Burnout im Studium trifft mehr Menschen als man denkt. Plötzlich weiß man nicht mehr, wie es weitergehen soll und hat wahnsinnige Angst zu versagen. Der Druck wird immer größer und das Selbstwertgefühl immer kleiner. Aber an Aufgeben ist kaum zu denken, denn Aufgeben bedeutet Versagen und Versagen ist nicht akzeptabel.
So oder so ähnlich geht es mittlerweile vielen Studenten in Deutschland. Der Leistungsdruck an den Universitäten wird immer höher und der Konkurrenzkampf unter den Studenten immer härter. Jeder will der Beste sein, um möglichst große Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Auch die Umstellung zum Bachelor hat es für die Studenten nicht leichter, sondern eher schwerer gemacht. Es soll immer mehr Leistung in immer kürzerer Zeit erbracht werden. Doch was passiert, wenn man diesem Druck einfach nicht mehr standhalten kann?
Jeder will der Beste sein
Hannah kennt dieses Problem. Schon in der Schule gehörte sie zu den Besten ihres Jahrgangs und hatte auch immer den Drang die Beste sein zu wollen. Nach der Schule ging es direkt mit einem BWL-Studium weiter. Hannah hatte sich entschlossen eine Karriere im Marketing hinzulegen und wollte schnell ins Berufsleben einsteigen, um ihren Traum zu verwirklichen. Für sie bedeutete das, besser zu sein als die anderen Studenten und sich von der breiten Masse abzuheben. Sie gab von Anfang Vollgas und der Erfolg gab ihr zunächst Recht. Doch mit Beginn des vierten Semesters fühlte Hannah sich plötzlich immer müde und ausgelaugt. Sie dachte zunächst, sie hätte sich irgendetwas eingefangen. Eine Grippe vielleicht, doch der Schnupfen blieb aus – das Gefühl aber blieb. Sie fühlte sich innerlich völlig leer und war mit allem überfordert. Tränen wurden zu einem ständigen Begleiter, und sie war immer gereizt. Nach langem Überlegen suchte sie einen Arzt auf und dieser diagnostizierte Burnout.
Viele Studenten leiden mittlerweile unter Burnout. Viele Studierende zeigen bereits Symptome eines Burnouts: 24,4 Prozent gaben in einer Studie der TK an, unter Erschöpfung zu leiden. Statistiken belegen zudem, dass vor allem junge Menschen unter Burnout oder Depression leiden. Ungefähr jeder zweite, bei dem eine Depression erstmals diagnostiziert wird, ist unter 32. Ein erschreckendes Ergebnis. Burnout ist in den letzten Jahren zu einer Art Volkskrankheit geworden, vor der sich niemand schützen und die jeden treffen kann. In den Medien hört man immer wieder von Betroffenen, auch Prominente, wie der ehemalige Skispringer Sven Hannawald.
Doch was bedeutet Burnout eigentlich genau?
Von Burnout sprechen Mediziner*innen, wenn der Betroffene emotional und körperlich erschöpft ist, sich immer mehr von seiner Arbeit entfremdet und von seinen Freunden zurückzieht. Und wenn er das Vertrauen in sich selbst und die eigenen Fähigkeiten verloren hat.
Wie kommt es zu einem Burnout?
Wer dauerhaft unter Stress steht und einen ständigen Leistungsdruck verspürt und dabei emotional und zeitlich an seine Grenzen geht, der hat ein erhöhtes Risiko an Burnout zu erkranken. Hinzu kann noch Frustration über den Job oder die viele Arbeit an der Uni kommen. Wenn die Energiereserven sich dem Ende neigen, sind das starke Anzeichen auf Burnout, und manchmal ist es dann auch schon zu spät.
Was kann man gegen Burnout tun?
Wer an Burnout leidet, der sollte sich eine Auszeit gönnen. Doch Vorsicht: Ein Urlaub oder eine kleine Pause vom Alltagsstress bringen oft nur kurze Verbesserungen des gesundheitlichen Zustands. Um den Symptomen entgegenzuwirken muss man einen langfristigen Plan aufstellen. Jeder Betroffene muss lernen, sich Pausen zu gönnen. Und zwar nicht nur zwischen zwei Kapiteln, sondern lange Pausen, die eine Erholung garantieren. Wer merkt, dass er alleine nicht mit der Situation klarkommt, der muss sich professionelle Hilfe suchen. Das Studentenwerk hilft beispielsweise bei der Suche nach einem geeigneten Therapieplatz.
Auch für Hannah bedeutete die Diagnose, dass sich etwas ändern musste, denn die Empfehlung des Arztes, Antidepressiva zu nehmen, kam für sie nicht infrage. Sie vereinbarte einen Termin mit dem psychologischen Dienst des Studentenwerks und begann eine Gesprächstherapie. Gemeinsam mit ihrem Therapeuten erarbeitete sie einen Plan, der ihr half, öfter mal eine Pause einzulegen und sich gezielt Entspannung und Erholung zu gönnen, auch wenn es manchmal schwerfällt.
Vorbeugen ist das A und O
Grundsätzlich muss man sagen, dass ein Burnout jeden treffen kann. Wer aber versuchen möchte, dies möglichst zu verhindern, der sollte sich öfter Pausen gönnen und eine gesunde Lebensweise anstreben. Ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und Bewegung helfen, Stress abzubauen. Und Stress ist das, was es zu vermeiden gilt. Natürlich ist ganz klar, dass das nicht immer gelingen wird. Aber zumindest sollte es kein dauerhafter Zustand werden. Wer merkt, dass er an seine Grenzen kommt, muss sich bewusst eine Auszeit nehmen und einen Gang zurückschalten.
Mittlerweile kommt auch Hannah mit ihrem neuen Leben ganz gut zurecht, auch wenn es ihr manchmal noch schwerfällt, sich selbst nicht ständig unter Druck zu setzen. Sie hat die Geschwindigkeit aus ihrem Plan, möglichst schnell eine steile Karriere hinzulegen, herausgenommen und wird im nächsten Jahr ihren Abschluss machen. Auch wenn sie vielleicht nicht die Beste ist, wird sie trotz allem einen sehr guten Abschluss machen. Und das ganz ohne das Gefühl, am Ende keine Kraft mehr zu haben.
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