zu ihrer Zeit ein Magister-Studiengang war, studiert. Mittlerweile bietet das Germanistische Institut diese Studiengänge als Bachelor/Master an.
Warum hast du dich ausgerechnet für diesen Studiengang entschieden?
Dass ich eine Geisteswissenschaft studieren wollte, stand schon seit der Oberstufe für mich fest. Ich hatte mich in meiner Abizeit schon informiert, welche Studiengänge es in Jena gibt und die Uni besucht. Da ich Literatur liebe, ist es dann die Germanistische Literaturwissenschaft geworden. Mir war klar, dass ich keinen Lehramtsstudiengang besuchen möchte, da ich eher vorhatte in die freie Wirtschaft zu einem Verlag oder Medienunternehmen zu gehen und mich nicht als Lehrerin an einer Schule sah. Da sollte man auch ehrlich zu sich selbst sein, ob man dem wirklich gewachsen wäre und der Typ dafür ist.
Was hast du gelernt, wovon du auch heute noch in deinem Job oder im Alltag profitierst?
Neben zahlreichen tollen Büchern und der Erweiterung meiner Kenntnisse der deutschen Literatur habe ich vor allem gelernt, selbstständig zu arbeiten. Daneben habe ich vor allem gelernt, mich selbst zu organisieren, wertvolle Recherchetechniken sowie kritisches Denken und Argumentieren.
Worauf müssen sich Interessierte für diesen Studiengang gefasst machen?
Im Magister musste man sich selbst heraussuchen, welchen Schwerpunkt man setzt und welche Seminare und Vorlesungen man besucht. Es gab wenig Pflichtveranstaltungen. Das kann man mit dem Studieren des Bachelors nicht vergleichen. Meinen Studiengang gibt es als Master-Studiengang nicht mehr. Das heißt jetzt „Literatur-Kunst-Kultur“ oder „Deutsche Klassik im europäischen Kontext“. Ich kann nur sagen, dass ich es nicht bereue, dieses Fach studiert und am Ende eine 120-seitige Facharbeit geschrieben zu haben. Man sollte natürlich wissen, dass das mit dem späteren Beruf nicht viel zu tun hat – außer man ist so ehrgeizig und liebt das wissenschaftliche Arbeiten so sehr, dass man promoviert und eventuell an der Uni bleibt und wissenschaftlich arbeitet. Doch diese Jobs sind rar gesät und es braucht viel Glück und Ehrgeiz, sie zu bekommen. Wer nach so einem Studium in die freie Wirtschaft geht, ist meist erstmal weltfremd und muss lernen, dass es ab sofort um Leistung geht und darum, Profit zu machen. Man sollte flexibel sein und von Anfang an, viele Praktika machen. Bei mir waren das das Verlagswesen und Redaktionen.
Mit welchen Jobs sind Kommilitonen von dir nach dem Studium ins Berufsleben gestartet?
Die, von denen ich weiß, sind in Medienunternehmen, in Redaktionen, Verlagen oder PR- und Event-Agenturen. Manche sind aber auch in die pädagogische Richtung gegangen und unterrichten in freien Vereinen. Manche landeten bei Funk- und Fernsehen. Man kann aber auch in die Politik gehen oder eine eigene Idee verfolgen und etwas Eigenes gründen. Du bist als Germanistin nicht festgelegt und ich halte es für ein völliges Vorurteil und Klischee, dass es eine „brotlose Kunst“ ist und man eh nur Taxi fährt.